Angespannte Corona-Situation an den Schulen
Kranke Lehrpersonen und Schüler: Die Lage an den Schulen im Kanton Schaffhausen ist derzeit angespannt. Die Folge: Die ersten Forderungen nach einer Maskenpflicht kommen aufs politische Parkett.
Die SVP machte sich während der Pandemie keinen Ruf als Massnahmen-Verfechterin. Nun ruft ein SVP-Parlamentarier an vorderster Front nach der Wiedereinführung einer Maskenpflicht an den Schulen: Kantonsrat Mariano Fioretti kritisiert in einer Kleinen Anfrage an den Schaffhauser Regierungsrat, dass dieser untätig sei und fragt, ob eine Wiedereinführung der Maskenpflicht in geschlossenen Räumen nicht sinnvoll wäre. «Aktuell fallen zahlreiche Lehrerinnen und Lehrer aus, die sich im Schulzimmer mit Corona angesteckt haben.» So schildert Fioretti Eindrücke, die er als Stadtschulrat persönlich vor Ort aber auch aus Berichten aus seinem Umfeld erhalten habe, wie er sagt.
Fioretti betont, dass er keine 180-Grad-Wende vollzogen habe. Laut eigenen Angaben war er es, der im Stadtschulrat als erstes eine Maskenpflicht für die städtischen Schulen gefordert hatte. Damals habe die Forderung leider noch keine Mehrheit gefunden, wie er nun gegenüber den SN sagt.
Regierungsrat soll vor Ort gehen
Der Vorstoss enthält scharfe Formulierungen: «Es kann und darf nicht sein, dass die Lehrer reihenweise an Covid erkranken und ausfallen, weil die Entscheidungsträger sicher im Einzelbüro sitzen und sich über ihre eigene Gesundheit keine Sorgen machen müssen.»
Der SVP-Kantonsrat fragt den Regierungsrat, weshalb er nichts dagegen unternehme, dass zahlreiche Lehrpersonen krank zu Hause liegen. Er fordert den Erziehungsdirektor Patrick Strasser (SP) dazu auf, sich selbst ein Bild vor Ort zu machen, in dem er sich «ohne Maske an mehreren Vormittagen für 4 bis 5 Lektionen in ein Schulzimmer setzt».
Weiter schreibt Fioretti: «Die Mehrheit der Lehrerinnen und Lehrer, welche aktuell mit positivem PCR-Testergebnis und Covid-Symptomen im Bett liegen, sind geimpft und geboostert, trotzdem können sie ihrer Arbeit nicht nachgehen.» Und er fragt: «Wie erklärt sich der Regierungsrat den Fakt, dass so viele Lehrerinnen und Lehrer, welche alle drei Impfungen hinter sich gebracht haben, krankt im Bett liegen und ihrer Arbeit nicht nachkommen können?»
Stein am Rhein schafft es noch
Nachfrage bei verschiedenen Schulgemeinden im Kanton. Aus Stein am Rhein vermeldet Schulleiterin Vreni Winzeler, dass in der Primarschule Schanz «aktuell überdurchschnittlich viele Kinder krank sind». Allerdings sei nicht klar, wie viele davon an Covid und wie viele an Grippe erkrankt seien. «Bei den Lehrpersonen sind in den letzten Tagen und Wochen mehrere Personen – coronabedingt und anderweitig erkrankt – ausgefallen und mussten vertreten werden. Bisher konnten wir mit internen Lösungen aber alles auffangen», so Winzeler. Ein geregelter Schulbetrieb hat – wenn auch mit zum Teil dezimierten Klassen – seit den Sportferien lückenlos stattgefunden. Spezielle Massnahmen habe die Schule nicht ergriffen.
Christian Ulmer, Präsident des Schaffhauser Stadtschulrats, spricht davon, dass die Schulen am Limit seien, sich aber noch im grünen Bereich bewegen würden. «Mit 18 der 450 in der Stadt tätigen Lehrpersonen, die wegen Covid in Isolation waren, hatten wir letzte Woche einen Peak erreicht», so Ulmer. Weil zum Teil auch viele Schülerinnen und Schüler krank waren, wurden Klassen in Einzelfällen aufgeteilt oder für einzelne Tage via Tablets im Homeschooling unterrichtet. «Aktuell entspannt sich die Lage aber wieder, wir sind deshalb nicht daran, die Massnahmen in den Schulen zu verschärfen», sagt Ulmer. «Wenn eine Lehrperson Masken tragen wolle, dann könne sie dies aber.»