Treibende Blaualgenmatten im Rhein entdeckt: Behörden warnen vor Gefahren für Kinder und Hunde

Till Burgherr (tbu) | 
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Auf dieser Fotografie ist zu sehen, wie ein Stück Blaualgenmatte auf dem Rhein treibt. Bild: Interkantonales Labor

Im Rhein bei Schaffhausen treiben derzeit Stücke von Blaualgenmatten. Das Interkantonale Labor hat bereits Proben entnommen: Erste Hinweise deuten auf Cyanobakterien hin, die auch im vergangenen Herbst im Rhein vorkamen. Behörden warnen vor den Gefahren für Hunde und kleine Kinder.

In den vergangenen Tagen wurden auf dem Rhein bei Schaffhausen wieder treibende Stücke von Blaualgenmatten (benthische Cyanobakterien) gesichtet. Diese fädigen Algen sind mit anderem Pflanzenmaterial zu grau-schwarzen Matten verwoben und treiben in regelmässgen Abständen flussabwärts. Die Beobachtung erinnert an das Phänomen, das erstmals im letzten Herbst auftrat, als ebenfalls Algenmatten im Rhein auftauchten und die Behörden alarmierten.

Was Blaualgen sind

Blaualgen (Cyanobakterien) sind ein natürlicher Teil unseres Ökosystems und kommen in allen
Gewässern vor. Mit ihren mehreren tausend Arten und verschiedensten Formen und Farben beschreiben sie eine sehr heterogene Gruppe. Im Gewässer findet man Blaualgen schwebend oder als Oberflächenbewuchs auf Steinen beispielsweise. Wenn ein Gewässer im ökologischen Gleichgewicht ist, findet man ein buntes Gemisch aus verschiedenen Algen und Bakterien im Wasser. Erhöhte Temperaturen und bestimmte Nährstoffkonzentrationen können das Blaualgenwachstum jedoch stark begünstigen; in diesen Fällen kann es zu einer massenhaften Vermehrung (Blaualgenblüte) kommen. Solche Blaualgenblüten kommen vorwiegend in stehenden Gewässern (Seen, Weiher, beruhigten Stellen
in Fliessgewässern, Pfützen) vor. Gewisse Blaualgenarten sind in der Lage Gifte, sogenannte
Cyanotoxine, zu bilden. Diese stellen aber im Normalfall keine Gefahr für Mensch und Tier dar, da ihre Konzentrationen sehr tief sind. Bei einer Blaualgenblüte können die Konzentrationen im Wasser aber stark ansteigen und dadurch gesundheitsschädlich werden. Die Gifte werden erst beim Absterben der Blaualgen freigesetzt und innerhalb von wenigen Tagen abgebaut. Infolge des Klimawandels und den damit einhergehenden steigenden Wassertemperaturen vermutet man, dass Blaualgenblüten in Zukunft vermehrt auftreten könnten.

Das Interkantonale Labor (IKL) hat bereits Proben aus dem Rhein entnommen und unter das Mikroskop gelegt. Die fädigen Strukturen der Algenmatten, die charakteristisch für Blaualgen sind, konnten dabei eindeutig identifiziert werden. Aktuell werden die Proben auf giftige Stoffe untersucht, die in den Algen enthalten sein könnten. Weitere Abklärungen zur Herkunft der Algenmatten werden ebenfalls vorgenommen, wie das Labor mitteilt.

Blaualgen unter dem Mikroskop. Bild: Interkantonales Labor

Es wird davon ausgegangen, dass die Matten an einem oder mehreren Orten mit geringer Strömung flussaufwärts auf dem Gewässergrund wachsen. Aufgrund der warmen Temperaturen der letzten Wochen wurde die Sauerstoffproduktion der Blaualgen stark angeregt, wodurch die Algenmatten an die Gewässeroberfläche auftrieben und nun als treibende Stücke im Rhein sichtbar sind.

Behörden raten zur Vorsicht

Bereits im vergangenen Herbst hatte das Phänomen mit den Blaualgenmatten zu Besorgnis geführt. Untersuchungen der Matten ergaben, dass sie giftige Stoffe enthalten. Interessanterweise waren im Wasser selbst jedoch keine toxischen Substanzen nachweisbar, was die Gefährdung für Schwimmer und Wassersportler in der Regel mindert.

Trotzdem raten die Behörden dazu, vorsichtig zu sein. Besonders für Hunde und kleine Kinder stellen die Algenmatten ein Risiko dar. Kleinkinder neigen dazu, Dinge in den Mund zu nehmen, insbesondere Material aus dem Uferbereich, und auch schwimmende Hunde könnten nach den Algenstücken schnappen und diese verschlucken. Daher wird empfohlen, dass Eltern und Hundebesitzer darauf achten, dass ihre Kinder und Haustiere weder mit den Algenmatten in Kontakt kommen noch diese verschlucken.

Obwohl aktuell noch wenige Schwimmer und Wassersportler im Rhein unterwegs sind, weisen die Behörden bereits jetzt auf diese potenziellen Gefahren hin und empfehlen, die Algenmatten zu meiden. Die genaue Quelle und der weitere Verlauf des Phänomens bleiben weiterhin unter Beobachtung.

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