Migration: Noch immer eine Chance oder ist es zu viel?
Alle Artikel zu den National-und Ständeratswahlen finden Sie in unserem Dossier.
Die «Schaffhauser Nachrichten», Radio Munot und das Schaffhauser Fernsehen haben gemeinsam alle Nationalratskandidierenden des Kantons Schaffhausen eingeladen. Die Aufzeichnungen finden Sie auch online unter «www.shn.ch». In der gedruckten Version der Zeitung publizieren wir jeweils einen Teil des Gesprächs.
In Lampedusa warten Tausende Menschen auf Hilfe und in der EU streitet man sich über die Aufnahme dieser Flüchtlinge. Was ist die Rolle der Schweiz?
Severin Brüngger: Es kann nicht sein, dass Menschen auf der Flucht über das Mittelmeer ertrinken. Aber wir müssen auch genau darauf achten, wer nach Europa kommt. Die Schweiz hat eine humanitäre Tradition, aber leider nicht Platz für alle Menschen.
Daniel Raschle: Das stimmt, wir haben nicht Platz für alle. Nichtsdestotrotz müssen die EU und die Schweiz das Problem gemeinsam angehen. Wir haben ein sehr gutes Integrationssystem in der Schweiz. Und die Menschen, die kommen, sind auch Arbeitskräfte, die wir einsetzen können. Ich sehe deshalb eine Chance in der Zuwanderung. Die Menschen kommen, weil sie ihre Lebensgrundlagen verloren haben. Die Schweiz muss schauen, dass diese Grundlagen nicht zerstört werden.
Die Schweiz steuert beim Verkehr, in der Pflege und bei den Wohnungen auf Engpässe zu. Wie bringen wir diese Probleme unter einen Hut?
Raschle: Wir müssen beispielsweise Wohnungen bauen, die in die Höhe gehen und keine Einfamilienhäuser, geschweige denn Villen, die ganze Hänge belegen. Wir müssen zudem den öffentlichen Verkehr und den Langsamverkehr fördern, weil diese viel weniger Platz brauchen als Autofahrer.
Herr Brüngger, kommen die «falschen» Leute?
Brüngger: Wir dürfen erstens keine Wirtschaftsflüchtlinge aufnehmen, zweitens müssen wir die Staatsquote senken. Der Staat entzieht der Privatwirtschaft Fachkräfte. Drittens müssen wir produktiver werden. Dass wir fleissig sind und arbeiten, ist eine Stärke der Schweiz. Ich will, dass die Leute, die den Karren ziehen, nicht mittels hoher Steuerprogression bestraft werden.
Diverse Arbeiten wollen Schweizerinnen und Schweizer nicht mehr machen. Braucht es die Zuwanderung also doch?
Brüngger: Ich finde es nicht in Ordnung, wenn schwere Arbeit nur von Ausländerinnen und Ausländern erledigt werden soll. Handwerkliche Berufe sind in der Schweiz mehr denn je gefragt und sollten gut bezahlt sein. Es kann nicht sein, dass jeder ein Studium absolviert.
Bilden wir zu viele Akademiker aus?
Raschle: Das glaube ich nicht. Wir haben ein sehr gutes duales Bildungssystem. Es ist super, dass sich viele Leute nach einer Lehre weiterentwickeln können. Man müsste aber die Leute, die in die Schweiz kommen, einbinden und eine Ausbildung absolvieren lassen. Migrantinnen und Migranten, die arbeiten wollen, sind froh, wenn sie eine Ausbildung machen können.
Brüngger: Wichtig ist aber, dass der Kreis jener, die kommen können, nicht zu gross wird. Wir müssen jenen helfen, die wirklich an Leib und Leben bedroht sind. Ich würde gerne die ganze Welt empfangen, aber wir müssen uns hier auch selber schützen.