Der «Platz» wird zum Walther-Bringolf-Platz
Nachträgliche Ehre für den ehemaligen, 1981 verstorbenen Schaffhauser Stadtpräsidenten Walther Bringolf. Der «Platz» in der Schaffhauser Altstadt wird nach ihm benannt.
Der Platz in Schaffhausen heisst neu Walther-Bringolf-Platz. Dies bestätigte heute Stadtpräsident Peter Neukomm gegenüber den «SN» am Rande der Eröffnung der Sitzbankktion '19. Der Stadtrat habe letzten Dienstag auf seinen Antrag hin die Umbenennung des Platzes in der zentralen Altstadt beschlossen. Das liegt in der Kompetenz der Stadtregierung. Walther Bringolf (1895-1981) war von 1932 bis 1968 Stadtpräsident Schaffhausens und SP-Nationalrat. Der ehemalige Kommunist zählt zu den einflussreichsten Sozialdemokraten der Schweiz im 20. Jahrhundert.
Die Stadt nimmt zur geplanten Namensänderung wie folgt Stellung: «In Anbetracht des ausserordentlich erfolgreichen Wirkens Walther Bringolfs für die Stadt Schaffhausen über einen sehr langen Zeitraum hinweg betrachtet der Stadtrat eine Würdigung durch Benennung eines Platzes nach seinem Namen ausnahmsweise als angezeigt. Aufgrund der kürzlich aufgeflammten Diskussion in den Medien erweist sich der aktuelle Zeitpunkt zudem als ideal.»
Auch ein weiterer Grund spreche für die Umbenennung. Es ist Tatsache, dass der Name des Platzes - auf dem Walther Bringolf diverse denkwürdige Reden hielt - schon mehrfach für Verwirrung gesorgt haben dürfte. Die Anwohnerinnen und Anwohner des «Platz» sowie die ortsansässigen Unternehmen würden in einem Schreiben der Stadt über ihre neue Adresse informiert werden, so die Stadt. Die Umsetzung der Neubenennung sei für den 1. Januar 2020 geplant. Initiiert hatte die Debatte um die Umbenennung des Platzes vor einigen Wochen ein Beitrag in den Schaffhauser Nachrichten.
Diskussion ist keineswegs neu
Bald 25 Jahre wird darüber diskutiert, den «Platz» in «Walther-Bringolf-Platz» umzutaufen, wie die Schaffhauser Nachrichten im April dieses Jahres berichteten. Bereits im Oktober 1994 hätte der Stadtrat die Anwohner des «Platzes» darüber informiert, dass sich ihre Wohnadresse bald ändern könnte.
Politik dort machen, wo sie hingehört
SN-Chefredaktor Robin Blanck sprach sich im April gegen einen Walther-Bringolf-Platz aus. Es wäre an der Zeit, sich vom 19. Jahrhundert zu verabschieden und Politik dort zu machen, wo sie in einer Demokratie hingehöre: an der Urne und im Ratssaal, nicht mit Plätzen und Gassen, so Blanck
1995 jährte sich zum hundertsten Mal der Geburtstag des langjährigen Stadtpräsidenten, SP-Politikers und Ehrenbürgers der Stadt Schaffhausen. Anlässlich dieses Ereignisses sollte der im Grunde namenlose «Platz» in der Schaffhauser Altstadt endlich eine griffige Bezeichnung bekommen. Mit der Namensgebung sollte der Leistungsausweis von Walther Bringolf in Ehre gehalten werden und speziell seinem Einsatz bei der Bombardierung Schaffhausens im Jahr 1944 gewürdigt werden. Die Meinungen der Anwohner zu einer Umbenennung hielten sich mehr oder weniger die Waage. Es waren jedoch auch Stimmen aus dem ganzen Stadtgebiet zu hören, die sich mit Nachdruck gegen eine Umbenennung stellten.
Im Mai 1995 entschied sich der Stadtrat auf Empfehlung der Strassenbenennungskommission dazu, auf einen «Walther-Bringolf-Platz» zu verzichten.
Idee im April neu lanciert
Die Diskussion um den «Walther-Bringolf-Platz» wurde dann in den Schaffhauser Nachrichten vom 6. April 2019 durch den ehemaligen Chefredaktor des «Tagesanzeigers», Peter Hartmeier neu lanciert. Der Stadtrat zeigte sich daraufhin auf Anfrage zurückhaltend. Sabine Spross, Stadtschreiberin und Präsidentin der Strassenbenennungskommission, erklärte der SN gegenüber, es sei schwierig zu sagen, wie die Chancen auf einen «Walther-Bringolf-Platz» heute stehen. «Die Kommission besteht aus mehreren Mitarbeitenden der Stadtverwaltung und muss entsprechende Anliegen detailliert vorprüfen. Anschliessend trifft der Stadtrat die Entscheidung.» Die Benennung nach einem Politiker wäre laut Spross in der Stadt jedoch ein Novum.
Nun hat sich die Stadt also offenbar doch für einen Walther-Bringolf-Platz ausgesprochen. Zu den Gründen für die Entscheidung soll im Laufe des Freitags mehr gesagt werden. (lbb/ema)