Stadt prüft autofreien Abschnitt am Rhein

Daniel Jung | 
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Über die Zukunft des Gaswerkareals am Lindli wurde letztes Jahr abgestimmt. Nun prüft die Stadt, ob durch eine Umlegung der Kantonsstrasse durch das Areal ein Stück des Rheinufers vom Verkehr befreit werden kann.

Näher an den Rhein. Diese Sehnsucht wird in der Stadt Schaffhausen immer wieder zum Thema, wenn über bauliche Veränderungen gesprochen wird. Aktuell wird wiederum eine Möglichkeit diskutiert, wie ein Teil des Rheinufers vom motorisierten Verkehr befreit werden könnte. Konkret geht es um den rund 350 Meter langen Abschnitt der Rheinhaldenstrasse zwischen Salzstadel und Lindli, der autofrei werden könnte. Ob diese Idee in die Tat umgesetzt wird, hängt jedoch von vielen offenen Fragen ab.

Ausschreibung verschoben

Zuerst eine Rückblende: Am 5. Juni 2016 fanden in der Stadt Schaffhauen zwei miteinander verbundene Volksabstimmungen statt: Einerseits wurde über einen Baukredit für einen neuen Werkhof der Städtischen Werke (SH Power) im Schweizersbild entschieden. Der Kredit über 17,8 Millionen Franken wurde vom Volk mit 76,9 Prozent Ja-Stimmen klar angenommen.

Andererseits wurde über die Zukunft des bisherigen Werkhofareals am Lindli befunden. Hier stellte sich die Frage, ob das sogenannte Gaswerkareal verkauft oder im Baurecht abgegeben werden soll. Die Stimmbürger entschieden sich recht deutlich für eine Abgabe im Baurecht, wobei das Land im Besitz der Stadt bleibt. Für die Baurechtsvergabe soll ein Projektwettbewerb durchgeführt werden – ähnlich wie es derzeit beim Wagenareal auf dem Emmersberg geschieht (SN vom 17. Mai).

Die Ausschreibung des Projektwettbewerbs für das attraktive Gaswerkareal am Lindli lässt vorerst aber noch auf sich warten. Denn aktuell klärt die Schaffhauser Stadtplanung ab, ob ein Teil des Areals für eine Umlegung der Kantonsstrasse genutzt werden könnte. Würden die Autos künftig über die Buchthalerstrasse und durch das Gaswerkareal fahren, so könnte die Rheinhaldenstrasse zwischen Salzstadel und Lindli-Promenade vom Verkehr befreit werden.

Auftrag an die Stadtplanung

«Wir haben offiziell den Auftrag erhalten, diese Variante zu prüfen», sagt der Schaffhauser Stadtplaner Jens Andersen. Die Anregung sei aus der Baufachkommission des Grossen Stadtrats gekommen. Der Stadtrat habe diese aufgenommen.

Die Stadtplanung ist aktuell noch in der ersten Phase ihrer Abklärungen. «Wir erarbeiten derzeit die technischen und in­frastrukturellen Rahmenbedingungen für eine solche Verlegung der Strasse», sagt Andersen. Unter der Rheinhaldenstrasse, die eine Kantonsstrasse ist, verlaufen zahlreiche Leitungen für Trinkwasser, Abwasser, Elektrizität und Hochdruckerdgas. Zudem gilt es, Fragen bezüglich Lärm, Bushaltestellen und Langsamverkehr zu beachten. «Es gibt viele technische Fragen, die wir zuerst klären müssen, bevor wir sagen können, ob eine Verlegung möglich wäre», sagt Andersen. An der Beantwortung dieser Fragen arbeitet nicht nur die Stadtplanung, sondern auch spezialisierte Ingenieurbüros. Klar ist, dass die Änderung weitreichende Folgen nach sich ziehen würde. Unter anderem würde das Land im Gaswerkareal, das die Stadt an einen Baurechtsnehmer abgeben will, deutlich an Wert verlieren, weil es zerteilt und stärker dem Verkehr ausgesetzt würde.

«Es gibt viele technische Fragen, die wir zuerst klären müssen, bevor wir sagen können, ob eine Verlegung möglich wäre.» Jens Andersen, Stadtplaner von Schaffhausen

Noch keine schönen Pläne

«Bevor wir schöne Pläne zeichnen, was am Rheinufer alles möglich wäre, müssen wir die harten Infrastruktur-Fragen klären», sagt Andersen. Danach wird aber auch die Frage, wie man die neu gewonnene Fläche am Rheinufer künftig nutzen könnte, von der Stadtplanung analysiert. Hier gelte es, den städtebaulichen Mehrwert zu erarbeiten, sagt Andersen. «Ob aber ein solch grosser Eingriff verhältnismässig wäre, das müssen wir nun zuerst einmal vertieft abklären.»

Noch in diesem Herbst soll das Paket an Informationen dann an den Stadtrat und die Baufachkommission gehen. «Sie werden dann entscheiden, ob tatsächlich eine Planung der Strassenumlegung lanciert wird», sagt Andersen. Absehbar sei aber bereits, dass eine Umlegung der Strasse sehr kostenintensiv wäre.

Zwei Varianten

Sollten Stadtrat und Baufachkommission zu dem Entscheid kommen, dass die Kosten zum erhofften Nutzen in keinem günstigen Verhältnis stünden, so würde das Projekt wohl beerdigt und die Strassenführung wie bisher beibehalten werden. Danach könnte bald einmal die Ausschreibung der ganzen Gaswerk-Baurechtsfläche beginnen.

Sollte sich jedoch herausstellen, dass das Projekt zur Umlegung weiterverfolgt wird, so würde ein mehrjähriger Planungsprozess gestartet, bei dem auch der Kanton eine wichtige Rolle spielen würde. Auch käme es zu einer Volksabstimmung über die Umlegung der Strasse. «Es ist überhaupt noch nichts entschieden», sagt Andersen über den Stand des Projekts.

Keine ganz frische Idee

Die Idee zur Umlegung der Kantonsstrasse ist nicht neu. Sie wurde zuletzt im Zusammenhang mit dem Bewerbungsprozess für die Internationale Gartenschau (IGA) diskutiert, wofür Schaffhausen mit 22 weiteren Gemeinden am Bodensee kandidierte. Im September 2007 präsentierte der Stadtrat eine entsprechende Vorlage, die auch folgende Massnahme enthielt: «Neue Spange Rheinhaldenstrasse–Buchthalerstrasse durch das Gaswerkareal, um den untersten Abschnitt der Rheinhaldenstrasse weitgehend verkehrsfrei zu machen.»

Ob der Traum eines Parks direkt am Rhein bald einmal in die Realität umgesetzt werden kann, dürfte im nächsten Winter klar sein.

 

 

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