Ombudsmann fällt Sexismus-Entscheid
Die SRG-Ombudsstelle unterstützt die Beschwerde der Juso-Präsidentin Ronja Jansen gegen die Satiresendung «Late Update». Satiriker Michael Elsener hatte sie als «heiss» bezeichnet.
SRG-Ombudsmann Roger Blum unterstützt die Beschwerde gegen den Beitrag «Froschmeier triff Levrat und Zanetti» der Satiresendung «Late Update». Das Aussehen der Juso-Präsidentin Ronja Jansen sei ironisiert und sie als Frau auf ihr Äusseres reduziert und diskriminiert worden. Mit dem Entscheid gibt Blum der Jungsozialistin recht. Sie hatte die Sendung des Schweizer Radion und Fernsehen (SRF) vom 6. Oktober damit beanstandet, dass Frauen auf ihr Aussehen reduziert würden. Sie störte sich unter anderem an den «sexistischen Stereotypen», die in der Sendung verstärkt und reproduziert würden.
Urteil ist umstritten
Der Satiriker Michael Elsener hatte in seiner Rolle als schlecht informierter deutscher Journalist Frank-Walter Froschmeier den SP-Parteipräsidenten Christian Levrat interviewt und die Juso-Präsidentin als «Miss Juso» und als «heiss» bezeichnet. Worauf Levrat das Interview abbrach. Jansen zeigt sich mit dem Entscheid des Ombudsmannes zufrieden und sagt: «Ich habe Humor, aber die Grenze in der Sendung ist klar überschritten worden.» Die Reaktion von Christian Levrat sei richtig und gut gewesen, aber das ändere nichts daran, «dass die Bemerkungen billiger Sexismus waren». Im Gegensatz zu Levrat wusste Jansen, dass es sich bei Froschmeier um eine Kunstfigur handelt.
Der Ombudsmann anerkennt in seiner Begründung, dass Satire die Wirklichkeit übersteigere, sie verfremde, banalisiere, karikiere und lächerlich mache und die Kunstfreiheit gelten müsse. Doch er findet auch, dass eine Kunstfigur typenkonform reden und sich auch so verhalten müsse wie zum Beispiel Mike Müllers stotternder und spiessiger «Hanspeter Burri». Es sei für einen deutschen Journalisten jedoch nicht typisch, dass er sexistisch sei.
Etwas anders sehen das Schweizer Satiriker und Kabarettisten. Kaum wurde der Entscheid der SRG-Ombudsstelle publik, äusserten sie sich zahlreich auf Twitter. Der Schaffhauser Gabriel Vetter ist mit dem Entscheid nicht einverstanden: «Ombudsmann, you’re drunk» – Ombudsmann, Sie sind betrunken. Es sei bereits der dritte Entscheid von Roger Blum, den er nicht teile. «Ombudsmann-Urteile beinhalten Weisungen, was mich vor grundsätzliche Themen stellt», twitterte Vetter weiter. Viktor Giacobbo ergänzte: «Ist ja eigentlich wirkungslos. Trotzdem: Wenn sich eine Arschloch-Kunstfigur nicht mehr wie ein Arschloch äussern darf, kann man nur noch moralisch-korrekte Figuren spielen.» Tatsächlich können Entscheide des Ombudsmannes an die Unabhängige Beschwerdeinstanz für Radio und Fernsehen (UBI) und bis vor Bundesgericht weitergezogen werden. Michael Elsener und das Schweizer Radio und Fernsehen wollen das Urteil akzeptieren und sich auf Anfrage nicht weiter zum Entscheid äussern.
Dominic Deville, der sich am Sonntagabend mit Michael Elsener den SRF-Sendeplatz teilt, hat sich noch kein abschliessendes Urteil bilden können. Er möchte sich nur generell zum Thema äussern und sagt: «Es kommt immer auf den Witz an.» Wenn dieser nur auf Sexismus ziele, sei es keine gute Nummer. Die Frage sei immer: War sie lustig oder nicht? «Grundsätzlich sollten Kunstfiguren alles machen dürfen in einer Satiresendung.» Manchmal brauche es aber auch Zeit, bis eine Kunstfigur richtig ausgereift sei und vom Publikum verstanden werde. Im Hinblick auf die Politiker, welche die Satiresendung jüngst kritisiert haben, sagt Deville: «Einige Politiker sollten sich ein dickeres Fell zulegen, wenn sie nicht über einer Satire stehen können.»