AKW Beznau wird stillgelegt – So reagiert Energieminister Rösti

Die Axpo konkretisiert die Stilllegung des AKW Beznau: Die über 50 Jahre alten Reaktoren des Kernkraftwerks sollen ab 2032 abgestellt werden. Die Gründe nennt der Energiekonzern in einer Mitteilung.
Das Wichtigste in Kürze:
- Die aktuell 55-jährigen Reaktoren des Kernkraftwerks Beznau sollen abgestellt werden. Block 2 soll 2032 vom Netz gehen, Block 1 ein Jahr später. Das teilt die Betreiberin Axpo mit.
- Der Zeitplan für die Stilllegung entspricht in etwa den bisher kommunizierten Absichten der Axpo. Diskutiert wurde auch ein möglicher längerer Betrieb – der ist damit vom Tisch.
Jetzt ist klar, wann das älteste Kernkraftwerk der Welt vom Netz gehen soll: In den Jahren 2032 (Block 2) und 2033 (Block 1) werden die Meiler des AKW Beznau definitiv abgeschaltet. Das teilt die Axpo als deren Betreiberin am Donnerstag mitteilt. Bis dahin sollen 350 Millionen Franken in die Nachrüstung der rund 55 Jahre alten Kraftwerke investiert werden.
Dieser Entscheid sei «unter Berücksichtigung der gesellschaftlichen Verantwortung sowie aufgrund von technischen, organisatorischen, regulatorischen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten» gefallen, heisst es in der Mitteilung vom Donnerstag weiter. Der Energiekonzern im Besitz der Kantone und Kantonswerke der Nordostschweiz steigt damit teilweise aus der Kernenergie aus. Er bleibt jedoch Mehrheitsaktionärin des weiteren Aargauer AKW Leibstadt und Minderheitsaktionärin beim Solothurner AKW Gösgen.
Wie Axpo schreibt, erfüllt das Kernkraftwerk Beznau «höchste Sicherheitsanforderungen». Dazu habe man seit der Inbetriebnahme über 2.5 Milliarden Franken in die Nachrüstung und Modernisierung der beiden Kraftwerksblöcke investiert. Beznau wird bei der Ausserbetriebnahme im Jahr 2033 rund 64 Jahre in Betrieb gewesen sein.
Zuletzt hatte das AKW Beznau im vergangenen Sommer Schlagzeilen gemacht mit einer Schnellabschaltung des Reaktorblocks 2. Dies wegen einer Fehlfunktion. In der Folge stand das AKW teilweise monatelang still.
Noch längerer Langzeitbetrieb ist vom Tisch
Der nun veröffentlichte Zeitplan für die Stilllegung der beiden Reaktoren in Beznau entspricht damit in etwa den bisher kommunizierten Absichten der Axpo. Noch vor zwei Jahren liess sich ein Sprecher mit den Worten zitieren, man gehe «von einer Betriebszeit von rund 60 Jahren aus».
Das hätte bedeutet, dass die Reaktoren 2029 respektive 2031 abgestellt werden. Dann wurde zwischenzeitlich spekuliert, Axpo könnte Beznau sogar bis ins Jahr 2038 weiter laufen lassen. Noch im vergangenen Frühjahr hatte der Energiekonzern dann erklärt, er lasse abklären, ob Beznau auch deutlich länger als 60 Jahre betrieben werden könnte. Daraus wird nun aber nichts.
Die nun angekündigte Abschaltung des AKW Beznau wird damit der zweite Rückbau eines Kernkraftwerks in der Schweiz. Bereits vor elf Jahren hatte der bernische Energiekonzern BKW entschieden, sein AKW Mühleberg aus wirtschaftlichen Gründen 2019 stillzulegen.
Bundesrat will AKW-Neubauverbot lockern
Dies war nicht zuletzt eine Folge des von Bundesrat, Parlament und Stimmvolk beschlossenen Ausstieges aus der Kernenergie im Nachgang zur AKW-Katastrophe in Fukushima. Seither - und noch weitere sieben Jahre - wird vor den Toren der Stadt Bern der erste Kernmeiler der Schweiz zurückgebaut.
Seither hat das Stimmvolk den Ausstieg aus der Kernenenergie mehrfach bestätigt, zuletzt im vergangenen Sommer mit dem deutlichen Ja zum Stromgesetz. Doch kurz darauf hat der Bundesrat auf Antrag von Energieminister Albert Rösti entschieden, das Neubauverbot für Kernkraftwerke in der Schweiz wieder lockern zu wollen. Dies, indem das von bürgerlichen Politikern kritisierte Technologieverbot in der Energiestrategie wieder aufgehoben werden soll.
Darauf pocht nicht zuletzt die hängige Volksinitiative «Jederzeit Strom für alle - Blackout stoppen» von Kernkraft-Befürwortern. Bundesrat Rösti will ihnen mit der Lockerung des Energiegesetzes einen Gegenvorschlag schmackhaft machen. Den definitiven Vorschlag dazu muss der Bundesrat an einer seiner nächsten Sitzungen allerdings erst noch verabschieden.
So fallen die ersten Reaktionen auf die Stilllegungspläne aus
In der Landesregierung hat Albert Rösti die Wende von der Energiewende bereits herbeigeführt. Ziel des SVP-Bundesrats: Das Neubauverbot für Atomkraftwerke in der Schweiz wieder zu kippen. Die Details dazu sollen diese oder nächste Woche beschlossen werden. Dann wird das Parlament und später wohl auch das Stimmvolk sich dazu äussern müssen.

Wie reagiert also Energieminister Rösti auf die angekündigte Stilllegung des AKW Beznau? Gegenüber CH Media «begrüsst» er in einer Stellungnahme vom Donnerstag «die Bemühungen der Axpo, das Kernkraftwerk Beznau länger am Netz zu halten, solange es sicher ist». Und weiter lässt sich der Bundesrat mit den Worten zitieren: «Dieser Entscheid trägt zur mittelfristigen Sicherung der Stromversorgung in der Schweiz bei.»
Vor dem Start der Session im Bundeshaus wird Bundesrat Rösti von den Medien dann darauf angesprochen, ob die Axpo mit Subventionen nicht zu einem längeren Weiterbetrieb ihrer Meiler hätte bewogen werden können. Darauf will der Energieminister allerdings nicht wirklich eingehen. «Zu technischen Fragen äussert sich der Bundesrat nicht», sagt Rösti lediglich. Die müsse man der Axpo stellen. «Für die Landesregierung ist die Sicherheit absolut zentral.» (bro/sat/dk)
Greenpeace: «Viel zu spät, aber wichtiger Meilenstein für die Energiewende»
Als eine der heftigsten Kritikerinnen der Atomkraftwerke in der Schweiz gilt die Umweltorganisation Greenpeace. Folglich wenig überraschend begrüsst deren AKW-Experte Florian Kasser den Stilllegungs-Entscheid der Axpo auf X als «viel zu spät», aber «wichtigen Meilenstein»:
Axpo stellt das älteste Atomkraftwerk der Welt #Beznau 2033 ab. Viel zu spät aber wichtiger Meilenstein für die Energiewende!
— Florian Kasser (@fkasser) December 5, 2024
Es zeigt, dass nur der Ausbau der Erneuerbare unsere Stromversorgung sichern. Neue AKW sind zu langsam und zu teuer!https://t.co/RElkaOD48Z
Weiter schreibt Kasser, dass der Entscheid zeige, «dass nur der Ausbau der Erneuerbaren» die Stromversorgung sichere. «Neue AKW sind zu langsam und zu teuer», so der Greenpeace-Mann. (sat)
Grüne fordern massiven Ausbau von Solar-, Wind- und Wasserenergie
Als erste Partei auf den Abschalt-Entscheid der Axpo reagieren bereits am frühen Donnerstagmorgen die Grünen. «Das Ende des Atomzeitalters ist eingeläutet», schreibt die Zürcher Kantonalpartei auf X.
Das Ende des Atomzeitalters ist eingeläutet: @axpo nimmt Beznau I und II bis 2033 vom Netz!
— GRÜNE Zürich (@GrueneZuerich) December 5, 2024
Jetzt gilt es zusätzliche 6 TWh mit Solarenergie, Wind- und Wasserkraft auszubauen. Packen wir es an! #Atomkraft #Energiewende https://t.co/WIfCh0Pg7a pic.twitter.com/bO9eiqN1FK
Als Reaktion fordert die Partei des Zürcher Energieministers Martin Neukom einen massiven Ausbau der Solar-, Wind- und Wasserenergie in der Schweiz. (sat)
Energiestiftung: «Ein guter Entscheid für die Schweiz»
«Der Entscheid der Axpo zeigt, dass sich die Stromversorgungslage seit dem Kriegsbeginn in der Ukraine wieder entscheidend entspannt hat», schreibt die Schweizerische Energiestiftung (SES) in einer Mitteilung. Die Stromproduktion von Beznau sei «für die Schweiz nicht mehr nötig», so die Kernkraft-kritische Organisation. Denn wie im restlichen Europa schreite der Ausbau der Erneuerbaren auch hierzulande voran.
Zudem gibt die SES zu bedenken, «dass alleine der Ausbau der Solarenergie bereits vor 2030 die Stromproduktion des bereits stillgelegten AKW Mühleberg sowie der beiden AKW in Beznau ersetzt» haben werde. Und das auch, was den Winteranteil der beiden Meiler betreffe. Folglich wertet SES-Geschäftsleiter Nils Epprecht den Entscheid auf X als «guter Entscheid für die Schweiz»:
Beznau stilllegen ist ein guter Entscheid für die Schweiz. Der Atomausstieg setzt sich fort. Winter- und Sommerstrom sind bis zur Stilllegung vollständig ersetzt und das Schweizer Mittelland hat ein Risiko weniger. Danke Axpo!https://t.co/XdnrW1VvBl
— Nils Epprecht (@nepprecht) December 5, 2024
Die SES gibt in ihrer Mitteilung überdies zu bedenken, dass das AKW Beznau «in zahlreichen Aspekten nicht mehr zeitgemässen Sicherheitsstandards» entspreche. Und das aktuell wie auch bereits seit der Inbetriebnahme, wie nicht zuletzt zahlreiche Pannen und Notabschaltungen in jüngerer Zeit zeigen würden. (sat)