Kantonstierarzt zu Blaualgen-Vergiftungen: «Alle betroffenen Hunde haben im Rhein gebadet»

Nachdem drei Hunde an einer Blaualgen-Vergiftung verendet sind, warnen die Behörden Badegäste und Tierhalter zur Vorsicht. Den sehr lokalen Blaualgen-Blüten in offenen Gewässern kann man mit Warnschildern indes nicht beikommen.
Wenn es heiss wird wie in diesen Tagen, steigt das Risiko, dass sich in offenen Gewässern Blaualgen (Cyanobakterien) bilden, deren Stoffwechselprodukte bei einer starken Vermehrung zu hohen Konzentrationen führen können. Diese können für Mensch und Tier gefährlich sein. Meist sind Hunde zuerst betroffen, denn sie baden an heissen Tagen oft im offenen Gewässer, trinken das Wasser und lecken sich nach dem Bad das Fell ab – alles kann gemäss Kantonstierarzt Peter Uehlinger dazu führen, dass sich die Tiere mit den Bakterien vergiften.
Dass es im Sommer zu Blaualgen-Bildung kommt, sei gemäss Uehlinger nicht aussergewöhnlich und ereigne sich jedes Jahr, ungewöhnlich ist, dass gleich drei Hunde innert weniger Tage verstorben sind – das legt den Verdacht einer Blaualgen-Vergiftung sehr nahe. Gleich in mehreren Tierarztpraxen wurden Hunde mit typischen Vergiftungssymptomen eingeliefert, nicht alle konnten gerettet werden, «und dies trotz teils intensiver medizinischer Betreuung», wie Uehlinger sagt, bei dem die entsprechenden Meldungen eingehen.
Fliessgewässer selten betroffen
Üblicherweise sind Fliessgewässer kaum von Blaualgen-Bildung betroffen, gleichwohl können diese auch dort – in Bereichen, in den das Wasser steht – jederzeit vorkommen. Gemäss ersten Erkenntnissen sollen sich die erkrankten Tiere am Rhein aufgehalten haben, ob die Fälle aber miteinander zu tun haben, sprich, die Tiere am selben Ort mit den krankmachenden Bakterien in Kontakt gekommen sind, lasse sich gemäss Uehlinger nicht genau nachvollziehen, «die Tiere haben sich an ganz verschiedenen Stellen aufgehalten», sagt Uehlinger, «aber alle Tiere haben im Rhein gebadet».
Auch dass die Infektion im Fluss erfolgt ist, sei gemäss Uehlinger gleichwohl nicht zwingend: «Es ist auch durchaus möglich, dass die Vergiftung aus einer Pfütze nahe des Rheins stammen und nicht aus dem Fluss selbst.» Auch andere stehende Gewässer und Wasseransammlungen kämen als Infektionsherd infrage.
Sehr lokale Verbreitung
Gemäss Eliane Graf, Abteilungsleiterin Wasser und Risikovorsorge beim Interkantonalen Labor, können Blaualgen sehr lokal auftreten: «Es ist möglich, dass wenige Meter neben einem Blaualgen-Vorkommen keine Bakterien mehr nachgewiesen werden können.»
«Es ist möglich, dass wenige Meter neben einem Blaualgen-Vorkommen keine Bakterien mehr nachgewiesen werden können.»
Nicht nur Tiere, sondern auch Menschen können sich mit Cyanobakterien vergiften, allerdings passiert das weniger, weil Badegäste die entsprechenden Stellen – verunreinigte, stark mit Algen bewachsene Stellen mit trübem, stehendem Wasser – von sich aus meiden respektive kaum Wasser aus diesen Gewässern verschlucken.
Keine Warnung möglich
Zwar nimmt das IKL jährlich fünf Wasserproben im Rhein – eine vor, vier während der Badesaison – und untersucht diese unter anderem auf Bakterien, «eine Überwachung der Gewässer wird nicht durchgeführt, da sich die Situation zeitlich und örtlich innerhalb kurzer Zeit und sehr lokal ändern kann», sagt Graf. Uehlinger sagt es einfach: «Wir können ja auch nicht alle giftigen Pilze aus dem Wald entfernen.»
Das heisst auch: Es werden keine Warnschilder aufgestellt, weil man schlicht meist nicht weiss, wo eine Blaualgen-Blüte erfolgt. Die Fachleute raten daher dazu, einige wichtige Regeln einzuhalten (siehe Zweitstoff).
Dennoch kann es zu Infektionen kommen, darauf weisen beim Menschen Symptome wie Haut- und Schleimhautreizungen, Bindehautentzündungen, Erbrechen/Durchfall, Atembeschwerden, Schwäche, Bewusstseinsstörungen, Muskelkrämpfe und allergische Reaktionen hin. Dann ist die sofortige Konsultation eines Arztes angezeigt.
Rüdlingen 2022 betroffen
Letztmals war die Region im August 2022 von einem Blaualgen-Befall betroffen: Damals erlag ein Hund in Rüdlingen einer Blaualgen-Vergiftung. Doch schon damals zeigt sich die Problematik: Die nachträglich angeordnete Untersuchung von Wasserproben aus dem betroffenen Bereich ergab keine besonders hohe Belastung des Wassers mit Cyanobakterien.