Weihnachtsaktion von Radio Munot: Schaffhauser Verein will eine Perspektive für Kinder in Kuba schaffen

Ramon Dorer | 
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Jennifer Gyseler von Radio Munot war zusammen mit Lehrling Yanis Martin im November auf Kuba. Bild: Yanis Martin

Die Abwanderung aus Kuba hat in den vergangenen Jahren drastisch zugenommen. Unter den vielen Kubanern, die das Land verlassen, sind vor allem Jugendliche – weil sie auf Kuba keine Perspektive haben. Die Schaffhauser Hilfsorganisation Camaquito will das zusammen mit Radio Munot ändern.

Das Jahr neigt sich dem Ende entgegen, doch etwas hat in Schaffhausen noch nicht stattgefunden: die Weihnachtsaktion des Radio Munots. Dieses Jahr sammelt Radio Munot fleissig Spenden für das Schaffhauser Hilfswerk Camaquito. Nachdem sie vergangenes Jahr Spenden für die Dargebotene Hand Winterthur, Schaffhausen, Frauenfeld gesammelt haben, ist dieses Jahr wieder ein ausländisches Projekt an der Reihe.

Die Projekte von Camaquito konzentrieren sich vor allem auf die Provinz Camagüey, mitten im Herzen Kubas, sowie auf die Provinz Santiago de Cuba. Einzelne Projekte in der Hauptstadt Havanna und in der Provinz Ciego de Ávila werden ebenfalls unterstützt. Camaquito setzt sich mittels nachhaltiger Projekte für die Verbesserung von Lebensbedingungen von Kindern und Jugendlichen ein. Der Name übrigens setzt sich aus der drittgrössten kubanischen Stadt (Camgüey) und dem kubanischen Wort «Chiquito», was so viel wie «kleines Kind» heisst, zusammen.

El presidente de Camaquito

Der Kopf hinter Camaquito ist Andreas Keller. Er ist Präsident von Camaquito Schweiz und arbeitet ehrenamtlich für das Hilfswerk. Den Weg in die Hilfsorganisation fand der 50-Jährige damals per Zufall. «Ich traf den Gründer Mark Kuster in Schaffhausen, und er überzeugte mich von diesem Projekt», so Keller. Mittlerweile war Andreas Keller schon über 20-mal auf Kuba.

«Jedes Mal, wenn ich aus dem Flugzeug steige, fühlt es sich an, als wäre ich 50 Jahre zurück in die Zeit gereist», sagt der 50-Jährige. Dieses Gefühl kommt nicht von ungefähr, denn Kuba leidet seit mehreren Jahren unter Stromunterbrüchen, Lebensmittelknappheit und Bildungsnotständen. Die Lebensmittelregale seien allesamt leer, und wer an Lebensmittel kommen will, muss sich diese auf dem Schwarzmarkt besorgen. Zudem gibt es eine zu hohe Abwanderungsrate aus dem Inselstaat. «Viele gebildete oder junge Leute wandern aus, da sie in Kuba vorerst keine Perspektive haben», so Keller.

«Viele gebildete oder junge Leute wandern aus, da sie in Kuba vorerst keine Perspektive haben»

Andreas Keller, Präsident von der Hilfsorganisation Camaquito

Kubaner im Schweizer-Nati-Trikot

Camaquito unterstützt primär Kinder und Jugendliche, doch auch beeinträchtigten Personen wird geholfen. So organisierte Keller vor geraumer Zeit ein Fussball-Event mit dem Namen «Fùtbol en los barrios», was zu Deutsch so viel wie «Fussball in den (Armen)vierteln» heisst. «Das Ziel dieses Projekts war, dass Teamsport vermittelt wird», erläutert Keller. Das Fussballspielen stand dabei an zweiter Stelle. Laut Keller musste während eines Spiels der Rasen gemäht werden, da man den Ball vor lauter Wiese nicht mehr sehen konnte. Zudem erzählt er davon, dass kubanische Kinder allesamt gespendete Kleidung aus der Schweiz tragen.

Administrative Hürden

Doch für Camaquito lief es nicht seit Tag eins rund. «Wir hatten mit administrativen Hürden zu kämpfen», erklärt Keller. Auf Kuba gehe das Organisieren von Dokumenten jeweils sehr lange, weshalb anfangs nicht alle Projekte wunschgemäss durchgeführt werden konnten. Kaum hatte Camaquito aber ihre ersten Leistungsnachweise sei die kubanische Regierung lockerer geworden. Dadurch war die Zusammenarbeit gestärkt. «Wegen Verdacht auf Spionage wurden auch schon NGOs von Kuba verbannt», so Keller.

Radio Munot auf Kuba

Ein eigenes Bild vor Ort machten sich auch zwei Mitarbeitende des Radio Munots. Projektleiterin Jennifer Gyseler reiste im November zusammen mit Lehrling Yanis Martin in die Karibik. Die beiden waren begeistert von der Gastfreundschaft und Offenheit der Kubaner. Auf Kuba hätten sie mit Einheimischen getanzt, Sehenswürdigkeiten besucht und ganz wichtig: an einer Degustation den lokalen Rum eigenhändig probiert. Auch wenn touristische Aktivitäten Teil ihrer Reise waren, standen die Tätigkeiten von Camaquito im Vordergrund. «Ich gehe sicherlich wieder auf Kuba», sagt Gyseler begeistert.

Weihnachtsaktion von Radio Munot

Radio Munot veranstaltet jedes Jahr eine Weihnachtsaktion, bei der sie für einen gemeinnützigen Zweck Geld sammeln. Es wird immer zwischen einem inländischen und einem ausländischen Projekt abgewechselt. Vergangenes Jahr wurde für die Dargebotene Hand Winterthur, Schaffhausen, Frauenfeld gesammelt. Dieses Jahr ist wieder eine international tätige Organisation an der Reihe. Der Radio Munot entschied sich unter anderem aufgrund der Lebensmittelknappheit und der fehlenden Gesundheitsversorgung Kubas für das Hilfswerk Camaquito.

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