Prominenter Protest gegen Rapper-Auftritt

Der Auftritt der umstrittenen Rapper Kollegah und Farid Bang in der BBC-Arena soll abgesagt werden: Das fordert der SP-Kantonsrat Patrick Portmann in einem Brief mit fast 50 Mitunterzeichnern.
Patrick Portmann kann es kaum glauben: Die Rapper Farid Bang und Kollegah erhielten am Donnerstagabend den deutschen Musikpreis Echo in der Kategorie Hip-Hop/Urban National. Im Vorfeld der Verleihung war den Rappern Antisemitismus vorgeworfen worden (SN vom 5. April). «Sie erhielten den Preis ausgerechnet am jüdischen Holocaustgedenktag – das macht mich wirklich traurig», sagt der Schaffhauser SP-Kantonsrat. Bald kommt das Duo in die Schweiz: Am 5. Mai sollen die Rapper als Headliner am Albanian Festival in der BBC-Arena auftreten.
Das will Portmann verhindern. Dazu hat er einen offenen Brief geschrieben. Die Adressaten: Festival-Veranstalter Beslim Memisi sowie Giorgio Behr, Stiftungsratspräsident der gemeinnützigen Stiftung NHTLZ, welche die BBC-Arena betreibt. Im Brief werden Memisi und Behr dazu aufgefordert, den Anlass zu verhindern.
«Der offene Brief ist in erster Linie ein Hilferuf.»
Patrick Portmann, SP-Kantonsrat
Exklusiv in Schaffhausen
Der Brief beginnt mit folgendem Satz: «Über Kunst lässt sich streiten. Über Menschenwürde nicht.» Der Erfolg der Rapper legitimiere nicht automatisch den Inhalt ihrer Texte, so Portmann. «Auf Schaffhausens Bühnen wollen wir weder Frauenfeindlichkeit noch Schwulenhass oder Gewaltverherrlichung», heisst es im Brief. «In der Schweiz spielt das Duo auf keiner anderen Bühne; nur in Schaffhausen dürfen sie einer breiten Öffentlichkeit ihr verachtendes Menschenbild live präsentieren und unter anderem ihre aktuelle Single spielen, in der von ‹Flüchtlingsschlampen›, Mord und mehrfachen Variationen von Vergewaltigung die Rede ist.» Die Organisatoren des Konzerts werden darauf hingewiesen, «dass es genügend andere Rapperinnen und Rapper gibt, die ohne Diskriminierung gute Musik machen». Portmann selbst ist in seiner Freizeit als Rapper Sympaddic unterwegs und organisiert Rap-Workshops für Jugendliche.
Auch nationale Unterstützung
Initiiert haben den Brief neben Portmann die Schaffhauserin Anna Rosenwasser, Geschäftsführerin der Lesbenorganisation Schweiz, und Isabelle Lüthi, Mediensprecherin des Frauenstammtischs Schaffhausen. Mitunterzeichnet haben ihn fast 50 Personen, darunter der Zürcher SP-Nationalrat Fabian Molina, Juso-Schweiz-Präsidentin Tamara Funiciello, AL-Grossstadträtin Bea Will, SP-Nationalrätin Martina Munz und SP-Kantonsrat Werner Bächtold. Alle Unterzeichnenden kommen aus dem linken Lager. «Zugegeben, das ist etwas einseitig», sagt Portmann. «Aber wir sind auf der Suche nach noch mehr Unterstützern, und da werden auch Leute aus anderen Parteien vertreten sein. Wir haben schon Zusagen bekommen.» Als Nächstes ist eine Onlinepetition vorgesehen, an der sich jedermann beteiligen kann. Aufgeschaltet wird die Petition auf Social-Media-Kanälen wie Facebook.
Ernsthafte Hoffnungen, dass der Auftritt tatsächlich abgesagt wird, hat Portmann nicht, wie er einräumt. Die Verträge mit den beiden Rappern wurden schon vor Monaten abgeschlossen; Festival-Organisator Blerim Memisi hatte gegenüber den SN betont, er habe zwei erfolgreiche Musiker nach Schaffhausen bringen wollen – und das sei ihm gelungen. Der offene Brief sei in erster Linie ein Hilferuf, sagt Portmann. «Wir konnten nicht einfach nichts tun.»
Sowohl Giorgio Behr als auch Beslim Memisi waren gestern für eine Stellungnahme nicht erreichbar.