Brillanter quersinniger Tiefsinn

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Gabriel Vetter lief am Sonntag auf der Steiner «Schwanenbühne» zu Hochform auf. Bild: Ernst Hunkeler

Mit seinem aktuellen Stand-up-Comedy-Programm «Hobby» hat Gabriel Vetter das Publikum im Steiner «Schwanentheater» am Sonntagabend begeistert.

Von Ernst Hunkeler

Tiefsinniger Nonsens oder quersinniger Tiefsinn – Comedy-­Titan Gabriel Vetter switchte so virtuos durch seine Gedanken- und Erlebniswelt, dass dem Publikum mitunter das Lachen im Halse stecken blieb. Aber nur für Sekunden, dann brandete dieses kollektive Lachen verhalten bis brachial durch den restlos ausverkauften Steiner «Schwanen».

Vetter, der auch schon einige Zeit in Stein am Rhein wohnte und derzeit in Oslo lebt, dominierte vor zwölfeinhalb Jahren unter über 100 Konkurrenten die deutschsprachigen Poetry-Slam-Meisterschaften und damit den grössten Dichterwettbewerb Europas.

Sprachliche Virtuosität

Die ebenso wortgewaltige wie erfolgreiche Karriere setzte sich steil nach oben fort: Gabriel Vetter begeisterte vorab in Deutschland, Österreich und der Schweiz die Slam-Poetry- und Comedy-Fans. Jetzt, bei seinem mittlerweile dritten Auftritt auf der Schwanenbühne in Stein präsentierte er sich auf seiner jüngsten Entwicklungsstufe – der Stand-up- Comedy. Sie unterscheidet sich vom Kabarett vor allem durch die innere Haltung des Comedians gegenüber seinen erzählten Geschichten: Während Kabarettisten vorwiegend ihre pointierte Sichtweise des Weltgeschehens schildern, beschreiben Stand-up-Comedians eher ihre eigenen (tragi-)komischen Konflikte im persönlichen Mikrokosmos.

Und da schöpfte Gabriel Vetter denn auch üppig aus Jahren an Bühnenerfahrung, sprachlicher Virtuosität, feiner Beobachtungsgabe und eigener Erlebniswelt. Eine Hauptrolle hatte über weite Strecken sein zweieinhalbjähriger Sohn inne («86 Zentimeter Halsmuskel», weil er sich mit dem Schwedisch der Mutter, dem Ostschweizer Dialekt des Vaters und deren hochdeutscher Kommunikation auseinandersetzen müsse).

Doch auch ein missliebiger Adventskalender lieferte Stoff, weil er von einer Minergie-Firma stammte und sich somit kein Fensterchen öffnen liess. Oder der Hitlergruss, der täglich von unzähligen SBB-Passagieren gezeigt werden müsse, damit die Wagentüren aufgehen. Oder die Kuh, die über dem japanischen Meer aus einem Flugzeug fiel und dort einen Fischer ­erschlug.

Der Stoff aus dem Alltag

Das restlos begeisterte Publikum erlebte einerseits Dramatisches, betrachtet durch die verharmlosende und beschwichtigende Brille, andererseits Liebliches, betrachtet durch die zynische und dramatisierende Brille. Und immer lieferte der ziemlich oder ganz normale Alltag den Stoff, der auf Comedy getunt für Lacher sorgte. In Rückschau und Dramaturgie stets in die eine oder andere Richtung mehr oder minder verrückt, teils nachdenklich stimmend, teils zum Brüllen ­komisch, aber immer hochwirksam. Das Ganze auswendig und mit ebenso grossem Stimmumfang wie situationsgerechter Gestik und Mimik rübergebracht.

Nach einer ganzen Reihe hochkarätiger Bühnenshows, wie etwa jüngst der von «Frölein Da Capo», hat das Schwanen-Team mit Gabriel Vetter eine weitere Perle auf die Kette gefädelt: Er sorgte am Sonntagabend dafür, dass Stein am Rhein kurzzeitig zum Zentrum der Stand-up-Comedy wurde.

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