«Terrifier 3»: Der Horrorclown, der auch Schaffhausen im Sturm erobert

Ralph Denzel | 
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Gestatten: «Art the Clown». Ein Szenenbild aus dem neuen Horrofilm «Terrifier 3». Bild: Key

Auf der ganzen Welt stürmen Horrorfans die Kinos, um «Terrifier 3» zu sehen. Dabei wurden Menschen schon ohnmächtig oder übergaben sich, weil er so brutal war. Seit einer Woche treibt «Art the Clown» auch in Schaffhausen im «Kinepolis» sein Unwesen – und ist dort der aktuell erfolgreichste Film. Warum?

Der Kinofilm «Terrifier 3» ist in einer sehr exklusiven Gesellschaft: Er gehört zu den 22 Filmen, die bisher in der Schweiz eine Altersfreigabe ab 18 bekommen haben.

«Art the Clown», der Hauptdarsteller, ist schon länger zu einem Internetphänomen geworden. Auf Tiktok und Instagram findet man zig Memes, Videos und Bilder von dem Horrorclown.

Auch in Schaffhausen scheint diese Art des Films sein Publikum zu finden – sehr gut sogar, wie eine Nachfrage zeigt.

Wenn eine Trigger-Warnung richtig ist

Wer sich «Terrifier 3» anschaut, der wird zuerst mit einer Trigger-Warnung konfrontiert. So weit nichts Neues, heute wird bei scheinbar jedem etwas kontroverserem Video eine davorgesetzt. Wer sich aber dann auf den knapp eineinhalbstündigen Film einlässt, wird schnell merken, wie gerechtfertigt diese war.

Art schlitzt, schneidet, ritzt und amputiert sich durch den Film wie ein verrückter Berserker mit einer Kettensäge, Kunstblut spritzt literweise. Die Darstellungen sind teils so drastisch, dass es Berichte von Menschen gibt, die den Film panikartig verliessen, sich übergaben oder sogar in Ohnmacht fielen. «So was hatten wir bei uns noch nicht», sagt Lorenz Koch und muss lachen, denn auch er hat von den Berichten gelesen. Selbst hat er den Film noch nicht gesehen. «Eigentlich hätte er gar nicht in der Schweiz erscheinen sollen, war aber im Ausland so erfolgreich, dass er auch zu uns kam.»

Darum bekam der Film eine «ab 18»-Einstufung

Für die Alterseinstufungen ist die «Schweizerische Kommission Jugendschutz im Film» zuständig. In ihrem Urteil über den Film schreibt sie (lesen auf eigene Gefahr):

«Dieser dritte Teil ist ein äusserst gewalttätiger, blutiger Horrorfilm, in dem die maskierte, gruselige […] Hauptfigur eine selten dargestellte Perversität an den Tag legt. Schnelle Massakerszenen, aber auch langsame Folterszenen […] mit Axt und Kettensäge abgetrennte Gliedmassen, menschliche Zerstückelung, Szenen, in denen Folter und sexuelles Vergnügen vermischt werden, und Massaker an Genitalien prägen den Film. […] Es ist auch notwendig, auf die zahlreichen biblischen Hinweise hinzuweisen, die bestimmte Empfindlichkeiten verletzen könnten. Die obskure Handlung, die Schauspielerei, die fantastischen Aspekte und die Fülle an Blut und Fleisch erschweren die Bindung an die Charaktere und können so wenig Distanz zum Horror ermöglichen. Der Film richtet sich ausschliesslich an ein informiertes erwachsenes Publikum, das Fan dieses Filmgenres ist.»

Der Erfolg gibt dem Streifen bisher recht: Bei einem Budget von, für die Filmwelt lächerlichen, zwei Millionen Dollar spielte er bisher 50 Millionen Dollar ein. Das ist eine Gewinnmarge, von der so mancher Hollywoodblockbuster nur träumen kann. Auch im «Kinepolis» ist man im «Art»-Fieber: «Das ist aktuell unser bestlaufender Film im Programm», so Koch.

Geheimnis des Erfolgs

Dabei dürfte auch der Internethype, der sich rund um den Clown «Art» gebildet hat, zum Erfolg des Films beigetragen haben. «Es gibt ja diverse Tiktok-Challenges, bei denen junge Erwachsene sich gegenseitig anstacheln, den Film zu sehen», sagt Koch.

Der Experte ist sich dabei auch sicher, dass auch die «ab 18»-Einstufung auf ihre Weise den Film zum Publikumsmagneten gemacht hat: «Wenn der Film eine 16er-Einstufung bekommen hätte, hätte er wohl nicht die Aufmerksamkeit auf sich gezogen», ist Koch überzeugt. So aber spreche er genau eine Zielgruppe an: Leute, die brutalen und blutigen Horror mögen – und die scheint auch in Schaffhausen nicht klein zu sein.

Nichts für Jugendliche

Filme, die Grenzen überschreiten, gibt es immer wieder, aber nicht alle schaffen Kultstatus. Waren es früher Filme wie die ungeschnittene Version des Rodriguez-Klassikers «From Dusk till Dawn», davor «Tanz der Teufel», der sogar auf dem Index landete, oder «The Texas Chainsaw Massacre», ist das heute «Art the Clown». Ähnlich wie «The Terrifier 3» waren alle Filme aufgrund ihrer Brutalität grenzüberschreitend, gelten aber auch aufgrund ihrer Machart, sei es die lässige Lockerheit bei «From Dusk till Dawn», der tiefschwarze Humor von «Tanz der Teufel», oder die bisher noch nicht gekannte Spannung und Brutalität bei «The Texas Chainsaw Massacre» als Klassiker.

Dazu kommt wohl auch der Reiz des «Verbotenen». Nichts macht einen Film sexier als ein roter «ab 18»-Aufkleber auf einem Filmplakat. In Zeiten von sozialen Netzwerken ist dies ein zusätzlicher Reiz und eine gewollte Grenzüberschreitung.

Aber gleichzeitig besteht dieser Jugendschutz nicht ohne Grund, wie Koch unterstreicht: «Wir achten sehr genau drauf, dass niemand, der zu jung ist, in den Film geht.» So käme es immer wieder zu Diskussionen an der Kasse, aber da bleibe man hart. «Es hat einen Sinn, wenn ein Film eine hohe Altersfreigabe hat.»

Wer einmal «Terrifier 3» gesehen hat, wird dies wohl bestätigen.

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