Maskenpflicht ignoriert: Deutsche schimpfen über Schweizer Einkaufstouristen

Die Deutschen sind sauer auf die Schweizer, die jetzt wieder ennet der Grenze einkaufen. Sie würden keinen Mund-Nasen-Schutz tragen - und die Ladenbesitzer nichts dagegen unternehmen.
Seit Montag sind die Grenzen wieder offen - die Autos rollen wieder und auf den Parkplätzen vor den Discountern ennet der Grenze sind wieder unzählige Schweizer Nummernschilder zu sehen. Wirtschaftlich freut der wiederaufgeflammte Einkaufstourismus die deutschen Nachbarn. Doch die Stimmung ist angespannt. Grund dafür ist die in Deutschland geltende Maskenpflicht in Läden, für die sich die Schweizer nur mässig zu interessieren scheinen. Wie der «Südkurier» berichtet, häufen sich nämlich die Beschwerden gegen Schweizer, die einerseits keinen Mund-Nasen-Schutz tragen und sich andererseits nicht an die Corona-Abstandsregeln halten würden. Die Proteste kommen demnach aus den Gemeinden Jestetten, Lottstetten, Küssaberg und Lauchringen.
Thomas Schäuble, Bürgermeister von Lauchringen, hat deswegen einen Brief an den Vorstand des Lauchringer Handels- und Gewerbekreises geschrieben - und spart darin nicht mit Kritik. Denn die einheimischen Kunden, die regelkonform einkauften, fühlten sich gegenüber den Schweizerin zweitklassig behandelt - von Ladenbesitzern und Angestellen würde nichts gegen den Regelverstoss unternommen, weil man «die Schweizer Kundschaft nicht vergraulen» wolle. Das führt laut Schäuble zu einer «sich mehr und mehr aufheizender Stimmung». Beim Ordnungsamt seien denn auch schon «unzählige Beschwerden» eingegangen.
Hausverbot für renitente Schweizer
Schäuble macht auf die geltenden Spielregeln aufmerksam und betont, dass es sich um eine Pflicht handle, dass alle Personen ab sechs Jahren in Deutschland eine Maske oder einen vergleichbaren Mund-Nasen-Schutz tragen - und nicht um eine Empfehlung. Halte sich ein Kunde nicht daran, müsse er darauf angesprochen werden - weigere er sich, müsse ihm der Einkauf verwehrt werden. Es stehe den Ladenbesitzern auch zu, besonders renitente Kunden mit einem Hausverbot zu belegen. Schliesslich sei dem deutschen Gewerbe nicht geholfen, wenn die einheimische Kundschaft nicht mehr komme, weil man sich nur noch um die Belange der Schweizer kümmere, schreibt Schäuble weiter. Er fordert von den Geschäften Unterstützung, um das «Miteinander von einheimischer und ausländischer Kundschaft verträglich zu gestalten».
Deutsche und Schweizer Zollämter hingegen ziehen nach der ersten Woche mit offenen Grenzen ein positives Fazit. Der Grenzverkehr habe laut Simon Erny von der Eidgenössischen Zollverwaltung natürlich deutlich zugenommen, die Reisenden hätten sich aber meistens an die grundlegenden Sicherheitsbestimmungen gehalten. Vom Ansturm am ersten Tag der Grenzöffnung sei man aber dennoch «fast ein wenig überrascht» gewesen. (lex)