UBS hat entschieden: Die CS-Filiale an der Bahnhofstrasse wird ihre Pforten schliessen
Noch prangt der Schriftzug der einstmals stolzen Schweizer Bank Credit Suisse über dem Eingang der kleinen Filiale an der Schaffhauser Bahnhofstrasse. Doch nicht mehr lange: Nach der Fusion mit der UBS werden die Standorte an der Schwertstrasse zusammengelegt.
Über ein Jahr ist es her, dass die kriselnde Grossbank Credit Suisse vom Bund und ihrer Konkurrentin UBS gerettet werden musste. Das Ziel der Übung: Die CS soll komplett von der UBS übernommen werden. Ein Prozess, der Zeit braucht und im kommenden Jahr abgeschlossen werden soll.
Intern ist seither einiges passiert, auch regional. So ist etwa die vormalige Standortleiterin der Schaffhauser Credit-Suisse-Filiale, Nina Tosi, zur Schaffhauser Kantonalbank gewechselt. Und in vielen Schweizer Städten stand die Führungsriege der fusionierten Bank plötzlich vor dem Luxusproblem, dass man zwei Filialen in unmittelbarer Nähe besass – eine von der UBS und eine von der CS. In Schaffhausen befinden sich beide Filialen an stark frequentierten Plätzen und sind gerade mal 100 Meter voneinander entfernt. Beide Liegenschaften sind Mietobjekte.
85 «doppelte» Standorte
Wie die UBS auf ihrer Homepage festhält, besitzt sie rund 195 Geschäftsstellen, die Credit Suisse deren 95. Davon gibt es bei 85 örtliche Überschneidungen. Es leuchtet ein, dass nicht beide Standorte weiterbetrieben werden sollen. «Wir werden uns für jeweils einen Standort entscheiden», schreibt die Bank.
Für den Standort Schaffhausen ist seit letztem Oktober Patrick O. Müller zuständig, der 45-Jährige ist Regionaldirektor der UBS Region Zürich, zu der bei der Grossbank auch Schaffhausen, Glarus und ein Teil von Schwyz gehören. Seine Aufgabe ist es unter anderem, die Bank gegenüber der Öffentlichkeit und der Politik zu vertreten.
Im Gespräch mit den SN bestätigt Müller, dass die Schaffhauser Standorte zusammengelegt werden sollen. Und zwar in der UBS-Filiale. Heisst: Die Mitarbeitenden, die aktuell an der Bahnhofstrasse 22 einquartiert sind, packen ihre Sachen und zügeln an die Schwertstrasse 2. «Alle Kundenberaterinnen und Kundenberater werden übernommen, es kommt zu keinen zusätzlichen Entlassungen in Schaffhausen», sagt Müller.
Bessere Energiebilanz bei der UBS
In seinem Gebiet gibt es aktuell 34 UBS- und 21 CS-Filialen, von diesen 55 werden mindestens 18 geschlossen – darunter auch die CS-Zweigstelle in Schaffhausen –, an drei Orten ist die finale Entscheidung noch ausstehend. Die Zusammenlegung der «doppelten» Filialen sei ein strategisch wichtiger Schritt im Prozess der Fusion. Müller betont allerdings, dass die Bank bei Doppelspurigkeiten keinen Standort verlasse. Für ehemalige CS-Kundinnen und -Kunden sieht er sogar Vorteile: «Schweizweit haben sie neu über doppelt so viele Zweigstellen zur Verfügung.»
«Es kommt zu keinen zusätzlichen Entlassungen in Schaffhausen.»
Die Auswahl sei leichter gefallen als gedacht. «Oft kristallisierte sich schnell heraus, welche Zweigstelle besser geeignet ist», sagt der Regionaldirektor. In vielen Fällen seien das die UBS-Filialen gewesen, da diese oft moderner ausgestattet seien und eine bessere Energiebilanz vorweisen könnten. Dazu komme, dass das Design, wie etwa der Boden, nicht angepasst werden müsse. Weitere Kriterien waren etwa die Grösse – so müssen in Schaffhausen beispielsweise rund 50 Personen im Gebäude Platz finden –, der Standort und die Besitzverhältnisse.
Die Zusammenlegung der schweizweit 85 Filialen hat bereits begonnen und soll 2025 abgeschlossen sein. «Wir wollen so schnell wie möglich vorwärtskommen», so Müller – zwar sei der exakte Zeitplan für Schaffhausen noch nicht bekannt, aber da die UBS-Zweigstelle hier schon beinahe bezugsbereit ist, sei es wahrscheinlich, dass der Umzug noch in diesem Jahr geschehen wird. Zu einem grösseren Umbau mit Baustelle wird es demnach nicht kommen.
Müller: Kunden kommen zurück zur Grossbank
Eines wird in der Übergangsphase speziell sein: Im Verkaufsraum aller zusammengelegter Zweigstellen wird es sowohl einen UBS- als auch einen CS-Desk geben, an die sich die Kundschaft der entsprechenden Bank wenden kann. Aus einer rechtlichen Perspektive sei es wichtig, von wem ein Kunde angesprochen und beraten werde, erklärt Müller. Der definitive «Merge» der Systeme erfolge dann, wie von CEO Sergio Ermotti angekündigt, 2025.
«Wir wollen mit der Zusammenlegung so schnell wie möglich vorwärtskommen.»
Trotz überschaubarer Frequentierung der Filialen ist der Regionaldirektor überzeugt, dass der physische Kontakt für wichtige Gespräche nach wie vor geschätzt und gewünscht werde. Er beobachtet zudem, dass einige Kunden, die der UBS oder CS zuvor den Rücken gekehrt haben, zurückgekommen sind.
Der Mietvertrag für die CS-Filiale werde nun zeitnah gekündigt. Ob sich am «Business Solutions Center» in Herblingen, das Platz für 400 Mitarbeitende hat, etwas ändern wird, ist zurzeit noch unklar.