So entsteht das Schaffhauser Osterhuhn
Aus flüssiger Schokolade werden vor Ostern Millionen von Hasen gemacht. Bei Thomas Müller aus Schaffhausen sind es Osterhühner. Wir haben ihn bei der Produktion besucht.
Wir finden den Chocolatier Thomas Müller an seinem Arbeitsort, der weitläufigen Küche des ehemaligen Pflegeheims auf dem Geissberg. Viel los ist hier nicht, die Arbeit so gut wie getan. In den letzten Monaten hat Müller zusammen mit seiner Frau und seinen Mitarbeitern zusätzlich zum Alltagsgeschäft 3 Tonnen Schokolade zu Osterhasen und noch mehr seiner bekannten Osterhühner verarbeitet. Ein Grossteil der Produkte ist bereits verkauft, vielleicht auch schon verspiesen. Thomas Müller nimmt sich heute trotzdem die Zeit uns zu zeigen, wie seine Osterhühner entstehen. Die Sorte die er heute fertig, heisst Dalmatinerhuhn. Ein Ei-förmiger Körper aus weisser Schokolade mit Punkten aus dunkler Schokolade, Kamm, Augen, Kehllappen aus Marzipan, ein Boden aus normaler Tafelschokolade und fertig ist das Kunstwerk. Für ein einzelnes solches Huhn braucht Thomas Müller rund 15 bis 20 Minuten, normalerweise werden diese aber in grosser Anzahl produziert. «Dann sind hier die Tische mit hunderten von Hühnern besetzt», schmunzelt Thomas Müller. Viele der Hühner gehen an grosse Unternehmen, die sie weiterverkaufen, ein kleinerer Teil in den Laden in der Altstadt.
Geschickte Hände sind gefragt
Nachdem Thomas Müller fein säuberlich die Punkte in die eierförmigen Plastikschalen gemalt hat, werden die Eierhälften mit weisser Schokolade gefüllt. Was nach dem Schütteln an der Schale haften bleibt, ist eine dünne Schicht Schokolade, die schnell erkaltet. Nach zwei Durchgängen geht es ab in den Kühlschrank. Zehn Minuten muss die Schokolade hier hart werden. Danach setzt Müller die zwei Eihälften zusammen. Dazu werden die Ränder angeschmolzen. «Wir dürfen nicht zu viel schmelzen», erklärt Müller und drückt die beiden Hälften konzentriert aneinander. Die eben erst wieder geschmolzene Couverture verhärtet in wenigen Sekunden und verbindet die beiden Hälften zu einem einzigen Ei, das später den Körper des Schokoladenhuhns bildet. Nun folgt das Ausstechen der Marzipanformen für die Augen, den Kamm und den Kehllappen der Hühner. Am Huhn werden diese – wie kann es auch anders sein – mit flüssiger Schokolade angeklebt. Bei dieser Aufgabe geht ihm seine Frau zur Hilfe. Mit flinken Händen verleiht sie den Hühnern ein Gesicht.
7000 Osterhühner
Nun sind die Hühner bereit zum Verspeisen. Dabei pressiert es aber überhaupt nicht. «Ein solches Huhn ist wie jeder andere Osterhase ohne Problem ein halbes Jahr haltbar», erklärt Thomas Müller während er stolz auf die vor ihm aufgereihten Hühner blickt. Mehr als 7000 davon hat er und sein Team in den letzten Monaten hergestellt. Nun wird es ruhiger. «Im Sommer kaufen die Schaffhauserinnen und Schaffhauser keine Schokolade». Im September aber schon beginnen wieder die Vorbereitungen für Samichlaus und Co.
Die Schoggi-Trends in Schaffhausen
Allen Fitnesstrends und Healthy-Lifestyle-Hashtags zum Trotz: Schokolade kommt nie aus der Mode. Doch was wird dieses Jahr in die Osternestchen gepackt? Wir haben bei den Confiserien in der Stadt nachgefragt.
Vor allem die Nachfrage nach Fantasiehasen sei gross, sagt Marcel Tobler vom Ermatinger. Die Themen seien dabei jedes Jahr anders: Piraten, Spiderman, Hello Kitty - «was gerade im Kino kommt oder sonst bei den Kindern hoch im Kurs ist, spielt eine entscheidende Rolle», sagt der Zuckerbeck. Die Hasen werden von Hand gegossen oder zusammengesetzt, geschminkt und verziert. Das dauert je nach Aufwand, Grösse und Ausführung zwischen 5 bis 30 Minuten pro Exemplar.
Bei den Erwachsenen seien mit Pralinen gefüllte Ostereier sowie Ostereier mit Nougat oder Mandelsplitter beliebte Mitbringsel. Die kleinen Schoggieili seien hingegen keine Verkaufsschlager mehr. «Die Kunden kaufen die oft direkt bei den Grossverteilern. Dort werden sie auch schon viel früher angeboten», so Tobler. Anders als die Grossisten, die bereits im Sommer mit der Hasenproduktion starten, beginnt beim Ermatinger Ostern Mitte Januar. Auf das ganze Ostergeschäft gerechnet, werden dann 2,5 Tonnen Schokolade verarbeitet. Die Lust auf Schoggi verliert Tobler deswegen aber nicht: «Es gibt keinen Tag ohne Schokolade», sagt er.
«Was wir an Osterhasen produzieren, geht in die Tausenden»
Auch bei der Confiserie Rohr liegen individuell verzierte Berufs- oder Themenhasen im Trend. Als Traditionsprodukt bezeichnet Jacqueline Weideli die mit Pralinées gefüllten Frösche, welche sich ebenso gut verkaufen wie die typgleichen Ostereier. «Was wir an Osterhasen produzieren, geht in die Tausenden», sagt Weideli. Zuckereili und «alles, was sehr süss ist wie etwa Nougat» werde hingegen nicht mehr so oft gesucht wir früher.
Bei der Confiserie Reber gehen ausdekorierte Hasen mit viel Marzipan nicht mehr so oft über den Ladentisch. «Die Kunden möchten lieber reine Schokolade», sagt Laurent Perriraz. Der klassische Hase sei noch immer der Topseller - in verschiedenen Formen, Grössen, Geschmacksrichtigungen und zu verschiedenen Preisen. Wie viel Schoggi über Ostern gebraucht wird? «Berufsgeheimnis», sagt Perriraz.
Alexa Scherrer