Wie die Firma Merck Kinder für wissenschaftliche Themen begeistern will

Wenn es um den wissenschaftlichen Nachwuchs geht, beschreitet das Wissenschafts- und Technologieunternehmen Merck eigene Wege. Mit Hilfe eines Curiosity Cubes (Neugier-Würfel), will sie Schülerinnen und Schüler für Forschungsthemen interessieren. Am Dienstag war das Angebot in Feuerthalen zu Gast.
Für die Schulkinder war es eine willkommene Abwechslung im Unterricht, für die Firma Merck der Versuch, Acht- bis 13-Jährige für die sogenannten MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) zu begeistern und die Neugier dafür zu wecken. Das mobile Wissenschaftslabor Curiosity Cube des Wissenschafts- und Technologieunternehmens gastierte am Dienstagvormittag zum zweiten Mal bei der Primarschule Stumpenboden in Feuerthalen (SN vom 31. August 2023), am Vortag stand er bereits am Schulhaus Alpenblick in Schaffhausen.
Und für die Primarschüler ging’s gleich zur Sache. Ohne lange Worte der Einführung durch Koordinator Max Loch durften die Schülerinnen und Schüler selbst Hand anlegen. Im Mittelpunkt stand diesmal das Thema Nachhaltigkeit. Das für eine Schulstunde konzipierte Programm ist in drei Stationen unterteilt, angelehnt an den Lebenszyklus eines T-Shirts. Die erste Station beschäftigt sich mit verschiedenen Arten von synthetischen und natürlichen Stoffen, die in der Modeindustrie verwendet werden. Die Kinder schauten sich mit dem Mikroskop verschiedene Stoffproben an und bestimmten, welchen Nachhaltigkeitsgrad sie haben und um welche Art es sich handelt. «Es gibt klare Anzeichen, bei natürlichen Stoffen sind die Fasern eher miteinander verwoben, bei synthetischen sind sie eher glatt und schimmern», erklärte Loch.
Umweltfreundliche Produktion
Zur Produktion von T-Shirts braucht es Energie, was sehr viele Treibhausgase freisetzt und negative Auswirkungen auf die Umwelt hat. «Deshalb haben wir an der zweiten Station den Fokus auf erneuerbare Energien und schauen nach umweltfreundlichen Lösungen», sagte Loch. Es werden verschiedene Beispiele vorgestellt, vor allem aber die Windenergie. Die Schülerinnen und Schüler bauten und testeten ein Windrad, welches genug erneuerbare Energie erzeugen konnte, um eine Modell-T-Shirt-Fabrik zu betreiben.
Es war sehr spannend. Wir haben kurze, aber schöne Einblicke in die Wissenschaft bekommen.»
Am Ende des Lebenszyklus stand die Frage, was mit einem alten T-Shirt noch gemacht werden kann. Die Kinder lernten den Recyclingprozess zu einem neuen Produkt kennen. Es wurde gezeigt, wie alte Kleidung sortiert, in Fasern zerlegt und zu Garn für neue Kleidungsstücke versponnen werden kann. Sie erfuhren zudem, wie sie ihre eigene Umweltbelastung in der Modeindustrie minimieren können. Mit Hilfe einer selbst zusammengebauten Spindelmaschine stellten sie aus recyceltem Garn Freundschaftsarmbänder her.
Spannende Erfahrungen
45 Minuten waren schnell vorbei, schon kam die nächste Klasse. Auch für die Klassenlehrerin der 4. Klasse, Fabienne Steiger, war es eine wertvolle Erfahrung: «Es war sehr spannend. Wir haben kurze, aber schöne Einblicke in die Wissenschaft bekommen.» Der Curiosity Cube ist ein sieben auf 2,5 Meter grosser, solarbetriebener Schiffscontainer, der zu einem mobilen Wissenschaftslabor umgebaut wurde. Nach Angaben von Koordinator Loch hatte die Firma Merck 2023 weltweit über 40’000 Kinder erreicht, in Europa knapp 16’000: «Dieses Jahr ist das Ziel, global mehr als 45’000 Kinder bei uns begrüssen zu können.»

Das Programm wurde 2017 in den USA ins Leben gerufen, seit 2022 gibt es Curiosity Cube auch in Europa, jetzt also im dritten Jahr. Es gibt insgesamt vier dieser Einrichtungen, zwei in den USA und zwei in Europa. Während eine davon hauptsächlich am Merck-Hauptstandort in Darmstadt steht, tourt eine von April bis Ende Oktober durch Europa.
In die Schweiz kommt das mobile Wissenschaftslabor hauptsächlich nach Schaffhausen und Buchs, weil hier grössere Merck-Standorte sind. «Der Grund ist, dass sich Mitarbeitende der Standorte freiwillig als Ansprechpartner und Experten vor Ort zur Verfügung stellen», sagte Claudia Schneider von Merck Life Science Research Schaffhausen. Die Firma stellt Rohstoffe und Substanzen für den Weiterverkauf an Pharma- und andere Technologiefirmen her und beschäftigt mehr als 64’000 Mitarbeitende, rund 250 davon in Schaffhausen.