«Wir picken nur die Rosinen raus»

Maria Gerhard | 
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Freuen sich schon auf die kommende Schauwerk-Saison: (v. l.) Jürg Schneckenburger vom Jugendclub Momoll-Theater, Katharina Furrer vom Schauwerk und Stefan Colombo vom Theater Sgaramusch. Bild: Selwyn Hoffmann

Das Schauwerk startet in die nächste Saison und hat erneut ein spannendes Programm zusammengestellt. ­Neben guter Unterhaltung gehen viele Stücke auch in die Tiefe.

«Ihr Gesicht ist mir nicht sympathisch, eigentlich hat sie mir überhaupt nicht gefallen. Es ist an ihr sogar etwas, was mich abstösst ...», schreibt der 26-jährige Frédéric Chopin an die Eltern, und es sind nicht gerade zärtliche Worte, mit denen er die recht burschikose Schriftstellerin George Sand beschreibt, die er gerade erst kennengelernt hat. Sie ist hingegen sofort entflammt für den zarten Mann, und auch er erliegt ihr – wenig später. In dem Zweimannstück «Sie & Er», das Graziella Rossi und Eriko Kagawa auf die Haberhaus Bühne bringen (7. Dezember), geht es zwar weniger um die Liebesgeschichte der beiden als um ihren Text und seine Musik, die für ihre Zeit revolutionär waren. Aber ohne Frage wird auch die Liaison der Künstler im Unterton mitschwingen. Und so beschäftigt sich das Schauwerk-Programm, das vom 19. August bis zum 5. April 2019 wieder auf verschiedenen Bühnen Gastspiele veranstaltet, viel auch mit starken Persönlichkeiten.

Begabter Maler, mutige Journalistin

So zeigt sich die Leiterin des Schauwerks, Katharina Furrer, begeistert von dem Schauspiel «Ein Kuss – Antonio Ligabue» (30. November). Der Maler Ligabue (1899 bis 1965) hat auf farbgewaltigen Gemälden oft Jagdszenen verewigt, wie beutereissende Tiger. Er selbst hatte ein Leben voller Tragik: Er wuchs in Pflegefamilien auf, unter anderem in St. Gallen, war in einer psychiatrische Anstalt, im ­Alter starb er in einem Armenhaus. Schauspieler Marco Michel wird auf der Bühne in Ligabues Vergangenheit abtauchen und dabei Porträts zeichnen. «Ich kannte den Maler vorher nicht, aber es ist toll, wenn man sich über ein Theaterstück plötzlich mit einem Menschen näher befasst», sagt Furrer. Sie freue sich neben vielem anderen aber auch auf Kornelia Lüdorff mit «Anna Politkowskaja – eine nicht umerziehbare Frau». Das Stück befasst sich mit der ermordeten russischen Journalistin, die gesagt haben soll: «Wenn ich nicht mehr schreibe, haben meine Feinde ihr Ziel erreicht.» Schon allein das ist wohl ein Grund, neugierig zu werden. «Wir picken nur die Rosinen raus, denn uns ist vor allem die Qualität wichtig», fasst Furrer das Programm, das 24 verschiedene Stücke umfasst, zusammen.

«Wichtig ist uns vor allem die Qualität.»

Katharina Furrer, Leitung Schauwerk

Aber weil es in dieser Spielzeit auch gezielt darum gehen soll, junges Publikum für die Schauspielwelt zu begeistern, werden auch wieder der Jugendclub Momoll-Theater und das Theater Sgaramusch mitwirken. Letzteres wird «Liebe üben» (23./25. September), ein Tanztheater mit Nora Vonder Mühll und Ives Thuwis, zum Besten geben. «Es wurde zum Teil mit Schülern von 4. und 5. Klassen erarbeitet», sagt Theaterleiter Stefan Colombo. Diese seien gefragt worden, was für sie eine Paarbeziehung ausmache. «Letztlich werden aber auch die Darsteller viel von ihrem Inneren preisgeben», sagt Colombo. Der Jugendclub Momoll-Theater setzt indes erneut auf ein Stück der Studentin Xenia Ritzmann: «Jenissei». Darin, untermalt mit Livemusik, erzählt sie vom Erwachsenwerden und natürlich – von der Liebe.

Gleichzeitig gibt es für das junge Publikum eine besondere Aktion in diesem Jahr: «Die Voyeure». Für 90 Franken können Kinder und Jugendliche unter fachkundiger Anleitung zwei Monate lang zwölf Aufführungen besuchen, inklusive Gesprächen mit Schauspielern oder Regisseuren.

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