Nach 25 Jahren ist Schluss – aber doch nicht ganz

Iris Fontana | 
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Mister Aranea, Geschäftsführer Pascal Parodi, in seinem Reich. Bild: Iris Fontana

Nach 25 Jahren gibt Pascal Parodi per Mitte 2025 seine Funktion als Geschäftsführer des Aranea Kletter-, Boulder- und Badminton-Zentrums ab. Ein Gespräch mit dem Mann, der seit den frühen Anfängen die Schaffhauser Kletterszene geprägt hat und der Region eine finanziell solide und moderne Freizeitsportanlage hinterlässt.

Herr Parodi, Sie sind seit 25 Jahren das Gesicht des Aranea. Was hat Sie bewogen, als Geschäftsführer dieser Schaffhauser Institution zurückzutreten?

Pascal Parodi: Die Entscheidung kommt nicht aus einer Notsituation heraus – eigentlich ganz im Gegenteil. Momentan läuft alles gut und es ist alles eingespielt. Gerade deshalb empfand ich es jetzt als idealen Zeitpunkt, sich auf die Suche nach einer Nachfolgerin oder einem Nachfolger zu machen, ganz ohne Druck. Zudem spüre ich, dass ein Generationswechsel gut tun wird. Das Aranea ist ein aktives, dynamisches Kleinunternehmen und es ist schön, wenn es auch von jungen Menschen geprägt wird.

Welches Ereignis war in dieser langen Zeit am Einschneidensten?

Parodi: Das war wohl 2006, als wir - damals noch im Mühlental zuhause – die Kündigung unseres Mietvertrags erhielten. Dies bedeutete nicht einfach nur zügeln, für einen solchen Betrieb war dies vielmehr nochmals ein Neustart im Ebnat 65. Im Nachhinein war es jedoch das Beste, was uns passieren konnte.

Im Zug dieses «Neustarts» haben Sie auch die Unternehmensform von einer GmbH in eine Genossenschaft geändert. Warum?

Parodi: Als damalige GmbH wären wir nicht finanzstark genug gewesen, das 1,5 Millionen-Projekt stemmen zu können. Es war klar, dass wir uns an unsere Community wenden mussten. Zudem wollten wir auch den Kanton, die Stadt und Sponsoren um Unterstützung anfragen. Für dies alles eignete sich die Form als Genossenschaft am besten. Der Schritt hat sich bewährt, auch für spätere Sponsorings wie auch für den letzten Ausbau von vor zwei Jahren.

Dank viel Engagement, Herzblut und externer Unterstützung hinterlässt Parodi eine finanziell solid aufgestellte, moderne Freizeitsportanlage. Bild: Iris Fontana

Gab es auch einen Tiefschlag in Ihrer Tätigkeit?

Parodi: Es war kein wahnsinniger Tiefschlag, aber wir hatten ein Projekt, das sich als ziemliche «Totgeburt» erwies. Wir kauften einen mobilen Kletterturm, den wir für verschiedene Events vermieten wollten. Das Projekt kam aber nie recht zum Fliegen und fand in einem Totalcrash auf der Autobahn sein abruptes Ende. Gott sei Dank ohne Verletzung des Fahrers. Auch Unfälle in den Hallen lassen sich nicht völlig verhindern. Der schlimmste Unfall ereignete sich noch im Mühlental, als ein Kletterer auf den Boden stürzte und auf den Kopf fiel, was in einem Schädelhirntrauma endete.

Wie nehmen Sie die Veränderung im Freizeitsport in den letzten 25 Jahren wahr?

Parodi: Die Angebotsbreite hat natürlich unglaublich zugenommen – allgemein, wie auch spezifisch im Kletterbereich. Wir betrieben als einer der ersten Anbieter in der Schweiz eine Kletterhalle. Viele sind dazugekommen. Im Gegensatz zu früher, als unsere Besucher praktisch «nur» aus passionierten Kletterern bestanden, ist das Aranea heute vielmehr auch ein Freizeitort, an den man an einem verregneten Sonntag, vielleicht auch mit den Kindern, hingeht. Mit dieser Entwicklung mussten wir auch unser Angebot anpassen.

Das Aranea bietet ein sehr breites Angebot an Kursen und Anlassmöglichkeiten an. Bild: Iris Fontana

Inwiefern?

Parodi: Wir erweiterten unser Angebot speziell für Kinder und «ungeübte» Erwachsene mit zusätzlichen Sicherungsinstallationen und vielem mehr. Die Kundschaft ist heute sehr heterogen. Da gibt es Individual- und Gruppenkunden zu betreuen wie auch Schulklassen und Firmenkunden. Jeder braucht sein eigenes Programm. Auch Wettkämpfe stehen heute auf der Agenda. Zudem sind die Kunden sehr viel anspruchsvoller geworden. Ganz grundsätzlich hat die Professionalität zugenommen. Aus einfachen Anfängen entwickelten wir uns zu einem KMU mit Angestellten, die alle einen Lohn beziehen.

Aranea

Infrastruktur: Klettern, Bouldern, Badminton

Angebot: Viele Angebote für Kinder, Kindertrainings, Kinderkurse, Kindergeburtstage
Erwachsenenkurse und Trainingsgruppen
Gruppenangebote und Events
Bistro

Wichtigste Meilensteine:
1996: Eröffnung im Mühlental
2006: Umzug an die Ebnatstrasse 65
2011: Bau der Aussenkletterwand und Bistroterrasse
November 2022: Eröffnung neue Badminton- und Boulderhalle

Anzahl Besucher: Rund 60’000 pro Jahr

Wie setzen sich die Besucher zusammen?

Parodi: Wir haben so ziemlich querbeet alle Arten von Besuchern vor Ort. Einzige Gemeinsamkeit: Es handelt sich um aktive Menschen, die sich gerne bewegen. Bezüglich Alter ist die Spannweite sehr gross, so beginnt unser Angebot für die Jüngsten, die «Eichhörnchen», mit fünf Jahren. Die zurzeit älteste, langjährige Kletterin ist gerade 82 geworden. Nur schon weil wir mit Klettern, Bouldern und Badminton drei verschiedene Sportarten anbieten, ist unser Publikum ziemlich divers.

Wie gross ist denn der Anteil des Badmintons am Gesamtumsatz?

Parodi: Auch wenn das Badminton nur rund einen Viertel unseres Umsatzes ausmacht, ist es ein wichtiges Standbein für uns. Insbesondere aufgrund der grossen Stammkundschaft und der Synergien, die wir damit nutzen können. Wir brauchen für den Betrieb kein zusätzliches Personal einzustellen, und der Aufwand im Unterhalt der Badmintonplätze ist relativ bescheiden im Gegensatz zum Kletterbereich.

Eine grosse, moderne und abwechslungsreiche Boulderhalle ergänzte vor zwei Jahren das Angebot des Aranea. Archivbild: Melanie Duchene

Nach Fertigstellung des Neubaus vor zwei Jahr erklärten Sie als Ziel, aus dem Aranea ein Kompetenzzentrum für Klettern, Bouldern und Badminton zu machen. Ziel erreicht?

Parodi: Ja,im Breitensport haben wir dieses Ziel sicher erreicht. Im Wettkampfbereich haben wir allerdings noch Luft nach oben, gerade in der Nachwuchsförderung. Im Breitensport sind wir punkto Nachwuchs sehr gut unterwegs, die Talentförderung ist jedoch noch zu wenig entwickelt. So müsste beispielsweise noch ein Regionalkader für die Wettkämpfe aufgebaut werden.

Was ist wichtig am Job, welche Fähigkeiten sollte Ihr Nachfolger, Ihre Nachfolgerin mitbringen?

Parodi: Die Person muss die Fähigkeit besitzen, ein KMU zu führen, das heisst betriebswirtschaftliche Kenntnisse mitbringen. Dazu gehört die Personalführung – unser engeres Team besteht aus 15 Mitarbeitenden, alle Trainerinnen und Trainer eingerechnet sind wir ein 30-Personen Betrieb. Wichtig ist auch, dass die Person ein Flair fürs Marketing besitzt und sie innovative Ideen und gute, publizitätswirksame Auftritte mit geringem Budget entwickeln kann. Zudem wünsche ich mir eine Person, die das Familiäre, das uns im Moment auszeichnet, bewahren kann. Dies ist nämlich das gewisse Etwas, das uns auszeichnet und das unsere Kunden sehr schätzen.

Pascal Parodi

Pascal Parodi

Der 53-Jährige Ur-Schaffhauser ist in der Stadt aufgewachsen und hat auch den Rest seines Lebens hier verbracht. Er absolvierte eine kaufmännische Lehre und bildete sich danach an der HWV (heute ZHaW) zum Betriebsökonom weiter. Es folgte eine Tätigkeit bei der Schaffhauser Kantonalbank, bevor Parodi einer Arbeit in einer Naturschutzorganisation nachgehen wollte. Doch es kam anders: Die Gründer des Aranea, das er schon damals regelmässig frequentierte, traten an ihn heran und boten ihm die Geschäftsführung an.
Parodi ist verheiratet und hat zwei Töchter in der Kanti. Neben Klettern und Badminton zählt auch die Ornithologie zu seinen Hobbies.

Ihr Wunsch an die Person?

Parodi: Ich wünsche ihr viel Herzblut und Engagement. Dass ihr der Betrieb ebenso ans Herz wächst wie mir und sie lange Zeit im Aranea glücklich ist.

Wie geht es bei Ihnen persönlich weiter?

Parodi: Ich werde das Aranea nicht ganz verlassen. Geplant ist, dass ich noch mit einem Pensum von rund 20 Prozent die Buchhaltung und das Lohnwesen weiterführen werde. Dies als Entlastung der Geschäftsführung, damit sich diese ganz aufs Tagesgeschäft, die Personalführung, das Marketing und die Innovationsentwicklung fokussieren kann. Nebenbei bin ich heute schon Teilzeit für die gesamte Liegenschaft Ebnat 65 in der Verwaltung tätig und werde diese Arbeit weiterführen.

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