Diese Schaffhauser Firma bemerkt Schäden am Zug, bevor es zu einem Unfall kommt
Haben Sie schon einmal von der Schaffhauser Savvy Telematic Systems AG gehört? Auch diese Firma ist eine der vielen still arbeitenden, innovativen Perlen, die in Schaffhausen beheimatet und nur Kennern der Branche bekannt sind. Von Savvy’s Innovation zeugt die Nomination und der Gewinn der Bronzemedaille am Swiss Logistics Award. Doch was macht das Unternehmen und wofür wurde die Auszeichnung gewonnen? Der Zahltag fragte nach bei Aida Kaeser, Mitgründerin und Geschäftsführerin der Firma.
Frau Kaeser, erklären Sie uns: In welchem Bereich ist Ihr Unternehmen tätig?
Aida Kaeser: Wir entwickeln Sensoren, die dabei helfen, in der Chemie- und Logistikbranche die Digitalisierung voranzutreiben. Dafür sammeln unsere Telematik- und Sensorikprodukte Daten, aus denen mittels intelligenter Algorithmen KPIs (Schlüsselkennzahlen) generiert und in unserer Software angezeigt werden. Diese Schlüsselkennzahlen ermöglichen es den Unternehmen dann, ihre Prozesse zu optimieren.
Für welches Produkt wurden Sie mit dem Swiss Logistics Award ausgezeichnet und wofür wird es verwendet?
Kaeser: Die Auszeichnung gewannen wir für unser Produkt «Smart Bogie», welches den Schienengüterverkehr effizienter und sicherer macht. Welche Gefahren und Auswirkungen ein Unfall im Güterverkehr haben kann, bekamen wir letztes Jahr bei der Zugentgleisung im Gotthardtunnel vor Augen geführt. Bei der stetig wachsenden Zahl an Transportleistungen sind Schienen und Räder hoher Abnutzung ausgesetzt. Deformierte Gleise, Flachstellen und Risse an Radsätzen von Güterwagen erhöhen die Gefahr von Defekten an den Achslagern. Das Problem: Die Sicherheit lässt sich nicht allein durch wartungstechnischen Aufwand oder stationäre und mobile Ortungsanlagen gewährleisten.
Und da schafft jetzt der «Smart Bogie» Abhilfe?
Kaeser: Ja. Der «Smart Bogie» sammelt während der Fahrt mittels am Güterwagen befestigten Messsensoren zahlreiche Daten in Echtzeit. Diese werden mithilfe diverser Algorithmen intelligent und zentral ausgewertet. Treten Anomalien wichtiger Indikatoren auf, alarmiert das System sofort. Damit steigt einerseits die Sicherheit, indem Flachstellen und Heissläufe früh erkannt und der Zug im Notfall sofort gestoppt werden kann. Weiter erkennt der «Smart Bogie» auch Lastverschiebungen, Überladungen sowie den Ladestand, womit sich auch operative Prozesse verbessern lassen. Und nicht zuletzt können damit Wartungsprozesse optimiert und Schäden früh erkannt werden, was zu weiteren Kosteneinsparungen durch frühzeitige Schadensbehebung führt. Die Installation der Geräte ist sehr einfach und erfolgt direkt am Drehgestell, wo sie ihre Arbeit sofort aufnehmen.
Wie wichtig ist diese Auszeichnung und bringt sie neben Ruhm und Ehre auch wirtschaftlich etwas?
Kaeser: In den vergangenen Jahren konnten unsere Produkte bereits zahlreiche (Innovations-) Awards gewinnen, was uns natürlich mit Stolz erfüllt. Gleichzeitig bringt ein Award auch wirtschaftlich positive Nebeneffekte mit sich, da dieser uns gegenüber unseren internationalen Kunden als innovativen Partner auszeichnet. Ausserdem kommt durch die Auszeichnung auch eine Marketingmaschinerie ins Rollen, wovon die Nominierten unter anderem durch einen erhöhten Bekanntheitsgrad ihrer Innovation profitieren.
Wer sind Ihre Kunden?
Kaeser: Sehr vereinfacht ausgedrückt gehören produzierende Unternehmen – zum Beispiel in der Chemie- oder Lebensmittelbranche – dazu, die Waren jeglicher Art herstellen und transportieren müssen oder Bahnkesselwagen sowie Tankcontainer für den Warentransport zur Verfügung stellen.
Haben Sie uns da noch ein konkretes Beispiel?
Kaeser: Gern. Seit Jahren gehört beispielsweise die Transwaggon-Gruppe mit Sitz in Zug zu unseren Kunden. Das Unternehmen vermietet Güterwaggons und bietet seit rund zehn Jahren mithilfe unserer Produkte ihren Endkunden volle Nutzungs- und Datentransparenz. Das Unternehmen hat mittlerweile rund 14‘000 Güterwaggons mit unseren Produkten digitalisiert und wird dieses Jahr weitere 7‘000 Savvy CargoTrac-Devices installieren. In dieser langen Zusammenarbeit konnten wir verschiedene Innovationen miteinander entwickeln. Weitere Kunden sind auch die SBB-Infrastruktur, ERR European Rail Rent GmbH aus Deutschland, DenHartogh aus den Niederlanden oder AnQore, ein niederländischer Chemieproduzent.
Dieses Interview wurde schriftlich geführt.