Vom Wachstum sind sie abgekoppelt

Während die stadtnahen Gemeinden boomen, haben es Randgemeinden wie Beggingen, Schleitheim und Trasadingen schwer.
von Karl Hotz
In Beringen sind in kurzer Zeit etwa 250 neue Wohnungen entstanden, in Neunkirch wird fleissig gebaut. Nur einige Kilometer weiter von der Stadt entfernt sieht die Welt ganz anders aus: In Beggingen, Schleitheim und Trasadingen kann man die jährlichen Neubauten an einer Hand abzählen, und neue Mehrfamilienhäuser entstehen oft gar keine. Nur schon die Zahl der Neubauten in den letzten fünf Jahren spricht eine deutliche Sprache: In Trasadingen wurden 16 Häuser erstellt – davon ein Mehrfamilienhaus, wie Gemeindepräsident Werner Haas auf Anfrage erklärt. 2016 waren es ganze zwei. Im laufenden Jahr gingen auch erst zwei Baugesuche ein. In Beggingen wurden laut dem Baureferenten Markus Gnädinger in den letzten fünf Jahren sogar nur fünf Wohnbauten erstellt. 2017 sind es auch nur zwei – eines davon immerhin ein Mehrfamilienhaus, das allerdings noch nicht bewilligt ist. Für Schleitheim meldet Gemeindepräsident Hans Rudolf Stamm für die letzten fünf Jahre zwölf Einfamilien- und drei Mehrfamilienhäuser. Für 2017 sind bis jetzt vier neue Einfamilienhäuser geplant.
Die tiefe Zahl neuer Bauten hat natürlich auch Auswirkungen auf die Zahl der Einwohner. Schleitheim hat etwa 20 Einwohner weniger als vor fünf Jahren. In Beggingen sei die Zahl, so Gnädinger, mehr oder weniger stabil bei 500. In Trasadingen wurden zehn Einwohner mehr gezählt als vor fünf Jahren. Dennoch ist man laut Werner Haas, mit der Bauentwicklung zufrieden. Beggingen strebt laut Gnädinger eigentlich ein leichtes Wachstum an. Die Entwicklung sei darum nicht ganz zufriedenstellend, aber auch nicht dramatisch. Hans Rudolf Stamm hingegen sagt ganz klar: «Wir sind mit der Entwicklung so nicht zufrieden.» Immerhin seien die Schülerzahlen in Schleitheim wieder am Steigen, weil viele junge Familien zugezogen seien. Auf die Zahl der Geschäfte und Restaurants habe das Konsumverhalten viel mehr Einfluss als die reine Einwohnerzahl. Das gelte noch viel mehr für die Post: Hier habe sich das Kundenverhalten dermassen verändert, dass es schwierig sei, eine eigene Poststelle zu fordern. Eine Poststelle in einem Laden mit grosszügigen Öffnungszeiten wäre für die Kunden auch keine schlechte Lösung. Trasadingen muss sich derartige Fragen schon gar nicht mehr stellen: Die einzige Einkaufsstelle, in der man auch etwas trinken kann, ist die Tankstelle, und die Post ist in Form einer Agentur in einer lokalen Firma – mit entsprechend eingeschränkten Diensten.
Beggingen hat immerhin noch einen Dorfladen und ein Restaurant. Die Schulsituation beurteilt Markus Gnädinger dank der Zusammenarbeit mit Schleitheim als gut, sind doch der Kindergarten und die beiden Unterstufenklassen noch im eigenen Dorf. Auch Trasadingen ist mit der Schulsituation grundsätzlich zufrieden. Die Unterstufe und der Kindergarten befinden sich im Dorf, die Oberstufenklassen werden in Zusammenarbeit mit Wilchingen unterrichtet.
«Auf der Verliererseite»
Haben die Gemeinden schon beim Kanton angeklopft, um Möglichkeiten zur Verbesserung der Situation auszuloten? Nein, lautet die Antwort aus Trasadingen. Es bestehe aber auch gegenwärtig kein Bedürfnis danach. Beggingen hingegen steht mit der Wohnbau- und Wirtschaftsförderung in Kontakt.
Klare Worte findet Hans Rudolf Stamm: «Wenn es um die Unterstützung des Kantons geht, sind wir ganz klar auf der Verliererseite.» Stamm hat dabei in erster Linie die Richtplanrevision und die Streichung des Halbstundentaktes in den Nebenverkehrszeiten im Auge. Mit der Wirtschaftsförderung sei man immer wieder im Kontakt, doch die Lage der Gemeinde sei eben nicht günstig, denn die Distanz zum Zentrum sei oft wichtiger als günstiges Bauland oder das Leben in einer intakten Landschaft.