Strassenunterführung anstelle des Bahnübergangs «Vorderbrugg» in Stein am Rhein geplant

Jurga Wüger | 
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Der Bahnübergang «Vorderbrugg» in Stein am Rhein könnte bald Geschichte sein. Bild: zVg

Der Bahnübergang «Vorderbrugg» in Stein am Rhein könnte bald Geschichte sein: Der Kanton Schaffhausen und die Stadt Stein am Rhein planen eine Strassenunterführung, um den wachsenden Verkehr besser zu bewältigen. Das Vorprojekt befindet sich in der Abschlussphase, und bereits 2025 soll eine Orientierungsvorlage zur Diskussion dem Kantonsrat und dem Einwohnerrat von Stein am Rhein zur Beratung vorgelegt werden.

Die intensive Siedlungsentwicklung auf der Südseite der SBB-Bahnlinie in Stein am Rhein treibt den Verkehr in die Höhe. Prognosen zufolge könnte der tägliche Verkehr am Bahnübergang in den nächsten 10 bis 15 Jahren auf bis zu 9500 Fahrzeuge anwachsen – ein Anstieg um ein Drittel.

Die derzeitige Infrastruktur sei den zukünftigen Belastungen nicht gewachsen: Bei geschlossener Bahnschranke drohen Rückstaus, die sich bis zu den nahe gelegenen Burgwis- und Bahnhofkreiseln ausweiten könnten. Die Verkehrsführung für die Velofahrenden sei im Bereich des Bahnübergangs und beim Burgwiskreisel bereits heute «äusserst anspruchsvoll».

Mit der geplanten Unterführung soll nicht nur der motorisierte Individualverkehr effizienter geführt werden, sondern auch der Strassenraum eine gestalterische Aufwertung erfahren. Die Trennung der Verkehrsströme soll Fussgängern und Velofahrenden mehr Sicherheit und Platz bieten. Die Ausarbeitung des Vorprojekts befinde sich derzeit in der Abschlussphase.

«Das Projekt kann für einzelne Liegenschaften neben Vorteilen auch Nachteile ergeben. Der Landerwerb wird so gering wie möglich gehalten, und es wird darauf geachtet, dass die Bedürfnisse der Anstösser so gut wie möglich berücksichtigt werden.»

Dino Giuliani, Kantonsingenieur Schaffhausen

Gespräche mit Liegenschaftseigentümern

Die Anwohnerinnen und Anwohner entlang der Kaltenbacherstrasse können mit Vorteilen wie einer Lärmreduktion rechnen, da der Verkehr tiefergelegt wird. Laut Dino Giuliani, Kantonsingenieur Schaffhausen, werde der Strassenraum vor allem im Bereich des heutigen Bahnübergangs aufgewertet und begrünt.

Auf die Frage, ob es auch Nachteile gebe, antwortet Giuliani: «Das Projekt kann für einzelne Liegenschaften neben Vorteilen auch Nachteile ergeben. Der Landerwerb wird so gering wie möglich gehalten, und es wird darauf geachtet, dass die Bedürfnisse der Anstösser so gut wie möglich berücksichtigt werden.»

Im Zuge der weiteren Abklärungen zur Erschliessung der angrenzenden Liegenschaften werden in den kommenden Monaten mit den betroffenen Liegenschaftseigentümern Gespräche geführt.

Finanzierung und Realisierung

Tiefbau Schaffhausen geht von Projektkosten von rund 25 Millionen Franken aus (+/-20 Prozent). Das Projekt wird dem Bundesamt für Raumentwicklung ARE zur Mitfinanzierung über das Agglomerationsprogramm der 5. Generation beantragt. Kanton und Stadt können bei einer Genehmigung des Gesuchs mit einem Beitrag von rund 30 Prozent rechnen. Die verbleibenden Kosten werden zwischen Kanton und Stadt gemäss kantonalem Strassengesetz mit rund 85 zu 15 Prozent aufgeteilt.

«Bahnunterführungen sind relativ aufwendige Bauwerke, da der Bahnbetrieb jederzeit mit wenigen kurzzeitigen Unterbrüchen immer aufrechterhalten werden muss.»

Dino Giuliani, Kantonsingenieur Schaffhausen

Dino Giuliani erläutert die hohen Kosten: «Bahnunterführungen sind relativ aufwendige Bauwerke, da der Bahnbetrieb jederzeit mit wenigen kurzzeitigen Unterbrüchen immer aufrechterhalten werden muss. Es benötigt eine Hilfsbrücke für die Bahn, damit unter dieser Hilfsbrücke gebaut werden kann. Zudem liegt der Grundwasserspiegel im Bauperimeter relativ hoch. Es benötigt für die Realisierung sehr aufwendige Baugrubenabschlüsse mit Abdichtung.»

Das Projekt sei vergleichbar mit der Aufhebung des Bahnübergangs in Neuhausen am Rheinfall an der Zollstrasse im Jahr 2008, bei der die Kosten im ähnlichen Rahmen lagen. «In den nächsten Projektierungsphasen werden die Kosten mit einer höheren Kostengenauigkeit ermittelt.»

Beteiligung der Bevölkerung

Parallel zur Prüfung des Projekts durch das ARE leiten Regierungsrat und Stadtrat im Jahr 2025 den politischen Prozess zum Ausbauvorhaben ein. In einem ersten Schritt wird dem Kantonsrat und dem Einwohnerrat von Stein am Rhein eine Orientierungsvorlage zur Aufhebung des Bahnübergangs vorgelegt.

Auch die Bevölkerung soll sich über ein Mitwirkungsverfahren zum Ausbauvorhaben äussern können. Allerdings, so Giuliani: «Der genaue Zeitpunkt der Verabschiedung der Orientierungsvorlagen vom Regierungsrat und vom Steiner Stadtrat ist noch nicht festgelegt.» Auch wie die Anhörung erfolgen solle, sei noch nicht bekannt.

Ausblick

Die Realisierung der Strassenunterführung ist frühestens ab 2030 möglich. Mit der Entflechtung der Verkehrsströme und der gestalterischen Aufwertung des Strassenraums könnte das Projekt einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung von Stein am Rhein leisten. Die kommenden Jahre stehen jedoch ganz im Zeichen der weiteren Planungen und politischen Entscheidungen.

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