Moschee wird nun ohne Kredit neu gebaut
Keine Bank wollte dem Türkisch-Islamischen Verein Schaffhausen einen Kredit für seine Moschee sprechen. Jetzt setzt man auf Spenden - und auf Gratis-Handwerker aus den eigenen Reihen.
Grosse Veränderungen sind derzeit zwischen Schalterweg und Fulachstrasse neben dem Gelände der ABB in Schaffhausen zu erkennen. Ein tiefes Loch klafft dort, wo vor wenigen Wochen noch die Aksa-Moschee stand. Der Türkisch-Islamische Verein Aksa Moschee Schaffhausen hat mit dem Neubau seiner Moschee begonnen. Lange war nicht klar, wann der Verein mit dem Neubau des Gotteshauses und Begegnungszentrums beginnen kann. Der Grund dafür war, dass der Verein keinen Baukredit bekam. «Inzwischen haben wir von allen Banken eine Absage bekommen», sagt Ibrahim Erdogan, Präsident des Türkisch-Islamischen Vereins.
Angefragt habe der Vorstand sämtliche namhaften Banken im Raum Schaffhausen und Zürich. Obwohl der Verein das geforderte Eigenkapital aufweise, seien die Bescheide überall abschlägig gewesen. «Wir waren schockiert», sagt Ekrem Besir vom Verein hinter der Aksa-Moschee. «Es waren nicht wirtschaftliche Gründe ausschlaggebend.» Der Verein besitze die 600'000 Franken Eigenkapital, die es für das rund 1,8 Millionen Franken teure Projekt etwa brauche, sagt der Vereinspräsident. Als Grund für die Absagen sieht der Verein die negative Berichterstattung im Mai 2018. Damals berichtete der «Blick», dass die Moschee mit Geldern aus der Türkei gebaut werde und dass politische Propaganda betrieben werde. Beides dementierte der Verein von Beginn weg konsequent. «In unseren Statuten ist festgehalten, dass wir uns politischer Aktivitäten enthalten», so Besir.
Viertelmillion mit Eigenleistungen
Nach den zahlreichen Absagen seitens der Bankinstitute entschied sich der Vereinsvorstand, ohne einen Kredit mit den Bauarbeiten zu beginnen. «Wir sprechen schon seit Jahren von diesem Neubau, jetzt mussten wir endlich anfangen», sagt Erdogan. Aktuell läuft der Aushub, um anschliessend mit der Betonierung der Tiefgarage zu beginnen. «Bis im Herbst sollte der Rohbau stehen», so Besir. Der Verein rechnet bei mit einer Bauzeit von 15 bis 18 Monaten. Das Projekt umfasst ein zweistöckiges Gebäude. Darin gibt es einen Gebetsraum, eine Wohnung für den Imam, ein Jugendlokal sowie einen Aufenthaltsraum. Zudem wird eine Tiefgarage gebaut, um die vorgeschriebene Zahl der Parkplätze zu erreichen.
Der Fortschritt der Bauarbeiten ist noch abhängig von weiteren Spenden. Denn nach wie vor sind nicht die gesamten Projektkosten gedeckt. Der Vereinsvorstand hat deshalb beschlossen, dass rund 250'000 Franken mittels Eigenleistungen erbracht werden. Das bedeutet, dass Vereinsmitglieder, die als Handwerker tätig sind, gewisse Arbeiten ohne Entgelt erledigen. Und wenn das Geld noch immer nicht reiche, würde man die Bauabnahme schrittweise vornehmen.
Schweizweite Solidarität
Eine Redimensionierung des Projekts sei für den Vorstand nicht in Frage gekommen. «Irgendwann wäre das Kosten-Nutzen-Verhältnis in Frage gestellt gewesen», sagt der Präsident. Diese Abwägung habe den Verein überhaupt erst dazu bewegt, einen Neubau anzustreben und von einer Sanierung abzusehen. «Eine Totalsanierung des alten Gebäudes hätte uns auch 800'000 Franken gekostet.»
Erdogan und Besir sind guten Mutes, dass das fehlende Geld über Spenden zusammenkommt. «Nach dem Medienecho erreichte uns eine Welle der Solidarität», erzählt Erdogan. «Aus der ganzen Schweiz haben sich Personen gemeldet, die spenden wollten.» Der Vorstand könne sich sogar vorstellen, die Spendenaktion auf sämtliche EU-Länder auszuweiten.