Hinter den Kulissen: Christine Meyer fertigt seit 23 Jahren die Theaterkostüme der «Kleinen Bühne»
Seit 23 Jahren ist Christine Meyer aus Hallau für die Theaterkostüme der «Kleinen Bühne» verantwortlich. Schlaflose Nächte auf der Suche nach zündenden Ideen und Inspiration gehören dazu. Am 9. Dezember feiert das Weihnachtsmärchen «Der kleine Wassermann» Premiere.
In der Welt der Fische, Muscheln und Frösche wohnt ein kleiner Junge zusammen mit seinen Eltern am Grund des Mühleweihers. Er hat grüne Haare, trägt Hosen aus Fischschuppen und gelbe Stiefel, das ist der kleine Wassermann. Bald geht er mit seinem Freund, dem Karpfen Cyprinus, auf Entdeckungsreise. So fängt das Märchen «Der kleine Wassermann» von Otfried Preussler aus dem Jahre 1945 an.
Die Inszenierung von Regisseurin Selina Gerber feiert am 9. Dezember mit der «Kleinen Bühne» in Schaffhausen Premiere. 29 Schauspielerinnen und Schauspieler stehen auf der Bühne, und weil einige von ihnen gleich mehrere Rollen mimen, braucht es 49 Kostüme. Keine leichte Aufgabe für die Kostümbildnerin Christine Meyer und ihr siebenköpfiges Team im Schneideratelier Ebnat, wie ein Augenschein vor Ort zeigt.
Rund 500 Arbeitsstunden geleistet
Zur «Kleinen Bühne» kam Meyer durch den Regisseur Simon Gisler, der im Jahr 2000 das Stück «Pinocchio» inszenierte. Sie ist seit 23 Jahren für die Kostüme der Theaterproduktionen der Laienbühne verantwortlich. Für das Stück «Der kleine Wassermann» ist die Hallauerin seit dem Frühjahr im Einsatz und hat dabei bereits rund 500 Stunden daran gearbeitet. «So ein Projekt nimmt mich mit Haut und Haaren ein», sagt sie. Am Anfang gehe es darum, was die Regisseurin oder der Regisseur für eine Idee habe, so Meyer. «Ich präsentiere meine Vorschläge für die Kostüme, mache Skizzen, und wir besprechen das Ganze.» Nach den ersten Gesprächen gehe sie noch einmal «über die Bücher», und nach der Endbesprechung werde das Material gesucht.
Die Kostüme sind massgeschneidert
Manche Kostüme werden ganz neu gemacht, manche aus dem Fundus verändert. «Jede Produktion hat alles», sagt sie und fügt hinzu: «Die Hälfte bis zwei Drittel machen wir neu, und der andere Teil kommt aus dem Fundus.» Zudem seien alle Kostüme massgeschneidert.
Die Begeisterung der Chefin hat auch ihr Nähteam infiziert. Inzwischen haben die freiwilligen Helferinnen rund 532 Stunden geleistet; viele Herausforderungen konnten bis jetzt gemeistert werden, und das steigende Lampenfieber ist mit den Händen zu greifen.
Das schwierige Muschelkostüm
«Mich wirft nichts so schnell aus der Bahn», sagt die diplomierte Schneiderin Christine Meyer, «aber dieses Stück bringt eine Herausforderung nach der anderen mit.» Das Muschelkostüm hatte es zum Beispiel in sich. Wie macht man so ein Kostüm, das nicht nur gut aussieht, sondern auch alle Funktionen der Muschel erfüllt? Diese Frage stand als erstes im Raum, bevor die ersten Skizzen entstanden und die Umsetzung mit der Regisseurin diskutiert wurde. «Die Vision der Regisseurin ist mein Ausgangspunkt», sagt Christine Meyer. Eingebettet zwischen dieser und dem Stück suchte sie immer wieder neue Lösungen, und die Ideenwerkstatt in ihrem Kopf lief auf Hochtouren. Dies habe hier und da schlaflose Nächte bereitet, aber nicht im negativen Sinne. «Am Ende muss alles stimmen. Ich dulde keine Fehler», sagt sie.
Perfektionistin durch und durch
Christine Meyer nickt eifrig, als sie die Frage hört, ob sie eine Perfektionistin sei. Aber auch Perfektionismus habe seine Grenzen, sagt sie. Die Funktionalität der Kostüme sei das A und O, und «es muss wirken». Denn was nütze ein schönes Kostüm auf der Bühne, wenn sich der Schauspieler darin nicht wohlfühle oder eine Hose ständig rutsche, obwohl das im Stück gar nicht vorgesehen sei.
«Die Funktionalität der Kostüme ist das A und O, und es muss wirken. Ich dulde keine Fehler.»
Christine Meyer, Kostümbildnerin der «Kleinen Bühne»
«Härtetest» auf der Bühne steht bevor
Die schlaflosen Nächte der erfahrenen Kostümbildnerin sieht man ihr nicht an. Ihre Augen strahlen, wenn sie von einer Lösung erzählt, dass der grosse blaue Fisch leuchtende Augen bekommt, wenn er Freude hat. «Dann freuen sich auch die Kinder im Publikum», sagt sie und lacht. Auch für die ausgeklügelten Kostüme eines Fischschwarms, der vor den Augen des Publikums zu schwimmen scheint, wurde inzwischen eine Lösung gefunden. Am Montag war der letzte Nähtag für das Team. Jetzt heisst es, die Anproben abzuwarten und zu sehen, ob die 49 Kostüme den Härtetest auf der Bühne bestehen. «Es wartet noch viel Arbeit auf uns», sagt die Schneiderin Christine Meyer, aber: «Ich bin es gewohnt und auf mein Team ist Verlass. Ich freue mich auf die Premiere.»