«Sehr, sehr gute Weine»: Was die neue Bereichsleiterin Wein der GVS an Schaffhausen schätzt

Sandy Hedinger | 
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Im vergangenen November hat Ursula Beutler die Leitung der GVS Kellerei von Philip Brühlmann übernommen. Schaffhausen kannte die Bernerin schon lange, bevor sie Zürich und den Rest der Ostschweiz kennenlernte.

«Schaffhausen ist übersichtlich, eine schöne Gegend mit ganz tollen Menschen und natürlich mit sehr, sehr guten Weinen», sagt Ursula Beutler über ihre neue berufliche Wirkungsstätte. Seit November ist sie Bereichsleiterin Wein bei der GVS Kellerei im Herblingertal. Schaffhausen habe ihr schon immer gefallen, sie habe es kennengelernt in jungen Jahren, bevor sie Zürich und den Rest der Ostschweiz kennenlernen durfte.

Gute Böden und herzliche Menschen

Bevor Beutler nach Schaffhausen kam, war sie CEO der Weinkellereien Aarau. «Der Kanton Aargau ist natürlich deutlich grösser als Schaffhausen. Hier in Schaffhausen kennt man sich, es ist persönlicher, die Schaffhauser Bevölkerung ist sehr herzlich – es ist wie ein Heimkommen für mich hier.»

«Hier in Schaffhausen kennt man sich, es ist persönlicher, die Schaffhauser Bevölkerung ist sehr herzlich – es ist wie ein Heimkommen für mich hier.»

Ursula Beutler, Bereichsleiterin Wein, GVS

Auf die Frage, wer denn die besseren Weine mache, die Aargauer oder die Schaffhauser, meint sie: «Das kann man nicht so bewerten, beide machen sehr gute Weine.» Der Unterschied liege in den klimatischen Bedingungen, Schaffhausen habe ein tolles Klima für die Trauben und gute Böden, diese gäbe es aber auch in gewissen Aargauer Regionen. Grundsätzlich profitiere die ganze Ostschweiz vom Klimawandel, was die Trauben und die Weinproduktion betreffe.

«Ich bin ein Fan des Pinot Noir»

Selbst bezeichnet sich Ursula Beutler als ein Fan des Pinot Noir. «Ich liebe diese Traubensorte, auch wenn sie heikel ist und gerne als die Diva unter den Traubensorten beschrieben wird.»

«Ich liebe diese Traubensorte, auch wenn sie heikel ist und gerne als die Diva unter den Traubensorten beschrieben wird.»

Ursula Beutler, Bereichsleiterin Wein, GVS

Es seien die Eleganz und die Vielschichtigkeit, die diese Traube mitbringe und die sie so einzigartig mache. Auch der Riesling Sylvaner, der hier in der Ostschweiz gut gedeihe, schmecke ihr gut. «Wenn ich da an die Räckedorn Lage in Gächlingen denke, die einen wunderschönen und aromatischen Riesling hervorbringt, der tiefgründig und terroire betont ist.»

Der Wein im Zentrum für Gemeinsamkeit

Der Bezug zum Wein sei aus dem Elternhaus erwachsen. «Ich bin immer gerne meinem Papi hinterhergelaufen, wenn er im Weinkeller einen Wein ausgesucht hat.» Sie hätten ein offenes Haus gehabt, in dem es viel Besuch gab. «Es war für mich faszinierend, was der Wein in einer Runde auslösen konnte. Er rückte für tolle Gespräche, Gemeinsamkeit und Genuss ins Zentrum.»

«Ich bin immer gerne meinem Papi hinterhergelaufen, wenn er im Weinkeller einen Wein ausgesucht hat.»

Ursula Beutler, Bereichsleiterin Wein, GVS

«Es ist ein harter Job, den unsere Winzerinnen und Winzer tagtäglich in den Rebbergen und in den Kellereien leisten.» Sie selber habe das miterlebt und es habe sie darin bestärkt, dass sie in dieser Branche arbeiten möchte.

Rückläufiger Weinkonsum erfordert Planung

Gemeinsam mit dem Verwaltungsrat seien die Ziele der GVS Kellerei im letzten Jahr definiert worden. «Ein wichtiges Ziel ist es, dass die Kellerei eigenständig, auf einer gesunden Basis, ist und vor allem fit ist für die Zukunft.» Die Branche sei konfrontiert mit einem rückläufigen Weinkonsum, was kein Schweizer Phänomen sei, sondern eine globale Entwicklung. «Umso wichtiger ist es, einen Plan zu haben, wie viel Wein von welchen Sorten man produzieren will, und die Kanäle dafür zu haben, ihn dann auch verkaufen zu können.»

Innovativ für die Konsumenten

«Es muss Freude machen, ein Glas Wein zu trinken», sei ein Zitat des Kellermeisters der GVS Weinkellerei, Michael Fuchs, und das sei genau wichtig, wenn man über Innovationen in einem Traditionsunternehmen nachdenke. «Innovationen sind wichtig, aber sie müssen die Konsumenten ansprechen.»

«Innovationen sind wichtig, aber sie müssen die Konsumenten ansprechen.»

Ursula Beutler, Bereichsleiterin Wein, GVS

Aktuell sei zu beobachten, dass der Weissweinkonsum eher steige. Auch der positive Trend der letzten Jahre bei den Schaumweinen setze sich fort. «Das geschieht ein bisschen zulasten des Rotweins.» Hier gehe das Konsumverhalten eher in die Richtung der leichten Rotweine. «Diese Entwicklung müssen wir weiter beobachten, damit wir dann die richtigen Produkte für die Zukunft haben.»

Sind alkoholfreie Weine die Zukunft?

«Die jüngeren Generationen, die zwischen 20 und 40 Jahre alt sind, schauen vermehrt auf die Gesundheit in Sachen Ernährung und einer guten Balance, da spielt auch der moderate Weinkonsum eine Rolle.» Man konsumiere weniger Wein, dafür spiele die Qualität eine höhere Rolle. «Dieser Trend beobachtet man global und darauf gilt es Antworten zu finden.» Ob diese bei null Alkohol liegen werde, sei Gegenstand von Forschungen. Produziert werde bereits, die Ergebnisse, ob dies angenommen und honoriert werde, liefere schliesslich die Konsumentin.

«Ob das eine Alternative ist, da steht man noch am Anfang.»

Ursula Beutler, Bereichsleiterin Wein, GVS

«Ob das eine Alternative ist, da steht man noch am Anfang.» Hier gelte es auch den Austausch auf internationaler Ebene zu suchen, wie sich das etabliere. «Ich könnte mir vorstellen, dass es in die Richtung geht, dass eher Weine konsumiert werden, die nicht so schwer und alkoholreich sind, sondern eher leicht.» Hier sehe sie schon einen Trend für die Zukunft.

Ein Riesling für den «Anfänger»

Wenn sich jemand mit dem Wein noch nicht auskennt und sich auf diese Genussreise einlassen möchte, empfiehlt Ursula Beutler zum Anfang einen Weisswein. «Jetzt, wo es wärmer wird, ist ein Räckedorn Riesling Sylvaner, leicht fruchtig und süffig, ein perfekter Wein, um auf einer Sonnenterrasse zu geniessen.»

«Jetzt, wo es wärmer wird, ist ein Räckedorn Riesling Sylvaner, leicht fruchtig und süffig, ein perfekter Wein, um auf einer Sonnenterrasse zu geniessen.»

Ursula Beutler, Bereichsleiterin Wein, GVS

Bei den Rotweinen eigne sich das Cuvee Rouge aus dem Keller der GVS: «Eine schöne Assemblage mit Pinot noir, Regent und Cabernet Dorsa ist ein bisschen Everybody’s Darling und eignet sich zu einem guten Essen oder einfach, um zu geniessen, an einem schönen Abend.»

Ein «Annus horribilis» für Schaffhausen

Die Traubenernte 2024 war die quantitativ schlechteste der vergangenen 30 Jahre, wie die Zahlen belegen. Dies sei eine Herausforderung für die gesamte Schaffhauser Weinbranche. «2024 war ein Annus horribilis für Schaffhausen, und das nachdem 2021 bereits ein schwieriges Jahr war für die ganze Schweiz.» Weniger als die Hälfte eines normalen Jahres sei in der GVS eingekeltert worden, und das sei natürlich auch Umsatz, der fehlen werde.

«Wir müssen uns mit unseren tollen Weinen nicht verstecken.»

Ursula Beutler, Bereichsleiterin Wein, GVS

In Schaffhausen glaubt man an die eigenen Weine

«Die Schaffhauser Weine sind bekannt und beliebt in Schaffhausen und das finde ich irrsinnig toll.» Hier glaube man stark an die eigenen Weine und man konsumiere die eigenen Weine. «Ich würde mir wünschen, und dafür werde ich mich auch einsetzen, dass diese Weine auch über die Schaffhauser Grenze hinaus bekannt werden, ohne unseren wichtigen Heimmarkt zu vernachlässigen.»

Es gebe noch Potenzial, die Sichtbarkeit der Schaffhauser Weine nach aussen zu verbessern. «Wir müssen uns mit unseren tollen Weinen nicht verstecken.»

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