Wenn am Munot Bäumchen wachsen

Dario Muffler | 
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Roger Meier erklärt im Video, wieso die Arbeiten am Munot länger dauern, als ursprünglich von der Stadt geplant. Video: Dario Muffler

Die Fugen an den Sockelbauteilen des Munots müssen erneuert werden. Nun muss der Zeitplan wegen der Setzzeit der Hirsche überdacht werden.

Ein leichtes Kratzen mit dem Fingernagel reicht, schon bröckelt Mörtel aus den Fugen. Die zahlreichen Lücken lassen erahnen, was in den letzten Tagen durch den Einsatz von Hochdruckreinigern zusätzlich alles herausgespült wurde am Gemäuer des Munots. Die Sockelbauteile sowie die Caponnièren, die runden Anbauten am Fusse der Festung, wurden in den vergangenen Tagen von Mitarbeitern des städtischen Werkhofs von Moos und Flechten befreit. Über die Jahre hatte sich auf dem Sandstein eine bis zu zwei Zentimeter dicke Schicht aus Moos und Flechten gebildet. An einigen Stellen begannen sogar kleine Bäumchen aus den Fugen herauszuwachsen.

30 Jahre im Regen gelassen

Dass Wasser, Sonneneinstrahlung und Kälte am schrägen Anbau des Munots in 30 Jahren einige Spuren hinterlassen, erstaunt wenig. So lange ist es her, dass die Sandsteine dort neu verbaut wurden. Steinbildhauer Roger Meier war damals während dreier Jahre Bauzeit mit dem Bearbeiten des Sandsteins betraut. Er sagt, er habe die Stadt bereits vor drei Jahren darauf hingewiesen, dass der Anbau gereinigt werden müsse, wenn das Bauwerk keine Schäden nehmen solle. Die Stadt hat aber bis jetzt zugewartet. «Glücklicherweise», so Meier, «ist es bisher zu keinen Schäden an der Bausubstanz gekommen.»

In einem denkbar schlechten Zustand befinden sich aber die Fugen zwischen den einzelnen Steinen. «Diese müssen komplett erneuert werden», sagt Meier nach einem nur kurzen Augenschein vor Ort. «Erneuert man die Fugen nicht, fliesst Wasser ins Bauwerk», sagt der Mann mit langjähriger Erfahrung mit solchen Bauwerken. «Das würde zu noch mehr Moos und zu grösseren Abplatzungen führen.»

Zeitplan über den Haufen werfen

Dass sich die Fugen in einem derart schlechten Zustand befinden, erstaunt Corinne Wanner, die zuständige Projektleiterin des städtischen Hochbauamts. Das hat für sie und den Zeitplan der Stadt nämlich Auswirkungen. «Wir wollten das Baugerüst rund um die Caponnièren bis Ende April entfernt haben», sagt sie. Dann beginnt die Setzzeit der Hirsche. «Die Tiere brauchen dann Ruhe», sagt sie.

Steinbildhauer Roger Meier zeigt auf die kaputten Fugen an den Sockelbauteilen des Munots. Bild: dmu

Bisher lag man gut im Zeitplan. Die Reinigungsarbeiten kamen sogar schneller voran als geplant. Im Gespräch mit dem Steinbildhauer wird aber klar, dass die bis Ende April verbleibende Zeit wohl kaum dazu reichen wird, die Arbeiten komplett abzuschliessen. Meier geht davon aus, mindestens einen Monat beschäftigt zu sein, sämtliche Fugen auszuspitzen und dann wieder frisch aufzufüllen. «Die Witterung spielt ebenfalls eine wichtige Rolle», fügt er an. «Zwei Monate Arbeitszeit sind darum realistischer.» Das bedeutet, dass die Restauration nicht vor der Setzzeit der Hirsche abgeschlossen sein wird. Eine Möglichkeit wäre, einen Teil der Arbeiten noch vor der Setzzeit zu erledigen, den Rest danach. «Das Gerüst könnte man stehen lassen, es stört die Tiere nicht», so Meier. Andernfalls verschiebt man die Arbeiten komplett in den Sommer.

Neue Offerte notwendig

Für Wanner ist klar: «Wir müssen nochmals über die Bücher.» Am liebsten wäre ihr zwar, wenn die Arbeiten sofort starten würden. Das ist aber nicht möglich, weil nicht nur am Zeitplan, sondern auch an den Kosten geschraubt werden muss. Weil ein grösserer Aufwand bei den Restaurationsarbeiten ansteht, wird es auch zu mehr Kosten als ursprünglich angedacht kommen. Je nachdem, wie viel höher diese ausfallen, muss der Betrag von mehreren Stellen genehmigt werden.

 

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