Das Spiel des Jahres kann beginnen

Tobias Erlemann | 
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Auf Topspieler wie YB-Stürmer Guillaume Hoarau können sich die Schaffhauser Fans freuen. Bild: Key

David gegen Goliath. Der FC Schaffhausen gegen die Young Boys Bern. Heute (19 Uhr) kommt es zum Cup-Kracher im Lipo-Park. Selbst aus Australien reisen Fans extra an für diesen heissen Match.

Den letzten Ernstkampf daheim gegen die Young Boys Bern absolvierte der FC Schaffhausen am 7. April 2007, damals noch in der Super League und im altehrwürdigen Stadion Breite. Das Ergebnis: 1:0 für den Gast. Der Torschütze für die Berner: In der 87. Minute schoss Hakan Yakin den Siegestreffer, wohlgemerkt per Kopf. Nach über elf Jahren kommt es nun also mal wieder zu einem direkten Vergleich, der Cup-Knüller elektrisiert die Spieler und Fans des FC Schaffhausen. Anstoss der Partie ist um 19 Uhr im Lipo-Park.

Die Zuschauerzahl: Der FC Schaffhausen hat schon über 3000 Tickets im Vorverkauf absetzen können. Die erhoffte Zuschauerzahl von 4000 bis 5000 Fans dürfte geknackt werden. «Wir freuen uns auf ein volles Haus», sagt FCS-Geschäftsführer Marco Truckenbrod Fontana. Dazu beitragen werden auch die YB-Fans. Ein Sonderzug mit Platz für 700 Berner Fans rollt gen Schaffhausen. Und wer die treuen Anhänger kennt, der weiss: Viele Plätze werden nicht frei bleiben. Für Schaffhauser-Fans gilt, dass online keine Tickets mehr erworben werden können, da keine «Print@­Home-Billets» angeboten werden. Zwei Stunden vor Spielbeginn öffnen die Kassen direkt am Stadion, dort können weiterhin bis zum Spiel Tickets erworben werden.

Die Anfahrt: Bis gestern Abend war die Anfahrt zum Lipo-Park auch mit dem Auto noch ohne grössere Probleme möglich. Doch direkt zum Spiel wird aufgrund von Bauarbeiten bei der Autobahnausfahrt Herblingen die Ausfahrt zum Stadion gesperrt sein. Für alle, die mit dem Auto anreisen, wird die Ausfahrt Schaffhausen Nord empfohlen, weiter geht es dann über den Ebnat Richtung Stadion. Der VIP-Parkplatz befindet sich wie gewohnt beim Marquart-Areal. Da die Parkplätze gleich neben dem Stadion beschränkt sind, wird der Parkplatz beim Einkaufszentrum Herblinger Markt zur Verfügung gestellt. Mit dem Bus wird die Haltestelle Herblinger Markt empfohlen. Der Zug hält wie gewohnt direkt am Lipo-Park.

Die Aufstellungen: YB-Sportchef Christoph Spycher kündigte im SN-Interview an, dass es vonseiten des Meisters keine Experimente geben wird. «Das ist für uns kein Freundschaftsspiel zum Testen, wir wollen unbedingt gewinnen», sagt der Ex-Nationalspieler. Auch FCS-Coach Boris Smiljanic will keine grundlegenden Änderungen vornehmen. Bis auf die verletzten Imran Bunjaku, Yannick Helbling und Helios Sessolo sind alle Spieler fit. «Im Training herrschte eine positive Stimmung. Wir sind nicht nervöser als sonst, ich habe ein gutes Gefühl», sagt Smiljanic.

1987 gewann YB letztmals den Schweizer Cup. 1988 verloren die Berner dann den Halbfinal gegen Schaffhausen (1:2).

Die FCS-Taktik: « Ich habe mir ein bisschen was vom FC Biel abgeschaut. Mal schauen, ob wir das umsetzen werden», sagt Taktik-Fuchs Smiljanic. Denn der Erstligist hatte in der 1. Runde den amtierenden Meister am Rande einer Blamage, erst in der Verlängerung verloren die Seeländer mit 2:3. Das Vorgehen: defensiv kompakt stehen, mit schnellen Kontern nach vorn. Und dann müssen die Offensivkräfte effizient sein. «Wenn wir ein frühes Tor erzielen, wird YB nervös», weiss FCS-Spielmacher Miguel Castroman. Doch nur hinten reinstehen wird keinen Erfolg bringen, warnt Smiljanic. «Wir müssen uns auch situativ immer wieder befreien und versuchen, selbst das Spiel zu machen.»

Die Vorbereitung: Heute Morgen treffen sich die FCS-Spieler zu einem lockeren Aufgalopp. Danach gibt es ein gemeinsames Mittagessen. Die Ruhephase findet direkt im Lipo-Park statt, seit letzter Saison wurden dort provisorische Betten installiert, «Natürlich ist es ein besonderes Spiel, aber wir brauchen nicht nervös zu werden», sagt Coach Smiljanic. Gestern übten die FCS-Akteure noch das Penaltyschiessen. «Wir haben gute Schützen», erklärt Smiljanic. «Bis auf einen Spieler haben alle ­getroffen.»

Der Glücksbringer: Der FCS hat in seinen Reihen einen Funktionär, der genau weiss, wie man die Young Boys besiegt: Sportchef Axel Thoma. Dreimal trat der 54-Jährige gegen die Berner im Cup an, drei Siege resultierten daraus: als Spieler mit dem FCS (1:0), als Sportchef mit Wil (2:1) sowie als Trainer des FC Wil (4:3 nach Verlängerung). Schafft Glücksbringer Thoma seinen vierten Coup? «Wir wollen Nadelstiche setzen», sagt FCS-Präsident Aniello Fontana – und erinnert sich auch noch an den Sieg im Jahr 1988, als im Halbfinal des Cups die Hauptstädter besiegt wurden. «Ich sehe Filomenos Schuss noch heute vor mir.»

Der Präsident: Gesundheitlich ist Aniello Fontana seit Längerem angeschlagen, seine Tumor-Erkrankung erfordert aktuell wieder eine intensivere Behandlung. Den Cup-Fight will er aber unbedingt live erleben. «Er hat sich gefreut, als ich ihm von den bereits verkauften Tickets erzählte. Wir werden eine tolle Stimmung haben, das will Aniello miterleben», weiss Schwiegersohn Marco Truckenbrod Fontana.

Schaffhauser Wurzeln: Aufseiten des FCS spielt mit Miguel Castroman ein waschechter Berner mit, der sogar noch den Young Boys gehört und an Schaffhausen verliehen ist. Aber auch im YB-Team gibt es «Schaffhauser Stallgeruch». So hat sich Stürmer Christian Fassnacht bereits in den Notizblock von Nationalcoach Vladimir Petkovic gespielt. Seine väterlichen Wurzeln liegen in der Region. «Der Heimatort von seinem Vater Reinhard ist Löhningen, und aufgewachsen ist er in Guntmadingen», berichtet SN-Leser Jörg Schwaninger – und führt aus: «Fussball gespielt hat er in Beringen. Nach der Lehre ist er weggezogen.»

Die weiteste Anreise: Der Cup-Kracher ist speziell für den Schaffhauser Anhang das Spiel des Jahres. Da nimmt man dann einiges in Kauf, um live dabei zu sein. Einmal um die halbe Welt? Einen Flug von über 20 Stunden? Diese Tortur nimmt der Schwiegervater von Marko Nastevski auf sich und reist aus Australien an. «Er ist seit der Kindheit ein Fan von YB», erzählt Nastevski, der selbst einmal in der Jugend beim FC Schaffhausen spielte. So war der Cupmatch der Auslöser für einen Besuch in Schaffhausen, bis zum 10. Oktober wird in der Region Ferien gemacht. Zum Spiel geht nun eine «Männerkombo», so ist auch der Vater von Marko Nastevski am Start. «Das wird ein tolles Erlebnis», sagt der FCS-Fan – und Nastevski hat sogar Hoffnung. «Ich spekuliere auf einen 1:0-Sieg des FCS. Auch wenn es schwer wird, ich glaube dran.»

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