Aldi verzichtet auf Erdbeeren-Werbung im März – für Coop, Migros und Lidl kommt das nicht in Frage

Chiara Stäheli | 
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Zwei Drittel der Erdbeeren kommen aus dem Ausland. Bild: Radio Munot

Kaum hat der Frühling angefangen, verkaufen die Schweizer Detailhändler Erdbeeren aus Spanien. Bei der Werbung hält sich zumindest einer der Anbieter bis zum Saisonstart im Inland zurück.

Eine Aktion bei Lidl lässt einheimischen Landwirten die Haare zu Berge stehen: Noch bis Samstag verkauft der Detailhändler ein Kilo Erdbeeren aus Spanien für gerade einmal 4 Franken. Zu diesem Preis kann kein Schweizer Bauer vernünftig wirtschaften.

Nicht nur bei Lidl gibt es schon im März Erdbeeren aus Südeuropa zu kaufen, auch bei den anderen Detailhändlern sind sie seit einigen Wochen im Sortiment – und werden in den Läden meist prominent platziert. Dass sie zu dieser Jahreszeit meist wässrig statt süss und mehr weiss denn rot sind, scheint die Erdbeer-Kundschaft allerdings nicht zu stören. Es sei ein Bedürfnis der Kundinnen und Kunden, schon im März und im April Erdbeeren kaufen zu können, teilt etwa Coop mit.

Eine Ausnahme unter den Detailhändlern bildet Aldi Suisse - zumindest bei der Werbung. Zwar sind auch in den Aldi-Filialen schon im März Erdbeeren zu finden. Um jedoch «die einheimischen Beerenproduzenten zu stärken», verzichtet Aldi seit vergangenem Jahr darauf, Erdbeeren in der Vorsaison zu bewerben. Heisst: Werbung für Erdbeben schaltet der Detailhändler erst, sobald die ersten Früchte aus Schweizer Produktion reif sind. Das ist meist Mitte Mai so weit. Damit wolle man auch «das saisonale Verständnis der Konsumentinnen und Konsumenten fördern», schreibt Aldi auf Anfrage. 

Konkurrenten wollen Praxis beibehalten

Dieser Schritt werde von der Kundschaft sehr begrüsst: «Wir erhalten durchwegs positive Rückmeldungen.» Ist also damit zu rechnen, dass sich Aldi schon bald auch bei der Promotion von Gurken, Tomaten und anderen Sorten auf die Schweizer Saison beschränkt? Man prüfe laufend weitere Schritte, heisst es. Kommunizieren könne man zurzeit allerdings noch nichts.

Die anderen grossen Schweizer Detailhändler bewerben die ausländischen Erdbeeren bereits im März, wie ein Blick in die Aktionshefte von Migros, Coop und Lidl zeigt. Darauf wollen sie auch künftig nicht verzichten. Die Migros schreibt auf Anfrage, dass eine Anpassung dieser Praxis «momentan nicht vorgesehen» sei. Zudem stelle die Migros auf Schweizer Früchte um, sobald Erdbeeren aus heimischem Anbau erhältlich seien.

Konkurrent Coop bekräftigt, man kommuniziere schon heute «schwergewichtig dann, wenn die entsprechenden Früchte und Gemüse in der Schweiz Saison haben». Und weiter: «Saisonale Früchte aus der Schweiz haben bei Coop Priorität.» Allerdings richte man das Sortiment grundsätzlich nach den Bedürfnissen der Kundschaft. Und hier verzeichne man auch im März «eine entsprechende Nachfrage».

Sowohl Coop als auch Migros verweisen zudem auf ihre Nachhaltigkeitsbemühungen. Beide schreiben, sie hätten gemeinsam mit den Erdbeerproduzenten vor Ort ein «effizientes» (Coop) beziehungsweise «sparsames» (Migros) Bewässerungssystem eingerichtet, um den Wasserverbrauch zu reduzieren.

Zwei Drittel der Erdbeeren aus dem Ausland

Auch Lidl weist auf Anfrage darauf hin, dass Erdbeeren bei den Kundinnen und Kunden «extrem beliebt» seien, «weshalb wir zurzeit Erdbeeren aus Spanien anbieten». Es gebe auch immer wieder Aktionen mit Import-Erdbeeren, «weil temporär bei den Produzenten Übermengen entstehen, welche ohne Aktionsangebote zu Foodwaste führen würden». Fragen zur Bewerbung der Erdbeeren aus Spanien lässt Lidl offen.

Zur Einordnung: Ein Durchschnittseinwohner der Schweiz verspeist pro Jahr rund 2,5 Kilogramm Erdbeeren. Über zwei Drittel dieser Erdbeeren stammen aus dem Ausland, wie offizielle Zahlen zeigen. Während 2021 in der Schweiz rund 7000 Tonnen Erdbeeren produziert wurden, importierten die Detailhändler knapp 15’000 Tonnen aus dem Ausland. 

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