Die Zeckengefahr ist dieses Jahr noch höher als sonst
Das warme Wetter kommt Zecken sehr gelegen. Das ist gefährlich, übertragen die Tiere doch gefährliche Krankheiten, die im Zweifel sogar tödlich enden können.
Schutz vor Zecken: Was ist zu beachten?
Zecken sind lästig und können gefährlich sein - aber man kann sich schützen. So empfiehlt Kantonsärztin Maha Züger «lange, geschlossene Kleidung» zu tragen, vor allem, wenn man in Waldgebieten unterwegs ist. Ideal ist es auch, wenn «Hosenbeine unten an den Knöcheln zu sind wenn dies möglich ist.» Die Ärztin empfiehlt auch, Zeckenschutzmittel an den freien Stellen zu nutzen. Vor allem sei es aber auch wichtig, wenn man an Orten gewesen war, bei denen man mit Zecken in Berührung kommen könnte, also Wälder oder Wiesen mit hohem Gras, sich danach gründlich abzusuchen.
Man merkt die kleinen Blutsauger meistens gar nicht. Ihre winzigen Beine kitzeln nicht auf der Haut, wenn sie dort entlang krabbeln, um eine Stelle zu suchen, an der sie zustechen können. Am häufigsten machen sie das in der Kniekehle. Besonders perfide: Bevor sie stechen, betäuben die kleinen Biester mit ihrem Speichel die Stelle, so dass ihr Opfer den Stich auch gar nicht spürt. An ihrem Kiefer haben sie kleine Klingen, mit denen sie dann in die Haut schneiden, bis sie einen Blutkanal finden. Dann saugen sie sich voll. Während diesem Prozess können sie viele Krankheiten übertragen – einige davon können tödlich verlaufen.
Die Rede ist natürlich von der Zecke. Schaffhausen liegt in einem Hochrisikogebiet, das bedeutet, dass hier der gefährliche FSME-Virus von den Tieren übertragen werden kann. Vor allem dieses Jahr ist es ausserdem gefährlich: Durch die warmen Temperaturen haben sich die kleinen Biester gut vermehren können - und sind so viel häufiger zu finden in der Natur.
Mehr Zecken auch im Kanton?
Dass die Zecken sich dieses Jahr besonders gut entwickeln können, merkt auch das Kantonsspital Schaffhausen. Käthi Huber, Leiterin Pflege Notfallstation am Kantonsspital: « Wir haben den Eindruck, dass in den letzten Wochen mehr Patienten die Notfallstation aufgrund eines Zeckenstichs aufgesucht haben als sonst.» Alleine im Juni waren 20 Patienten mit solchen in der Klinik. Im Mai waren es 14 Patienten, die wegen eines Stichs ins Spital gingen. Wohlgemerkt: Nicht eingerechnet sind die, die zu ihrem Hausarzt gingen und auch nicht die, die in die Notfallpraxis gingen. Die Dunkelziffer wird also viel höher liegen. Kantonsärztin Maha Züger sieht eine ähnliche Entwicklung: «In den letzten Jahren sind die Fälle von FSME gestiegen.» FSME steht hierbei für Frühsommer-Meningoenzephalitis. Sie schränkt aber auch ein: «Das hatten wir aber bereits vor einigen Jahren.»
Vor allem das gute Wetter ist derzeit ein Faktum, welches den Blutsaugern in die Karten spielt. So können sie sich gut vermehren und finden auch leichter einen Wirt - auch, weil viele Menschen unachtsam werden.
Zecken verstecken sich vor allem in Gräsern. Läuft ein potentieller Wirt vorbei, «springen» sie rüber und legen los. Vor allem, weil der Stich eben schmerzlos abläuft, ist es wichtig, sich nach einem Aufenthalt im Wald oder auf Wiesen gründlich abzusuchen und eventuelle Zecken sofort zu entfernen. «Falls man eine Zecke am Körper entdeckt, sollte man versuchen, sie mit einer Zeckenpinzette zu entfernen», sagt Dr. Hanen Besrour. Sie ist leitende Ärztin für Innere Medizin am Kantonsspital Schaffhausen. Dabei ist vor allem wichtig, dass «die Zecke vollständig und inklusive Rüssel entfernt wird.» Man sollte das Tier auf keinen Fall während dem Entfernen «zerquetschen, da sonst der Rüssel stecken bleiben kann.»
Das kann gefährlich werden, denn: «Bleibt ein Teil der Zecke stecken, kann sich die Stelle infizieren und entzünden», so Kantonsärztin Maha Züger.
Grosse Gefahr Nummer 1: Borreliose
An sich ist der Stich einer Zecke harmlos, wie Hanen Besrour sagt. Viele Leute glauben aber, dass ein roter Kreis um den Einstich ein Zeichen für eine Borreliose sein könnte. Die Ärztin beruhigt in dieser Hinsicht: «Eine lokale Reaktion mit Rötung, wie nach einem Insektenstich, ist nach einem Zeckenstich nicht ungewöhnlich und sollte nicht beunruhigen.» Auch Kantonsärztin Maha Züger sagt: «Nicht jeder Zeckenbiss führt zu dieser Krankheit. Es bringt daher nichts, wenn man nach einen Zeckenbiss in Panik verfällt.» Trotzdem, da sind sich beide einig, sollte man danach nicht einfach weitermachen wie bisher, denn: «Sollten 1 – 2 Wochen nach dem Zeckenstich an anderen Stellen Rötungen entstehen, ist dies ein Zeichen für eine Wanderrötung.» Diese kann dann auch auf eine Borreliose hindeuten. «Diese ist oft mit Fieber verbunden», so Hanen Besrour. Wenn das auftritt, sollte man den «Hausarzt konsultiert. Gegebenenfalls wird dieser Blutuntersuchungen durchführen und Antibiotika verschreiben.»
Denn wen eine Borreliose vorliegt, können die Folgen schlimm sein: Gegen diese Krankheit kann man sich nicht impfen lassen (anders als gegen den FSME-Virus) und die Folgen können schwerwiegend sein. So können nach Wochen, Monaten oder sogar Jahren verschiedenste Organe befallen werden. Von den Gelenken, über die Nerven bis zum Herzen kann alles durch diese Krankheit geschädigt werden. Daher ist es auch wichtig, so schnell wie möglich eine Antibiotika-Therapie im Falle einer Erkrankung anzustreben.
Grosse Gefahr Nummer 2: FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis)
Eine weitere Krankheit, die eine Zecke übertragen kann, wird vom sogenannten FSME-Virus übertragen – die Frühsommer-Meningoenzephalitis. Diese ist vor allem für Erwachsene gefährlich. Wie der Kanton informiert, sind bei dieser Krankheit «glücklicherweise sind bleibende Lähmungen oder andere bleibende Schädigungen bei Kindern - im Gegensatz zu den Erwachsenen - extrem selten.» Auch die Infektionsrate ist nicht so hoch: Laut dem früheren Kantonsarzt Jürg Häggi sind «im Kanton Schaffhausen etwa 5% der Zecken» Träger des Erregers. «Die Krankheit tritt daher eher selten auf.»
Kantonsärztin Maha Züger beruhigt ebenfalls. «Nur etwa 1% der FSME-Fälle führen zum Tod. Es gibt auch Leute, die an FSME leiden, aber das gar nicht merken und es für eine Sommergrippe halten.» Unterschätzen darf man diesen Virus jedoch trotzdem nicht.
Denn wenn man sich damit infiziert, dann sollte man dies ebenfalls nicht auf die leichte Schulter nehmen. Hanen Besrour vom Kantonsspital: «Grippeähnliche Symptome, die 1-2 Wochen nach einem Zeckenbiss auftreten, können auch auf eine Infektion mit dem FSME-Erreger hinweisen.» Danach kommt «in einigen Fällen zu Kopfschmerzen, Müdigkeit, Konzentrationsstörungen und neurologischen Störungen kommen.» Heimtückisch daran: «Für die FSME gibt es keine kausale Therapie, das heisst, es können nur die Symptome behandelt werden.»
Eine Möglichkeit, sich davor zu schützen stellt eine Impfung dar. Diese muss dreimal verabreicht werden und hält dann ungefähr 10 Jahre vor.
Die Ärztin des Kantonsspitals zieht folgendes Fazit, wie man sich nach einem Zeckenbiss verhalten sollte: Wenn man einen Zeckenstich hat und die Zecke korrekt entfernt hat, braucht es im ersten Moment keinen Arzt. Tritt danach eine lokale Rötung auf, wie bei einem Mückenstich, sollte man das beobachten. Verschwindet dieser, ist es auch kein Grund zum Arzt zu gehen. Sobald diese Rötung aber wandert, muss man einen Arzt aufssuchen. Ebenso, wie wenn es nach ungefähr 14 Tagen zu Grippe- und neurologischen Symptomen wie Kopfschmerzen, Lichtempfindlichkeit oder Lähmungen kommt. Dann ist es sogar ratsam, vielleicht die Notaufnahme aufzusuchen.