Katrin Bernath will wieder in den Stadtrat: Was sie vorhat und wofür das «L» in «GLP» steht

Fabienne Jacomet | 
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Baureferentin Katrin Bernath (GLP) wurde 2017 in den Stadtrat gewählt, und dort will sie bleiben. Sie hat Bauprojekte verantwortet und die Klimastrategie durch das Parlament gebracht. Was sie tut, um die Klimaziele mitzutragen, und was sie als ihre grösste Niederlage sieht.

Frau Bernath, wieso soll man Sie nochmals wählen?

Katrin Bernath: Bei den Bisherigen geht es ja nicht darum, was wir im Wahlkampf erzählen, sondern um das, was wir in letzter Zeit geleistet haben, und wir haben viel erreicht für unsere Stadt. Ich setze mich gern weiterhin für die Menschen und die Natur ein. Ich konnte zeigen, dass ich meine Erfahrung aus verschiedenen beruflichen Stationen wie der Verwaltung oder der Privatwirtschaft bei den aufgegleisten Projekten einsetzen kann. Es ist wichtig, dass wir die Projekte mit einer gewissen Kontinuität weiterführen können.

Was zählen Sie zu Ihren grössten Erfolgen in der bisherigen Amtszeit?

Man spricht immer über die grossen Projekte, und es ist sicher ein Erfolg, dass wir es geschafft haben, für diese politische Mehrheiten zu finden: die Schulhäuser Steig und Emmersberg, die Bahnhofstrasse, die Adlerunterführung, aber auch die KSS. Aber mindestens genauso wichtig ist das, was im Alltag passiert. Die vielen Leistungen, die da immer erbracht werden. Und meine Aufgabe ist es, dort Grundlagen aufzubauen, damit alle in eine Richtung arbeiten. Eine solche Grundlage ist die Klimastrategie, die im Grossen Stadtrat verabschiedet wurde. Ich schaue im Hintergrund, dass wir Leute haben, die gut arbeiten und ihre Kompetenzen richtig einsetzen können. Die Leistungen, die wir erbringen, funktionieren nur im Team.

Das heisst, Sie sind auch nah bei den Leuten, die beispielsweise draussen im Stadthausgeviert arbeiten, und erhalten Feedback?

Ich würde gern viel mehr bei den Leuten sein, um ihnen auch die Wertschätzung zu zeigen. Das geht nicht so häufig, weil mein Kalender dann irgendwann voll ist, aber es ist mir wichtig.

Was würden Sie sagen, war Ihre grösste Niederlage?

Es geht ja darum, Mehrheiten zu finden, und ein Projekt, bei dem ich sehr bedaure, dass wir das nicht geschafft haben, war der Planungskredit für das Duraduct. Wir haben im Nachhinein alle Gegner eingeladen, um zu schauen, wo es Alternativen gibt. Dass man eine Brücke über das Mühlental baut, fanden auch die Gegner nicht so schlecht. Es war ein Dämpfer, aber das heisst nicht, dass wir jetzt nicht weiter schauen, was die gemeinsamen Ziele sind.

Wo lag denn das Problem, wenn der Wunsch nach einer Brücke da ist?

Wir haben praktisch nie Abstimmungen über einen Planungskredit. Es wurde erwartet, dass wir gewisse Fragen bereits beantworten können, etwa welche Grundstücke wir beanspruchen. Das konnten wir aber in diesem frühen Stadium nicht – und somit auch keine Lösungen erarbeiten, solange keine Planung vorlag. Aber am Ende wäre das Duraduct allen zugutegekommen, denn eine separate Infrastruktur für Velos und Fussgänger entlastet wiederum die Strassen.

Der Konflikt zwischen Velo und Auto dauert hier in der Stadt an. Wie kann man ihn lösen?

Wir haben im Gesamtverkehrskonzept eine Analyse des Schaffhauser Systems gemacht, und die hat gezeigt, dass die Velos die grösste Schwachstelle sind. Teilweise sind die Velos auf dem Trottoir, wo es zu Konflikten mit Fussgängerinnen und Fussgängern kommt. Oder sie sind auf der Strasse, und dort ist die Sicherheit ein Problem. Wenn wir separate Wege bauen wollen in einer Stadt wie Schaffhausen, sind wir schnell bei grossen, aufwendigen Projekten wie Brücken. Die zweite Lösung wäre, dass man den Strassenraum teilt, und dann kommt ein anderes umstrittenes Thema, nämlich dass man auf ein Tempo kommt, das für Velos angemessen ist.

Welche Eigenschaften machen Sie zu einer waschechten GLPlerin?

Die Art, wie wir politisieren. Es geht um Lösungen, nicht um Ideologien. Wir haben das Grün und das Liberal im Parteinamen. Ich habe meine Doktorarbeit in Umweltökonomie gemacht, hinzu kommt mein landwirtschaftlicher Hintergrund. Ökologie und Ökonomie begleiten mich in dieser Kombination mein ganzes Leben.

Die GLP unterstützt das Referendum gegen den Ausbau des Fäsenstaubtunnels. Der Stadtrat ist der Ansicht, es braucht ihn. Was sagen Sie zur Haltung Ihrer Partei?

Im Positionspapier heisst es, das Projekt soll nicht so sein, wie es jetzt vorliegt. Wir vom Stadtrat haben immer gesagt, eine zweite Röhre hat sehr viele Vorteile. Wir haben jetzt auch den Auftrag des Parlaments, uns dafür einzusetzen, dass die negativen Auswirkungen des Ausbaus möglichst klein sind, und da sind wir dran. Es ist jedoch die Frage, welche Änderungen noch möglich sind.

Wie wird es weitergehen, wenn das Referendum angenommen wird? Hätte das Auswirkungen auf den Langsamverkehr?

Direkt hätte es keine Auswirkungen. Die Strasse ist ja trotzdem befahren, es werden keine Strassen frei. Heute ist die Bachstrasse die Ausweichroute, und man geht von einem wachsenden Verkehr aus. Mit der zweiten Röhre und den flankierenden Massnahmen könnte man schauen, dass der Verkehr gegenüber heute nicht mehr wächst. Es ist wichtig, die Grundlagen nochmals genau anzuschauen und zu überlegen, was zentral ist für die Stadtentwicklung.

Von bürgerlicher Seite wird Ihnen und Ihrer Partei vorgeworfen, dass sie zu grün sind. Ist Ihnen das «L»  für liberal abhandengekommen?

Das ist ein beliebter Vorwurf, und ich finde es immer interessant, wenn man auf andere Parteien schiesst. Das heisst für uns auch, man sieht uns als Konkurrenz. Liberal hat viele Aspekte, es geht darum, was jeder Einzelne für Freiheiten hat. Aber wenn es ein Marktversagen gibt – und das ist bei Umweltthemen oft der Fall, weil Umwelt keinen Preis hat –, dann braucht es gewisse Eingriffe. Alle ökonomischen Modelle sagen, dass es auch Eingriffe braucht. Im Idealfall natürlich, um Anreize zu setzen.

Sie sprachen am Anfang von der Klimastrategie. Dort enthalten ist auch das Netto-Null-Ziel bis 2050. Was tun Sie persönlich dafür, um diese Ziele mitzutragen?

Bei mir ist es die Art, wie ich mich bewege, meistens mit dem Velo, zu Fuss oder mit dem Zug. Ich achte darauf, lokale Produkte zu konsumieren, gehe auf den Markt, verbrauche wenig Ressourcen im Alltag. Aber niemand ist perfekt, und es geht auch nicht darum, perfekt zu sein. Vielmehr sollte man das zu tun, was man kann, was einen nicht einschränkt und sogar ein Gewinn ist. Ich finde die Art, wie ich unterwegs bin, beispielsweise viel angenehmer, viel stressfreier, als wenn ich Auto fahren müsste.

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