Achtung liebe Berner, ein Cupwunder ist überfällig
Einmal im Schweizer Cup einen Grossen schlagen: Das Ziel jedes unterklassigen Vereins. Der FC Schaffhausen hat heute die nächste Chance auf eine Überraschung. Dieses Mal soll es endlich klappen.
Heute Samstag ist es so weit. Um 19 Uhr wird im Lipo-Park das Cupspiel des FC Schaffhausen gegen Meister und Champions-League-Teilnehmer BSC Young Boys Bern angepfiffen. Zum Cupknüller in Herblingen werden 5000 Fans erwartet. Bei den Fans der Gelb-Schwarzen wie auch den Spielern selbst ist die Vorfreude auf das Spiel gegen die Berner riesig. Es ist wohl eines der grössten, wenn nicht das grösste Spiel der Munotstädter in den letzten zehn Jahren.
Ganz Schaffhausen hofft auf die Cup-Überraschung
In ganz Fussball-Schaffhausen hofft man natürlich auf ein sogenanntes Cupwunder. Auch wenn die Berner im heutigen Spiel der haushohe Favorit sind, hat der Cup ja bekanntlich seine eigenen Gesetze. Am Mittwoch spielt der Champions-League-Teilnehmer sein erstes Spiel in der Königsklasse. Vor einem ausverkauften Haus geht es gegen das grosse Manchester United. Hat da das Cupspiel überhaupt noch Platz in den Köpfen der YB-Spieler? Wer will denn noch gegen einen Miguel Castroman oder einen Karim Barry verteidigen, wenn er am Mittwoch gegen Weltmeister Paul Pogba oder Weltklasse-Angreifer wie Romelu Lukaku oder Alexis Sanchez antreten darf? In Schaffhausen hofft man deswegen natürlich auf eine Konzentrationsschwäche bei den Gästen. Denn eines ist klar: Will man den aktuellen Tabellenführer der Super League aus den Cup kegeln, muss alles zusammenpassen.
In Schaffhausen ist also alles angerichtet für eine grosse Cupüberraschung. Schaut man auf die Schaffhauser Cupspiele der letzten Jahre zurück, ist eine solche Überraschung nämlich mehr als überfällig. In den letzten sechs Jahren schieden die Munotstädter zwar zwei Mal gegen einen Unterklassigen aus dem Schweizer Cup aus, zeigten aber auch vier sehr gute Spiele gegen einen Super-Ligisten. Gegen die Grasshoppers, den FC Luzern und zwei Mal gegen den FC Sion fehlte oft nur das berühmte Quäntchen Glück für die grosse Überraschung.
Das letzte bittere Cupspiel
So auch am 2. November 2016 beim letzten grossen Cupspiel der Munotstädter. Mit dem 13-fachen Cupsieger FC Sion ist die Cupmannschaft schlechthin auf der Breite zu Besuch. Die Gelb-Schwarzen, in der Liga auf dem letzten Tabellenplatz stehend, spielen 90 Minuten auf Augenhöhe mit den Wallisern, Shkelqim Demhasaj gleicht in der dritten Minute der Nachspielzeit aus. Das 1:1 ist zu diesem Zeitpunkt mehr als verdient. In der achten Minute der Verlängerung verwandelt Igor Tadic die Breite mit seinem Führungstreffer in den Winkel in ein Tollhaus. Zu diesem Zeitpunkt ist von einem Klassenunterschied nichts zu spüren. Doch leider lassen bei den Munotstädtern nach 100 Minuten Kampf nun die Kräfte nach. Nur vier Minuten später gleicht Sion aus und schiesst bis zum Ende der Verlängerung weitere drei Tore. Die Spieler des FC Schaffhausen sind am Boden zerstört, während der FC Sion sich in den nächsten Monaten bis in den Cupfinal spielt.
Führungstreffer in der Nachspielzeit und starke Standardsituationen
Für die Fans der Schaffhauser ist dieser 2. November besonders bitter. Ein Jahr zuvor kommt es am 28. Oktober zum fast identischen Spiel. Der FC Sion ist dieses Mal als Titelverteidiger zu Besuch. Doch auch in diesem Spiel lässt sich der FC Schaffhausen nicht einschüchtern und brilliert vor allem durch seine Standards. In der 17. Minute hämmert Christian Kuzmanovic den ersten Freistoss an die Latte. Nach weiteren 17 Minuten zwingt Mariani Sion-Keeper mit dem zweiten Freistoss zu einer tollen Parade. Aller guten Dinge sind drei denkt sich dann wohl auch Marko Bicvic in der 68. Minute und zirkelt den Ball mit dem dritten Freistoss zur Schaffhauser Führung in den Winkel. Nachdem die Walliser das Spiel mit einem Doppelschlag drehen, stellt sich mit Mirko Facchinetti in der 75. Minute der vierte Schütze zum Freistoss bereit. Und Ja, sie wissen was kommt: Auch dieser Ball landet im Tor. Grenzenloser Jubel auf der Breite. Nur zehn Minuten später kommen die Schaffhauser zum nächsten Freistoss in aussichtsreicher Position. Das Fussballmärchen scheint sich unaufhaltbar in Richtung seines Höhepunkts zu bewegen. Der Ball kommt wieder perfekt in den Strafraum, wo Innenverteidiger Neitzke am höchsten steigt und den Ball wuchtig ins Netz köpft. Doch hier nimmt unser Märchen ein abruptes Ende. Der Linienrichter hebt die Fahne. Nun spielt nur noch der Unterklassige. In der Nachspielzeit fällt Faruk Gül im Strafraum, doch auch dieses Mal bleibt die Pfeiffe des Schiedsichters stumm. In der Verlängerung ist es dann ein abgelenkter Schuss, welcher die Schaffhauser Fans verstummen lässt. In der letzten Minute vergibt Bicvic aus drei Metern das fast sichere 3:3 und somit endet ein weiteres Cupspiel für das Heimteam mit einer bitteren Enttäuschung.
Führung bis sieben Minuten vor Schluss
Wiederum ein Jahr zuvor ist es der FC Luzern, der sich auf der Breite zu einem knappen Sieg quält. Die Luzerner gehen zwar zwei Mal in Führung, doch die Munotstädter können jeweils postwendend ausgleichen und gehen dann Mitte der zweiten Hälfte zum ersten Mal in Führung. Diese können sie bis zur 83. Minute halten, ehe Luzern zum 3:3 trifft. In der Verlängerung ist es dann Marco Schneuwly, der mit zwei Treffern den späten Unterschied zu Gunsten des Oberklassigen ausmacht.
Aus nach dem allerletzten Penalty
Nochmals zwei Jahre zuvor - dazwischen liegt eine schmachvolle Niederlage gegen Brühl St. Gallen - ist es der Rekordmeister Grasshoppers Zürich, damaliger Leader der Super League, der zum Cupspiel beim damaligen Erstligisten in der Nordostschweiz antritt. Von einem Zwei-Klassen-Unterschied ist auch dieses Mal nichts zu sehen. Nach der ersten Hälfte steht es 1:1. Roman Bürki, damaliger GC-Torhüter, erlebt alles andere als einen ruhigen Abend. Die Zürcher sind in der Folge zwar das stärkere Team, haben in der 90. Minute aber grosses Glück, als Antonio dos Santos das Tor aus bester Position nur knapp verfehlt. In der Verlängerung gibt es keine Tore und so entscheidet nach 120 Minuten das Duell aus elf Metern über das Weiterkommen. Ausgerechnet der ehemalige GC-Spieler Baykal scheitert mit dem entscheidenden Penalty an Roman Bürki.
Es ist Zeit
Sie sehen, heute ist es sehr wohl Zeit für eine Überraschung im Cup. Nach vier knappen Niederlagen dürfte sich Glücksgöttin Fortuna durchaus auch mal auf die Seite der Schaffhauser stellen. So oder so darf sich Fussball-Schaffhausen auf ein tolles Cupspiel freuen. Die letzte deutliche Cupniederlage für den FC Schaffhausen liegt nämlich bereits acht Jahre zurück. Damals schoss der FC St. Gallen die Munotstädter nämlich gleich mit 6:2 aus dem Cup.