Dating mit Kind, oder: Selbst Freddy Krueger hätte bessere Chancen auf dem Partner-Markt

Ralph Denzel | 
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Beschreibe ich Aussenstehenden meine Situation Zuhause, sage ich meistens: «Wir haben eine Männer-WG, mein Sohn und ich». Das ist allerdings nicht ganz freiwillig, wie ich gestehen muss. Ich hätte absolut nichts dagegen, wenn wir auch noch eine Frau bei uns hätten. Aber die Frage als Alleinerziehender ist: Wie lernt man jemanden kennen?

Denn seien wir realistisch: Zwischen 19 und 22 Uhr lernt man eher weniger Menschen im Ausgang kennen.

Die üblichen Dinge wie Bars und Kneipen fallen eigentlich weg. Man muss einen Babysitter finden und der muss bereit sein, auch länger auf das Kind aufzupassen. Denn seien wir realistisch: Zwischen 19 und 22 Uhr lernt man eher weniger Menschen im Ausgang kennen. Hinzu kommt, dass ich mich in eine fast fremde Welt begeben muss. Bars und Kneipen, Discos – das sind Orte für Singles, die nicht am nächsten Morgen bereits um sieben Uhr geweckt werden, weil dem Kind langweilig ist. Ausserdem ist für mich nicht klar, wie mein Gehör, welches mittlerweile total auf Kinderlieder getrimmt ist, reagieren würde, wenn auf einmal ein Charts-Hit erklingt.

Nächste Möglichkeit: Vereine. Aber wie soll man jemals einem beitreten, wenn man praktisch keine Zeit hat? Eine Möglichkeit wäre, sich an den Zeiten der Kinderaktivitäten zu orientieren. Ist das Kind etwa am Dienstag von 18 – 19.30 Uhr im Turnverein, hat man ein Zeitfenster von 1.5 Stunden, in dem man sich in einem Verein engagieren könnte. Was aber, wenn es dann keinen gibt, der irgendwas Interessantes anbietet? Im schlimmsten Fall bleibt nur noch der Strickverein «Flinke Finger über 60», dem man sich anschliessen könnte. Ob man dort (trotz des zweideutigen Namens) jemanden kennenlernt…

Im schlimmsten Fall bleibt nur noch der Strickverein «Flinke Finger über 60», dem man sich anschliessen könnte. Ob man dort (trotz des zweideutigen Namens) jemanden kennenlernt…

Bleibt also noch das Online-Dating. Irgendwann ist das Kind im Bett, man kann sich auf die Couch werfen und im Internet nach potentiellen Partnerinnen suchen. Aber: Online-Dating ist wie Analoges-Dating, nur viel schneller und gnadenloser, vor allem für Männer. Werden Frauen mit so vielen Nachrichten überschüttet, dass viele direkt nach wenigen Stunden ihren Account wieder löschen, kommt bei uns Männern auf 100 Nachrichten vielleicht eine Antwort – und dann ist noch nichts gewonnen. Denn es könnte ja ein Fake-Profil sein. Und selbst wenn man dort chatten kann: Der Weg bis zum «analogen» Kennenlernen ist dann meistens noch ein weiter und hat eine weitere Hürde.

Denn egal ob im Verein, in der digitalen Welt, oder in einer Bar: Oft genug ist der grösste Klotz um jemanden kennenzulernen, der, der zu mir «Papa» sagt.

Denn egal ob im Verein, in der digitalen Welt, oder in einer Bar: Oft genug ist der grösste Klotz um jemanden kennenzulernen, der, der zu mir «Papa» sagt. Erwähne ich, dass ich Vater bin und alleinerziehend, spürt man praktisch, dass das Interesse des Gegenübers schneller bergabgeht als Marco Odermatt auf einer Skipiste. Warum, weiss ich nicht. Ist es die Verantwortung, vor der man sich fürchtet? Ist es die Tatsache, dass viele Eltern sich so über den Stress beschweren, wenn es um Kinder geht? Viele Frauen sagen, sie wünschen sich mal Kinder, aber dann nicht die von einer anderen? Manchmal habe ich das Gefühl, ich hätte bessere Chancen Frauen kennenzulernen, wenn ich währenddessen eine Freddy Krueger-Maske übergezogen hätte.

Dabei haben Alleinerziehende doch so viele Vorteile: Sie zeigen, wie verantwortungsvoll sie sind, dass sie kinderlieb sind und sie können bei Langeweile fast jede Kindersendung im Fernsehen synchron mitsprechen. Auch ein Talent, aber eines, das in der Dating-Welt viel zu wenig Beachtung findet.

Wenn du einem alleinerziehenden Vater eine Chance geben willst, meine E-Mail-Adresse: ralph.denzel@shn.ch. Vielleicht klappt es ja über die SN. 

Hier schreibt Ralph:

 

38 | Alleinerziehender Papi | schreibt über die Alltagstücken als Alleinerziehender

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