Die Migros Bank zieht an einen Schaffhauser Hotspot: Das plant die neue Standortleiterin

Noch in diesem Jahr wird die Filiale der Schaffhauser Migros Bank ihre Zelte an der Bahnhofstrasse abbrechen und am Standort der ehemaligen Depot-Filiale neu aufbauen. Die neue Standortleiterin Iris Steinmann erklärt, was der Umzug für die Bank bedeutet.
Wer ein Geschäft an der Zürcher Bahnhofstrasse betreibt, kann sich in den meisten Fällen glücklich schätzen: Sie hat den Ruf, einer der exklusivsten (und teuersten) Einkaufsstrassen der Welt zu sein. Täglich werden schwindelerregende Umsätze erzielt und zahlreiche Laufkundinnen und -kunden besuchen die verschiedenen Geschäfte, selbst in Zeiten von Onlinehandel.
Etwas anders präsentiert sich die Situation in Schaffhausen. Dort hat die Migros Bank seit fast 30 Jahren eine Filiale an der Bahnhofstrasse – und will jetzt weg. «Man nimmt uns hier zu wenig wahr. Südlich der Schwertstrasse hört die Sichtbarkeit auf», sagt Iris Steinmann. Sie arbeitet schon fast 30 Jahre bei der Schaffhauser Niederlassung und wurde Anfang 2025 zur Standortleiterin befördert.
«Man nimmt uns hier zu wenig wahr. Südlich der Schwertstrasse hört die Sichtbarkeit auf.»
Schon eine Weile war bekannt, dass die Migros Bank ihren Umzug an einen der wohl prominentesten Plätze Schaffhausens plant. Die Rede ist vom Fronwagplatz 22, also jenem Ort, an dem bis 2023 der mittlerweile pleitegegangene Möbelhändler Depot zu Hause war. Damit schnappt sich die Bank einen wahren Hotspot: Sowohl die Schwertstrasse als auch der Fronwagplatz gehören zu den meist frequentierten Orten der ganzen Stadt. Nun wird es langsam, aber sicher konkret: Der Rückbau ist abgeschlossen, bald, im März oder April, kann der Innenausbau gestartet werden. «Für unser Team ist das ein supercooler Schritt», sagt Steinmann, «wir freuen uns schon lange auf diesen Wechsel.» Voraussichtlich im Herbst – wenn es schnell vorwärtsgeht, schon Ende September – kann die neue Migros Bank eröffnet werden.
Die «Cashcow» der Migros
Die Migros Bank gehört zum Migros-Genossenschafts-Bund; und dieser war in letzter Zeit eher dafür bekannt, Tochterunternehmen abzubauen, als in neue Standorte zu investieren. «Diese Frage kommt auch oft von unserer Kundschaft», sagt die Standortleiterin. Dann erkläre sie jeweils, dass sich die Migros von Sparten trennt, die sich nicht rentieren. «Strategisch ist das die richtige Entscheidung.» Die Migros Bank bezeichnet sie hingegen als die «Cashcow» der Migros – sie laufe nicht Gefahr, vom Orangen Riesen fallengelassen zu werden. Dieser Eindruck verfestigt sich auch deswegen, weil die Sparte Finanzdienstleistungen neben Detailhandel und Gesundheit zu den drei Fokusbereichen von Migros-Präsidentin Ursula Nold und Konzern-Chef Mario Irmiger gehört.
Iris Steinmann ist ein Migros-Bank-Urgestein. Mit 22 Jahren, direkt nach einem Sprachaufenthalt, stiess die gelernte Bankkauffrau zum Finanzinstitut. Mittlerweile ist sie 50 Jahre alt, kennt die Niederlassung wie ihre Westentasche und fühlt sich nach wie vor wohl bei der Bank. Die Standortleitung übernahm sie von Markus Landolt, der noch als Kundenberater aktiv bleibt und im Folgejahr dann in Pension gehen wird.
Aus dem Dreierteam von damals sind mittlerweile zehn Mitarbeitende geworden. Das soll auch am neuen Standort so bleiben. «Wir wollen uns weder vergrössern noch verkleinern, sondern verlagern», sagt Steinmann. Das Gebäude am Fronwagplatz gehört der Migros Pensionskasse – bereits vor drei oder vier Jahren habe sie durch ihren Partner, der in Zürich an Gebäudeprojekten arbeitet, erfahren, dass der Standort frei werden könnte.
So habe sich Steinmann beim Verantwortlichen der Pensionskasse früh die Zusage gesichert. Allerdings werde man sich bloss im Erdgeschoss einrichten (unter anderem mit einem Materiallager, einem Archiv und gar einer Dusche). In der ersten und zweiten Etage kommen Wohnungen rein, die bereits vermietet wurden, weiter oben sollen Büroräumlichkeiten entstehen. Noch unklar ist, was mit der Filiale an der Bahnhofstrasse passieren wird.
Schon lange keine Kassenschalter mehr
Das neue Konzept der Bankgruppe sieht vor, dass viel Platz vorhanden sein muss – ein Luxus, der in der Liegenschaft an der Bahnhofstrasse nicht möglich war. Dadurch entstehe in der neuen Filiale auch mehr Platz für diskrete und persönliche Beratungen. «Gerade im Vertrauensgeschäft Bank ist der persönliche Kontakt nach wie vor gefragt», so Steinmann. In Baden und Thun wurde dieses neue Konzept bereits umgesetzt, allerdings ohne die Filialen zu zügeln. Schaffhausen und Amriswil sind die ersten Orte, die ihren Migros-Bank-Standort wechseln. Parallel dazu werden die Mitarbeitenden in der Umsetzung des neuen Konzepts geschult.
«Gerade im Vertrauensgeschäft Bank ist der persönliche Kontakt nach wie vor gefragt.»
Ein Nebeneffekt des zentraleren Schaffhauser Standorts: Man werde auch nachmittags wieder regulär geöffnet haben. «Wir erhoffen uns viele Neukunden, respektive Kunden, die uns als Hauptbank haben. Unser Ziel ist es, ihnen ganzheitliche Finanzberatungen anbieten zu können.» Konkrete Zahlen, wie viele Kunden die Schaffhauser Migros Bank hat und wie stark sie wachsen will, werden allerdings nicht kommuniziert. Klassische Kassenschalter gibt es bei der Migros Bank übrigens nicht; bereits vor 20 Jahren habe man diese als erste Bank abgeschafft. «Wir merken, dass auch die Ü-70-Kundschaft damit zufrieden ist, weil wir ja physisch vor Ort sind», sagt die Standortleiterin.
Aber kann so ein Konzept funktionieren am Bankenplatz Schaffhausen, wo in Relation zum Einzugsgebiet viele Banken um die Kundinnen und Kunden buhlen? «Ich habe da keine Angst», sagt Steinmann, die Migros Bank gebe es seit 30 Jahren und in dieser Zeit sei man erfolgreich gewesen. Der Standortwechsel darf somit auch als Bekenntnis zu Schaffhausen verstanden werden. «Alles, was uns jetzt noch fehlt, ist ein moderner Ort mit viel Platz. Und den erhalten wir schon bald.»