Ein Bauernhaus für Demenzkranke
Im Herblinger Höfli soll eine Hausgemeinschaft für demente Personen entstehen. Ziel ist, den Erkrankten ein möglichst natürliches Umfeld zu schaffen.
Demenz: Noch keine kantonale Strategie vorhanden
Der Bund hat bereits 2013 eine nationale Demenzstrategie verabschiedet. Diese gilt bis 2019. Im Kanton Schaffhausen existiert noch keine entsprechende Strategie, welche die Versorgung von demenzkranken Menschen verbessern soll. «Der Kanton muss jetzt vorwärtsmachen», fordert Stadtrat Simon Stocker. Er sieht keinen Sinn darin, dass sich jede Gemeinde einzeln um die Betreuung von Demenzkranken kümmert. Darum hat die Stadt bislang keine eigene Strategie herausgearbeitet.
Die Stadt bietet bisher auch keine Betreuungsplätze für Demenzkranke in ihren Pflegeheimen. Sie hat dafür Leistungsvereinbarungen mit den Altersheimen Schönbühl und La Résidence. Für die finanzielle Unterstützung dieser Plätze wurden für 2018 90 000 Franken budgetiert.
Wie bediene ich die Waschmaschine? Man weiss es plötzlich nicht mehr. So kann sich eine einsetzende Demenzerkrankung äussern. 1600 Menschen mit einer Demenzerkrankung lebten 2016 in Schaffhausen. Geheilt werden können diese Menschen nicht. Theo Deutschmann, Geschäftsführer des Altersheims Schönbühl, sagt: «Am schwierigsten ist, wenn man merkt, dass man nicht mehr Herr über sich selber ist.» Auch wenn eine Heilung ausgeschlossen ist: Der Fortschritt der Krankheit kann verzögert werden. Am besten gelingt das, indem der Alltag möglichst «normal» gestaltet wird. Mit der Eröffnung einer Hausgemeinschaft für Menschen mit Demenz in einem ehemaligen Bauernhof im Höfli in Herblingen will das Altersheim Schönbühl, das bereits seit 1996 eine Wohnform für Menschen mit Demenz anbietet, geeignete Voraussetzungen dafür schaffen.
Aktuell liegt ein Baugesuch für das Projekt auf. Bisher gibt es dagegen keine Einsprachen. Eingereicht hat das Gesuch Bauunternehmer Pius Zehnder. Ihm gehört die Liegenschaft. Er will sie dem Altersheim Schönbühl zu einem tiefen Mietpreis zur Verfügung stellen. «Sonst könnte sich das Altersheim das nicht leisten», so Deutschmann. Zehnder will noch diesen Herbst mit dem Umbau der bestehenden Gebäude und dem Neubau dahinter beginnen.
Keinen Heimcharakter
Die Kosten des Bauprojekts belaufen sich auf fünf bis sechs Millionen Franken, schätzt Zehnder. Er ist dabei alleiniger Investor. «Mir ging es als Unternehmer immer gut. Ich will etwas von meinem Glück zurückgeben», erklärt er. Zehnder sagt vom neuen Wohnobjekt: «Es gibt wunderschöne Zimmer. Das ist ein tolles Projekt.»
Ein grosser Vorteil der Liegenschaft im Höfli ist die Lage. «Es ist ein freistehendes Haus. Dadurch hat es keinen Heimcharakter», sagt Deutschmann. «Das erhöht die Lebensqualität.» Zwölf Plätze für demente Personen sind geplant. Hinzu kommen weitere Plätze für Tages- und Feriengäste sowie für Notfälle. Auch Angehörige sollen einen Platz bekommen, deshalb entstehen die Gästezimmer. Zudem gibt es Zimmer für Beratungsleistungen.
Weiter wird ein Dementengarten gebaut. Dieser bietet auf einem Rundgang verschiedene Pflanzenarten und Rückzugsorte. Sowohl der Garten als auch das Gebäude sind barrierefrei. Die Personen können sich auch frei bewegen, keine Räume sind abgeschlossen. Wichtig ist aber, dass die Sicherheit der Bewohnerinnen und der Bewohner gewährleistet ist. «Durch natürliche Grenzen wie Hecken wird das Haus geschützt», sagt Deutschmann.
Langjährige Erfahrung
Bereits heute existieren im Altersheim Schönbühl zwei Hausgemeinschaften für Demente. Diese sehen je nach Krankheitsstadium anders aus. Ein Hauptziel einer Hausgemeinschaft ist, dass die Erkrankten den Eindruck erhalten, noch nicht bevormundet zu leben. «Die Therapie ist dabei in den Alltag integriert», sagt Deutschmann. Man versucht in den Hausgemeinschaften – und künftig auch im Höfli –, die Erkrankten so viel wie möglich selber machen zu lassen. «Die Personen müssen das Gefühl erhalten, dass sie etwas können», sagt Deutschmann. Das fordert von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine hohe Belastbarkeit und Kompetenz im Umgang mit dementen Personen. Deshalb gehört zum Konzept des Schönbühls auch, dass es Anlaufstellen und Unterstützungsleistungen für Betreuungspersonen gibt. «Die Mitarbeiter müssen sehr engagiert sein», sagt Deutschmann. «Der Job kann unheimlich anstrengend sein.» Das Team muss eine 24-stündige Betreuung gewährleisten.
Eine andere grosse Herausforderung ist, dass sich die Betreuer daran anpassen müssen, wie weit fortgeschritten die Demenz ist. Es gibt nämlich mehrere Stadien der Erkrankung. «Die Erfahrung im Umgang damit ist über die Jahre gewachsen», so der Heimleiter. Zehnder und Deutschmann hoffen, dass diese Erfahrung dann ab 2019 im neuen Wohnheim im Höfli zum Tragen kommt.