Leere Wände im «Dolder»

Schaffhauser Nachrichten | 
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Das Hotel Dolder Grand von Urs Schwarzenbach in Zürich. Gestern wurden unter anderem hier wegen Steuerschulden des Milliardärs Kunstwerke im Wert von gegen 100 Millionen Franken beschlagnahmt. Bild: Key

Zöllner haben bei Kunstsammler Urs Schwarzenbach verschiedene Kunstwerke beschlagnahmt. Im Nobelhotel Dolder wurden wegen Steuerschulden Bilder abgehängt.

Im Zürcher «Dolder Grand» und an weiteren Orten haben Mitarbeiter der Eidgenössischen Zollverwaltung gestern Kunstwerke des Sammlers Urs Schwarzenbach abgeholt und eingepackt: Die Werke sind zur Sicherung von finanziellen Ansprüchen als Zollpfand beschlagnahmt worden.

Die Aktion der Zollverwaltung fand im Rahmen mehrerer Strafverfahren wegen mutmasslicher Zollvergehen statt. Peter Zellweger, Sprecher der zuständigen Zollkreisdirektion II, bestätigte entsprechende Onlinemeldungen der NZZ und des «Tages-Anzeigers». Gegen Schwarzenbach laufen verschiedene Verfahren, unter anderem weil er bei der Einfuhr von Kunstwerken der Mehrwertsteuerpflicht nicht nachgekommen sein soll.

Schwarzenbach machte bislang geltend, dass er bloss Kunstsammler sei und seine Werke korrekt in die Schweiz gebracht habe. Die Verlagerung der Kunstwerke sei korrekt abgelaufen, sagt auch sein Anwalt. Die Zolldirektion wirft Schwarzenbach hingegen vor, einen Kunst- und Antiquitätenhandel zu betreiben.

Von den laufenden Zollverfahren sind mehrere noch nicht abgeschlossen: Die Zollkreisdirektion II gibt aus diesem Grund nicht bekannt, wie viele Kunstwerke gestern beschlagnahmt wurden und welchen Wert diese aufweisen. Rechtskräftig ist hingegen eine Mehrwertsteuer-Nachforderung im zweistelligen Millionenbereich. Zur Begleichung ist laut Zellweger eine «grosszügige Frist» gesetzt worden. Diese sei jedoch ungenutzt verstrichen – zur Sicherung der Forderung seien deshalb nun Kunstwerke als Zollpfand beschlagnahmt worden.

Der Anwalt des Beschuldigten spricht von einer überrissenen Reaktion des Zolls: Die Mehrwertsteuer-Nachforderung wegen angeblicher Nichtdeklaration sei erst vor zwei Monaten abgelaufen. «Wegen rund elf Millionen Franken ins Dolder einzufahren und in der Rezeption und im Restaurant die schönsten Gemälde abzuhängen, ist völlig übertrieben.» Das habe geschäftsschädigenden Charakter. 

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