Stiefmami: Warum dieser Begriff einfach nicht passt und wie ich in eine Patchwork-Familie geschlittert bin

In der Mami-Post schreiben Sibylle, Mia und Gastautoren über ihre Alltagsthemen, die sie beschäftigen, seit sie Kinder haben. Alle Artikel der Mami-Post sind hier zu finden. Alle weiteren Familien-Artikel findest du im Familien-Dossier.
Hallo zusammen, ich bin Emily*, 31 Jahre alt und eigentlich kinderlos – oder zumindest war das mein Plan. Vor elf Jahren habe ich meinen Partner kennengelernt. Er damals 29, frisch geschieden und stolzer Vater eines vierjährigen Jungen. Ganz ehrlich, damals dachte ich, das wird nichts Ernstes. Aber wie das Leben so spielt, sind wir heute immer noch zusammen, und der vierjährige Bub von damals ist jetzt ein ausgewachsener (und immer hungriger) Teenager.
Aber wie das Leben so spielt, sind wir heute immer noch zusammen, und der vierjährige Bub von damals ist jetzt ein ausgewachsener (und immer hungriger) Teenager.
Der Türöffner ins Familienabenteuer
Die Anfangszeit fühlte sich surreal an. Nach durchtanzten Nächten wurde ich am Wochenende von einem lebensfrohen Jungen geweckt, der um 6.30 Uhr topfit war (nicht gerade ideal nach einer wilden Party, oder?). Zum Glück konnte ich weiterschlafen, denn ich bin nicht seine Erziehungsberechtigte. Tagsüber standen dann kindgerechte Aktivitäten auf dem Programm, die teilweise wirklich Spass gemacht haben. Schlitteln beispielsweise, als kinderlose Erwachsene sieht man dabei vielleicht etwas seltsam aus, wenn man mit seinem Bob den Hügel hoch stampft und neben all den Kindern runterrutscht. Aber mit Kind, da darf man das und es macht wirklich Laune. Durch den Sohn meines Partners wurde mir der Zugang zu all diesen spassigen Familienaktivitäten ermöglicht, den ich sonst wahrscheinlich nicht gehabt hätte.
«Ich bin nicht deine Mami»
Aber als dieser kleine Kerl mich einmal «Mami» nannte, geriet ich leicht in Panik – «Ich bin nicht deine Mami, du hast schon eine. Nenn mich einfach Emily». Ich wollte einerseits klarmachen, dass ich keine Ersatzmutter bin, und ihm andererseits vermitteln, dass seine leibliche Mutter immer seine Mutter sein wird, unabhängig davon, ob noch eine andere Frau an der Seite seines Vaters ist. Für Kinder ist das anfangs wohl schwer zu verstehen. Heute bin ich einfach die Freundin oder Partnerin seines Vaters.
Die Bezeichnung «Stiefmutter» passt meiner Meinung nach einfach nicht (danke, Märchen und Disney!).
Die Bezeichnung «Stiefmutter» passt meiner Meinung nach einfach nicht (danke, Märchen und Disney!). Ich bin eher eine Vertrauensperson, die respektiert wird, aber keine Elternrolle übernimmt. Ich bin sicher, es gibt viele andere «Nicht-Stiefmamis» und «Nicht-Stiefpapis» da draussen, die sich genauso fühlen. Vielleicht ist es an der Zeit, einen neuen Begriff zu finden, der nicht so negativ konnotiert ist. Habt ihr Vorschläge?
Hier schreibt Emily*:
31 | Stiefmami von einem immer hungrigem Teenager | in einer 11-jährigen Partnerschaft