Polizeiberuf interessiert auch viele Frauen

Die Schaffhauser Polizei ist auf der Suche nach Nachwuchs. Wie sich an einem Informationsabend zeigte, scheint Polizist ein Traumberuf zu sein – bei Männern und bei Frauen.
Hätten Sie das Zeug dazu, Polizist zu werden?
Wer 100 Liegestütze schafft und drei Kampfsportarten aus dem Effeff beherrscht, hat noch lange nicht das Zeug, Polizist zu werden: Die Anforderungen sind zahlreich. Sportlich zu sein, ist aber eine gute Grundlage. Damit man sich bei der Schaffhauser Polizei bewerben kann, muss man aber zuerst einmal den Schweizer Pass haben, zwischen 20 und 35 Jahre alt sein, Autofahren können und eine Berufsausbildung mit eidgenössischem Fähigkeitszeugnis, eine Mittelschule oder eine gleichwertige Ausbildung abgeschlossen haben. Wer keinen einwandfreien Leumund hat, bei dem wird es auch nichts mit dem Beruf Polizist. Eine hohe Selbst- und Sozialkompetenz sowie eine «bürgerfreundliche Einstellung» sind weitere Voraussetzungen, die Interessenten mitbringen müssen, liest man auf der Website der Schaffhauser Polizei. Gute Gesundheit sowie psychische und physische Belastbarkeit sind ebenfalls gefordert. Auch im Wasser müssen Polizisten zurechtkommen: Das Rettungsschwimmerbrevet muss spätestens bis zum Ende der Polizeischule abgeschlossen sein.Wer all diese Anforderungen erfüllt, kann sich zu einem Eignungstest anmelden, der aus einem Intelligenz- und einem Sporttest besteht. Bei Letzterem muss während zwölf Minuten ein Hindernisparcours so oft wie möglich absolviert werden. Besteht man die Eignungsprüfung, entscheiden die Verantwortlichen der Schaffhauser Polizei, ob man an ein eintägiges Assessment eingeladen und einer medizinischen Prüfung unterzogen wird und wer schliesslich die Ostschweizer Polizeischule in der Schaffhauser Uniform antreten darf. Zwei Jahre dauert die Ausbildung. In den ersten Monaten wird vor allem gebüffelt. Anschliessend wechseln sich Praktika im Korps und Theorieblöcke ab. (dmu)
Erwartungsvolles Schweigen schon vor dem offiziellen Start um 18.30 Uhr. Die Aula im Berufsbildungszentrum (BBZ) Schaffhausen ist beinahe bis auf den letzten Platz besetzt. Vor der grossen Leinwand haben sich die wichtigsten Kader der Schaffhauser Polizei versammelt. Rund 90 Interessierte warten darauf, mehr über den Beruf des Polizisten zu erfahren. «Wie Sie hier vorn sehen, arbeiten normale Menschen bei der Polizei», begrüsste Polizeikommandant ad interim Ravi Landolt. «Wir suchen auch normale Menschen.»
Konkret sucht das Korps der Schaffhauser Polizei acht Aspirantinnen oder Aspiranten, die im kommenden Oktober die zweijährige Ausbildung zum Polizisten in Angriff nehmen. So viele Plätze gibt es, weil die Stellenzahl des Korps vom Kantonsrat vorgegeben ist. Aktuell arbeiten 219 Personen bei der Polizei. Zwar könne damit bei Notrufen und Notfällen jederzeit rasch reagiert werden, aber: «Bei grösseren oder länger dauernden Einsätzen stossen wir rasch an unsere Kapazitätsgrenzen», sagt Patrick Caprez, Mediensprecher der Schaffhauser Polizei. «In den letzen Jahren sind mehr Aufgaben hinzugekommen, ohne dass dies personell kompensiert worden wäre.» Die Schaffhauser Polizei sei deswegen bereits beim zuständigen Finanzdepartement vorstellig geworden.
Frauenanteil bei gut einem Fünftel
Polizeioffizier Markus Schudel erklärt nun, wie die Ausbildung zum Polizisten genau abläuft. Unter den Zuhörenden im Saal befinden fast gleich viele Frauen wie Männer. Im Korps der Schaffhauser Polizei liegt der Frauenanteil mit 22 Prozent nicht ganz so hoch. «Mir wäre es aber lieber, wenn in gewissen Abteilungen noch mehr Frauen arbeiten würden», so Landolt.
Auch Andrina Kipfer hörte Landolts Worten gespannt zu. Die junge Frau entschied sich spontan dazu, ins BBZ zu kommen. «Ich wollte eigentlich schon immer Polizistin werden», sagt die Fachfrau Betreuung Kind. «Aber die Aufgabe wirkt so gross, als Polizist hat man eine grosse Verantwortung», sagt Kipfer. Weshalb denn der Polizeiberuf so erstrebenswert sei? «Man sorgt für Recht und Ordnung», sagt Kipfer. «Ich zumindest fühle mich immer in Sicherheit, wenn ich einen Polizisten in Uniform sehe.» Ob sie sich denn jetzt für den Eignungstest anmelden werde? «Es klingt schon alles super, aber ich weiss nicht, ob mir ein Monat Vorbereitungszeit reicht», sagt sie. «Der Sporttest sollte aber weniger das Problem sein.»
«Ich fühle mich immer in Sicherheit, wenn ich einen Polizisten in Uniform sehe.»
Andrina Kipfer, Interessiert sich für den Beruf Polizistin
Sportlich unterwegs sind die Brüder Felix und Markus Ehrat aus Neuhausen. Sie spielen Fussball und gehen regelmässig zusammen zum Squash. «Polizist ist mein Traumberuf», antwortet Markus Ehrat auf die Frage, wie konkret er sich für die Polizeiausbildung interessiere. «Die Faszination rührt vom Mix, der einen im Polizeialltag erwartet», sagt Felix Ehrat. Die beiden möchten die Herausforderung nun gemeinsam antreten, so könne man sich auch gegenseitig unterstützen.
Gewalt gegen Polizisten kein Thema
Das Interesse am Infoabend zeigt, dass der Beruf des Polizisten offenbar nach wie vor attraktiv ist, obwohl die Anforderungen steigen. «Um diesen stetig wachsenden Herausforderungen gerecht zu werden, wird die polizeiliche Grundausbildung von einem auf zwei Jahre erweitert», so Caprez. Auch die zunehmende Gewalt gegen Polizisten ist für Felix Ehrat kein Grund, seinen Traum aufzugeben. «Glücklicherweise ist die Situation in der Schweiz nicht vergleichbar mit jener in anderen Ländern», sagt er.
Lassen sich trotz der hohen Anforderungen noch immer genügend geeignete Aspiranten finden? «Ja, wir sind sehr zufrieden mit unseren Bewerberinnen und Bewerbern», sagt Caprez. Die grundsätzliche Eignung für den Beruf werde seit mehreren Jahren über einen einheitlichen Eignungstest erfasst, so Caprez.
So unterschiedlich wirbt die Polizei um Nachwuchs
So wirbt die Polizei Schaffhausen: In Neuseeland wirbt man so um potentielle Kollegen:Dramatischer: Wie die deutsche Polizei den Nachwuchs rekrutieren will:
So wirbt die GSG9, die deutsche Spezialeinheit der Polizei für mögliche Kandidaten: