Kein Brettspiel ist so kompliziert - es sei denn, man spielt es mit Kindern

Ralph Denzel | 
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Symbolbild (Pexels)

Das wohl bekannteste Brettspiel der Welt, «Monopoly», hat gerade mal sieben Seiten Spielregeln. Das Spiel «Risiko» kommt auf zehn Seiten. Das ist lächerlich wenig im Vergleich zum Regelwerk des Rollenspiels «Dungeons & Dragons», das nach Angaben eines Versandhändlers stolze 192 Seiten umfasst. Auch das muss man auch erst einmal durcharbeiten. Trotzdem gilt das Spiel immer noch als leicht erlernbar.

Oder nehmen wir Schach: Nach dem ersten Zug eines Schachspiels kann die Partie auf 400 verschiedene Arten weitergehen. Nach dem sechsten Zug sind daraus 121 Millionen Möglichkeiten geworden. Man sieht: Spiele können kompliziert sein.

Aber eines haben sie alle gemeinsam: Sie folgen klaren, strukturierten Regeln, die sich nicht ändern. Wer mit einem Kleinkind spielt, kommt sich manchmal vor wie bei einem Schachspiel, bei dem die Dame plötzlich fliegt, der Bauer fünf statt nur einem Feld vorrückt und der König auf dem richtigen Feld mit einem Zug alle anderen Figuren schlagen kann – vorausgesetzt es ist Dienstag. Mittwochs ist alles anders.

Ich liebe es, mit meinem Sohn zu spielen und zu toben. Aber in der Kinderwelt, in die ich mich dabei begebe, gibt es manchmal «Regeln», die ich überhaupt nicht verstehe. Ich glaube, der häufigste Satz, den ich höre, wenn ich mit Junior spiele, ist: «Nein, Papa, das machst du ganz falsch!» Mehr als einmal hat er dann von mir die verzweifelte Antwort gehört: «Wie denn?! Ich weiss doch gar nicht, was ich mache!»

Kinder scheinen beim Spielen ihre eigene, kleine Welt zu haben. Die Regeln, die dort gelten, haben aber gefühlt eine Halbwertszeit von wenigen Augenblicken. Teilweise komme ich mit den neuen Anforderungen, die mein Sohn während des Spielens an mich stellt, nicht mehr mit, teilweise auch, weil er gefühlt während des Spielens das Spiel ändert. Für diejenigen, die keine Kinder haben: Man stelle sich vor, man fängt eine Partie Schach an, nach drei Zügen spielt man «Monopoly», dann ist man plötzlich bei «Mensch ärgere dich nicht», nur um das Spiel dann als «Scrabble» zu beenden – «Scrabble kann man nicht mit Schach spielen», höre ich jetzt die Schlaumeier sagen. Darauf antworte ich: Ja, genau das ist ja das Problem!

Willkommen beim Spielen mit Kleinkindern.

Was kann man da machen? Nicht viel, denke ich manchmal. Kinder bauen sich ihre eigene Welt, mit ihren eigenen kleinen Regeln und wir müssen uns dem irgendwie beugen. Ich versuche immer wieder, meinem Sohn ein paar «Tipps» und Anregungen zu geben, wie man unser Spiel noch gestalten könnte, aber meistens sind diese, zumindest für ihn, so konträr zu dem, was er spielen will, dass sie auf taube Ohren stossen.

Also versuche ich, so gut es geht, den Regeln zu folgen, die er manchmal im Minutentakt ändert. Immerhin: Er hat Spass. Ich bin zwar die ganze Zeit verwirrt, aber letztlich ist es doch schön, wenn mein Sohn sich freuen kann – zumindest so lange, bis Papa wieder «alles falsch macht»…

Hier schreibt Ralph:

 

39 | Alleinerziehender Papi | schreibt über die Alltagstücken als Alleinerziehender

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