Die grosse Motivation für das Training ist der Wettkampf

Kim Lenherr | 
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Die Tortour ist auch im Team eine körperliche Herausforderung. Bild: Lupi Spuma zvg

«shn.ch» an der Tortour: Ein Arzt und ehemaliger Spitzensportler schätzt ein, wie gesund das Unternehmen namens Tortour ist

Als Leichtathlet hat sich Marcel Tschopp den Traum erfüllt, den jeder Sportler hat: Er hat an Olympischen Spielen teilgenommen. Gleich zweimal (Peking 2008 und London 2012) stand er im Marathon im liechtensteinischen Nationaldress am Start. Er kennt die Vorbereitungen auf eine Extremleistung aus eigener Erfahrung also bestens. Als Leitender Arzt für Rheumatologie am Kantonsspital Winterthur kennt der in Uhwiesen wohnhafte Tschopp aber auch die medizinische Sichtweise auf den Sport und seine Auswirkungen auf den Körper.

Marcel Tschopp

Herr Tschopp wären Sie fit genug, 400 Kilometer mit dem Fahrrad zurückzulegen?

Marcel Tschopp: ( lacht) Nein, im Moment nicht. Man muss es sich auch im Training angewöhnen, über diese lange Strecke auf dem Fahrrad sitzen zu können, ohne Schmerzen am Gesäss zu bekommen.

Was braucht es für eine Grundlagenausdauer?

Es braucht eine spezifische Aus- dauer für das Velofahren. Eine Grundausdauer ist sicher von Vorteil, aber vor allem sollte man so viel wie möglich Velofahren, damit sich die Muskulatur an die Belastung anpasst.

Wie viel Zeit muss man ins Training investieren, damit man fit genug für die Tortour ist?

Das hängt vom Rennformat ab. Es gibt unterschiedlich lange Rennstrecken, die man verschieden aufteilen kann. Ich denke, in einem Viererteam lässt sich das sicher meistern, wenn man sich regelmässig aufs Fahrrad schwingt. Wenn man die 1000 Kilometer Strecke alleine fährt, muss man sich sicher spezifischer vorbereiten.

Was sind die Probleme, wenn man den ganzen Trainingsumfang stark erhöht?

Die Überlastungsproblematik ist wohl das grösste Problem. Mehr als die Hälfte der sportmedizinischen Probleme sind Überlastungen und keine Unfälle. Beim Radsport bereiten meistens der Rücken, die Knie, die Handgelenke sowie das Gesäss Mühe. Wobei es am Gesäss vor allem zu Hautproblemen wegen der Reibungen kommt. Beim Film «Höllentour» gibt es eine Szene, in welcher der Helfer die Radhosen und den Sitz des Radsportlers mit Creme behandelt, sodass es nicht zu offenen Stellen am Gesäss kommt.

Wie kann man die Fitness auf dem Rad erhöhen?

Man muss regelmässig trainieren und wenn möglich Wettkampferfahrung sammeln. Einerseits Trainings über eine kürzeren Distanz mit Wettkampfgeschwindigkeit, andererseits Trainings mit Wettkampfdistanz in langsameren Tempo. Beides um optimal für den Wettkampf vorbereitet zu sein.

Die vier Teilnehmer der shn.ch waren bisher vor allem in den Laufschuhen unterwegs: Wie gelingt einem der Umstieg vom Laufsport zum Radsport, und was sind die Herausforderungen?

Eine Grundausdauer haben sie sicher schon. Das heisst, das Herz-Kreislauf-System ist schon vorbereitet. Die Muskulatur die beim Radfahren belastet wird, ist eine andere als beim Laufen. Die Haltung auf dem Fahrrad ist eine andere, und daran muss man sich gewöhnen. Die meist bessere Rumpfmuskulatur und die Kniestabilität ist ein Vorteil der Läufer.

Wo ist der Körper am meisten belastet, und was sind die potenziellen Probleme?

Zum einen sind es Unfälle und Überlastungen des Bewegungsapparates, zum anderen Probleme mit dem Kreislaufsystem: Ein grosser Risikofaktor bei langdauernden Belastungen sind Infekte vor allem der oberen Luftwege, seltener kann es durch Verkalkungen der Gefässe zu Herzrhythmusstörungen kommen.

Wie gesund ist Ultracycling, also das Radfahren über einen langen Zeitraum?

Prinzipiell ist die Vorbereitung auf einen Wettkampf meist sehr gesund. Bei den Vorbereitungen sollte man den ganzen Körper sowie den Herzkreislauf trainieren. Das regelmässige Training ist mit einem Ziel vor Augen einfacher: zum Beispiel der Tortour. Beim Wettkampf kommt man aus der eigenen Komfortzone heraus, was etwas Positives hat, jedoch stehen einige auch unter sehr viel Druck, was zu ungesundem Stress führen kann. Der Wettkampf ist generell nichts Schlimmes. 1000 Kilometer alleine zurückzulegen bedarf guter Vorbereitung, ansonsten ist es definitiv nicht gesund. Fazit: Der Wettkampf als Motivation für regelmässiges Training ist gesund, der Wettkampf kann ungesund sein. 

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