Satire ist moralisch genug
Inlandredaktorin Andrea Tedeschi schreibt über Satire, die im Kern immer moralisch ist.
Ronja Jansen, die Juso-Präsidentin, kann zufrieden sein. Denn der SRG-Ombudsmann hat ihrer Empörung zugestimmt. Er folgte ihrer Argumentation, dass Bemerkungen wie «Miss Juso» und «heiss» selbst in einer Satiresendung sexistisch seien, gerade weil Frauen auf ihr Aussehen reduziert und mit solchen Beiträgen «sexistische Stereotype» reproduziert würden.
Immer, wenn einer falsch lustig ist, es mit dem Humor etwas übertreibt, wie der britische Komiker Sacha Baron Cohen, der als «Brüno» eine Domina mit Riesenbusen fragt, ob diese viel Milch gäben, hört und liest man den Satz von Kurt Tucholsky, den alle kennen: «Was darf die Satire? Alles.» Dabei ist der Satz selbst Satire. Satire darf überhaupt nicht alles. Besonders aber darf Satire sich in Zeiten, in der das korrekte Verhalten Hochkonjunktur geniesst, nicht unterwerfen.
Dass Frauen für ihre Rechte kämpfen, für gleichen Lohn und mehr Respekt, ist überfällig. Zu lange haben Frauen geschwiegen, statt für sich einzustehen. Man kann Ronja Jansen darum nicht vorwerfen, dass sie genau das einfordert.
Doch dieser Weg ist der falsche: Wer Satire verbietet, macht sich zum Zensor. Er nutzt ein Verbot, um einen gesellschaftlichen Missstand zu korrigieren, und verkennt dabei den Kontext, in dem die Satire stattfindet.
Witze müssen gemein sein, damit sie lustig sind. Satiriker spitzen zu, übertreiben, machen sich über Schwächen, Vorurteile und Stereotypen lustig. Denn was hat Michael Elsener eigentlich getan? Er hat über seine Kunstfigur den Sexismus kritisiert. Genau wie Ombudsmann Roger Blum. Der eine hat den Humor gewählt, der andere das Verbot. Blum wird sich vorwerfen lassen müssen, dass er keinen Humor hat.
Denn Satire ist im Kern immer moralisch.