Zmorge im «Uferlos»: Hält das gut besuchte Restaurant, was es verspricht?

Lukullus, der Beizenkritiker | 
Lesenswert
Noch keine Kommentare
Eine Brunch-Auswahl: Weiches Fladenbrot mit Avocado und Feta sowie ein Granola mit Früchten.

Das «Uferlos» in Stein am Rhein bringt mit mediterraner und nordafrikanischer Küche eine warme, scharfe Brise in die winterliche Zeit. Für die Gerichte braucht es keinen Spitzenkoch, trotzdem sind die Häppchen kreativ kuratiert und raffiniert gewürzt.

Lukullus stapft durch den matschigen Schnee an der Schiffländi in Stein am Rhein. Es ist Sonntag und Winter, der Touristenort wirkt an diesem Morgen wie ausgestorben. In der tristen Stimmung entdeckt der Spaziergänger ein Restaurant, das gut besucht ist, ein vielversprechendes Zeichen. Es ist das «Uferlos».

«Haben Sie reserviert?», fragt einer der Gastgeber in der warmen Stube. Einer der letzten Plätze ist noch frei. Das «Uferlos» ist kinderfreundlich, es stehen Kinderstühle bereit. Ein Hund bellt, die Geräuschkulisse ist eher laut.

Die Speisen für das Frühstück werden im «Uferlos» gemeinsam auf den Tisch gebracht. So lassen sich die Häppchen kombinieren.

Es zischt der Dampf des Milchschäumers. Der Blick auf die grosse Kolbenmaschine macht Lukullus sofort klar, der Kaffee wird hier schmecken. Wenige Minuten später steht eine Tasse auf dem Tisch. Das Aroma ist kräftig und vollmundig, so wie ein guter Kaffee schmecken muss.

Lukullus testet Restaurants der Region

Haben Sie schon mal von «lukullischen Genüssen» oder einem «lukullischen Mahl» gehört? Damit sind höchste Genüsse gemeint, denn Lukullus, ein römischer Senator und Feldherr, war einst vor allem für seine üppigen Gastmahle bekannt. Er war kein geistloser Prasser, sondern ein – auch philosophisch gebildeter – Gourmet. Und in diesem Sinne sind wir, Redaktoren und Redaktorinnen mit besonders feinen Zungen, im Sinne von Lukullus unterwegs, haben ihn nach vielen Jahren wieder auferstehen lassen (denn Lukullus hat einst schon mal Schaffhausen unsicher gemacht) und testen für unsere Leserinnen und Leser die Gastro-Szene in der Region. Wir besuchen einfache Beizen, edle Restaurants und auch Exotisches. Zu erkennen geben wir uns nicht, sondern sind anonym vor Ort – ganz im Sinne von Lukullus.

Die Speisekarte lädt zum exotischen Frühstück ein. Trotzdem ist für jeden Geschmack etwas dabei. Auch Veganerinnen und Veganer kommen auf ihre Kosten. So gibt es beispielsweise Lags aus Karotten mit Dillsenf, Zwiebeln und Kapern als Alternative. Doch auch Fleischtiger kommen nicht zu kurz. So gibt es beispielsweise Toasties mit Speck und Rührei. Wer das Frühstück überspringen möchte, findet mit geschmorten Entenschenkel an Orangenjus mit Rotkraut, Butterspätzli und Preiselbeerapfel etwas Währschaftes, um nur ein Menü zu nennen.

 

Lukullus wählt die «Kombination nach Lust und Laune»

Lukullus entscheidet sich für einen Brunch und zwar für die «Kombination nach Lust und Laune». Dazu gehören drei kleine Gerichte, ein Heissgetränk und ein Glas frischer Orangensaft. Das Angebot kostet 38 Franken. Die Kellnerin bringt die drei bestellten Gerichte zusammen an den Tisch. Die auf einem Teller und zwei Schälchen servierten Häppchen sind optisch ansprechend. Die Farbkombinationen stimmen und das Granola ist zum Beispiel mit einem Schmetterling, bestehend aus einem aufgeschnittenen Mandarinenstück, garniert.

Das Frühstück kann im «Uferlos» frei zusammengestellt werden. Grün markiert ist die Wahl von Lukullus.

Mit Messer und Gabel tastet sich Lukullus an das getoastete Batbout, ein traditionelles, weiches Fladenbrot, welches ursprünglich aus der nordafrikanischen Küche stammt. Es ist garniert mit Avocado und Feta – der fein säuerlich, würzige Geschmack überzeugt. Für eine angenehme Schärfe sorgt das Gewürz Dukkah, wie die Gastgeberin erklärt.

Der Löffel taucht in das Granola, ein Müsli mit frischen Früchten, griechischem Joghurt und Ahornsirup. Granola ist traditionell ein knuspriges Frühstück aus Haferflocken, Nüssen, Samen und Trockenfrüchten. Im «Uferlos» wird es goldbraun gebacken serviert. Die Kerne sind mit Ahornsirup glasiert, was dem Gericht einen intensiven Geschmack verleiht, während das Joghurt für eine leichte Cremigkeit sorgt. Die Früchte runden das Ganze erfrischend ab.

Kommen wir zur dritten Spezialität: dem Berber-Omelett. Die confierten Datteltomaten geben dem Gericht eine überraschende Süsse, die gut zu den salzigen Oliven passt. Die Konsistenz des Omeletts ist insgesamt gelungen, wobei es am Rand leicht zäh wird.

An einem kalten Wintertag in Stein am Rhein.

Nordafrikanische Spezialitäten werden serviert

Insgesamt lässt sich festhalten: Im «Uferlos» kommen kreativ zusammengestellte, nordafrikanische Spezialitäten auf den Tisch. Lukullus wurde für 38 Franken knapp satt und hätte gerne noch ein zweites Heissgetränk dazu gehabt. Um wach in den Nachmittag zu starten, bestellte Lukullus noch einen doppelten Espresso für 5.50 Franken. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist für ein Restaurant, das nicht im oberen Segment angesiedelt ist, in Ordnung. Es bedarf zwar keiner Spitzenköchin oder eines Spitzenkochs, um die Gerichte zuzubereiten, doch das «Uferlos» hat sich längst über den Status eines kleinen Geheimtipps hinausentwickelt und bietet in Stein am Rhein eine abwechslungsreiche kulinarische Alternative.

So bewertet Lukullus das «Uferlos»

Ist dieser Artikel lesenswert?

Ja
Nein

Kommentare (0)

Neuen Kommentar schreiben

Diese Funktion steht nur Abonnenten und registrierten Benutzern zur Verfügung.

Registrieren