Das Weinland verliert ein Polit-Aushängeschild: Stammer Mitte-Kantonsrat Konrad Langhart tritt zurück

Alexander Joho | 
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Der Stammer Konrad Langhart widmet sich nach seinem Rücktritt seinem Bio-Bauernhof in Stammheim. Bild: Key

Der Mitte-Kantonsrat Konrad Langhart aus Stammheim hat am Montag seinen Rücktritt aus dem Kantonsparlament per Ende Mai 2025 angekündigt. Langhart war 2011 bis 2019 bei der SVP, wechselte nach Kritik an der Parteileitung und am Parteikurs aber zur damaligen CVP.

Montag, 20. Januar, im Zürcher Kantonsrat: Die Sitzung neigt sich dem Ende entgegen. Um 11.53 Uhr verkündet Kantonsratspräsident Jürg Sulser (SVP, Otelfingen) unter «Verschiedenes» den Eingang eines Rücktrittsgesuchs, jenem von Konrad Langhart.

Ratssekretärin Monika Wicki (SP, Zürich) verliest das Rücktrittsschreiben. Der Stammer Mitte-Kantonsrat, mittlerweile 61, kehrt dem Gremium nach fast 14 Jahren Dienst per Anfang Mai 2025 aus beruflichen und privaten Gründen vorzeitig, zwei Jahre vor Ablauf der aktuellen Legislaturperiode, den Rücken zu. Er blicke zufrieden auf interessante Jahre im Rat, voller Abwechslungen und Erkenntnisse, zurück, lässt sich Langhart im Schreiben zitieren. «Eine Zeit, die ich nicht missen möchte.» Aber jede noch so schöne Aufgabe habe auch einmal ein Ende.

2023 glanzvoll wiedergewählt

Konrad Langhart wurde 2011 für die SVP in den Kantonsrat gewählt und hatte von 2016 bis 2019 das Amt des Kantonalpräsidenten der Zürcher SVP inne. Als die SVP bei den Kantonsratswahlen 2019 Verluste erlitt, kam parteiinterne Kritik an Langhart auf, woraufhin er nach 33 Jahren Parteizugehörigkeit aus der SVP austrat und die Parteileitung und den Kurs der Partei kritisierte.

Nachdem er vorerst parteilos blieb, wechselte Langhart im Kantonsrat zur CVP-Fraktion und trat rund ein Jahr später der Mitte-Partei bei. 2023 wurde Langhart bei den Kantonsratswahlen auf der Mitte-Liste glanzvoll wiedergewählt; er war dabei über die Bezirksgrenzen hinaus beliebt und holte die zweitmeisten Panaschierstimmen. In seinem Rücktrittsschreiben bedankte sich Langhart speziell bei den Wählerinnen und Wählern im Bezirk Andelfingen, viermal als Vertreter des Zürcher Weinlands in den Kantonsrat berufen worden zu sein.

«Das Vernünftige kommt aus der Mitte, und darum braucht auch der Kanton Zürich viel mehr davon.»

Konrad Langhart, Kantonsrat (Die Mitte), Stammheim

Einen Dank richtete Langhart auch an seine Fraktion und Partei, für die «konstruktive und freundschaftliche» Zusammenarbeit. «Das Vernünftige kommt aus der Mitte und darum braucht auch der Kanton Zürich viel mehr davon.» Und er mahnte: «Wir müssen zur Demokratie und Gesellschaft Sorge tragen – je länger, je mehr.»

Nach seinem Rücktritt freue er sich auf seinen Biobauernhof und etwas mehr Freizeit, wie Langhart im Rücktrittsschreiben mitteilt.

«Auf unserem Hof laufen diverse Projekt, die meine Anwesenheit erfordern, gerade in Sachen Direktvermarktung. Die Doppelbelastung ist schon beträchtlich, vor allem mit zunehmendem Alter. Nach 14 Jahren, mehr als viele andere im Rat, ist der richtige Zeitpunkt gekommen, aufzuhören», so Langhart gegenüber den SN. «Ich fühle mich in der Partei sehr wohl und bleibe im Vorstand der Bezirkspartei. Dazu bin ich noch eidgenössischer Delegierter der Bundespartei. In Zukunft werde ich im Hintergrund tätig sein, beratend wirken. Ein politisches Amt strebe ich keines mehr an.»

Nachfolge noch nicht geregelt

Wer im Weinland die Mitte-Partei zukünftig im Kantonsrat vertritt, ist noch nicht offiziell bekannt gegeben worden. Auf dem zweiten Listenplatz 2023 befand sich die selbstständige Geschäftsfrau Judith Waser (Rudolfingen, 62), einst in der BDP; Waser jedoch muss aus gesundheitlichen Gründen passen. Damit ist die selbstständige Rechtsanwältin und Bezirksparteipräsidentin Jeannette Wibmer (61, Laufen-Uhwiesen) die erste Kandidatin auf die Nachfolge, dahinter befindet sich die Politikwissenschaftlerin und Gymnasiallehrerin Pilar Ramirez Gröbli (51, Dachsen). «Ich bin überzeugt», so Waser, «dass Jeannette Wibmer das Amt mit Freude und kompetent ausüben wird.» Der Politik ganz abgeschworen hat Langhart jedoch (noch) nicht; wie Wibmer mitteilt, freue sich die Mitte sehr, auch weiterhin auf die langjährige Erfahrung und das grosse Wissen von Konrad Langhart zurückgreifen zu können.

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