Neuhauser Jungtierschau: Eines der letzten Feste in der «Oase»
Wegen ihres Rechtsstreits mit der Gemeinde waren die Neuhauser Kleintierzüchter zuletzt häufiger in den Medien. Nun hat der Verein zur traditionellen Jungtierschau und zum Tag der offenen Tür geladen. Auch dort ist der Streit um das gepachtete Land Thema.
Am Samstag um 10 Uhr ist offizieller Beginn der Jungtierschau und des Tags der offenen Tür in der Neuhauser Kleintierzuchtanlage. Nur wenige Minuten später stürmen zwei Buben auf das Areal. Sie seien aus Löhningen mit dem Velo hergefahren, sagt Käti Löwenthal, die den beiden auf das Areal folgt. Die Buben hätten es eilig gehabt, die Tiere zu sehen.
Es ist friedlich auf der grünen, am Waldrand gelegenen Anlage. Tiergeräusche un-termalen die Idylle. Ein Pfau ruft aus einem der Gehege. Ein Hahn, der umringt von ein paar Hühnern auf dem Gelände umherstolziert, kräht. Dann ertönt lautes Hämmern. Auf dem Nachbargelände, wo unter der Woche kräftig gebaut wird, werden am Samstag offenbar noch kleinere Arbeiten ausgeführt.
Die Kleintierzuchtanlage befindet sich am Ende des Neuhauser Gewerbegebiets Rundbuck. Dieses hat sich in den letzten Jahren immer weiter ausgedehnt. Um weiteren Firmen Platz zu machen, soll der Kaninchenzucht- und Vogelschutzverein Neuhausen am Rheinfall (KZVV) weichen. Der Verein ist seit den 1970ern auf der letzten grossen Gewerbezone im Rundbuck zu Hause. Die Gemeinde hatte dem KZVV Ende 2019 den Pachtvertrag aufgekündigt. Eigentlich hätten die Züchter das Gelände schon vor fast zwei Jahren verlassen müssen. Doch sie akzeptierten den Entscheid nicht und zogen vor Gericht.
Besucherin Käti Löwenthal ist entsetzt, als sie im Gespräch mit Züchter Ruedi Asal von der Kündigung erfährt. «Das ist so eine Oase hier!» Sie fragt Asal, wo man für den Erhalt der Kleintierzuchtanlage unterschreiben könne. Eine solche Unterschriftenaktion ist aber nicht geplant, wie Vereinspräsident Christoph Küpfer sagt. Er glaube nicht, dass diese zielführend sei.
Greifvögel als Höhepunkt
Wegen Küpfer beziehungsweise dessen Greifvogelpräsentation kommen an diesem Vormittag mehrere Familien nach Neuhausen. Dabei sind es nicht nur die Kinder, welche die Vögel unbedingt sehen möchten. Stefan Tobler aus Diessenhofen berichtet, dass eine Bekannte demnächst eine Falknerprüfung absolviert. Sie habe so begeistert von der Arbeit mit den Greifvögeln erzählt, dass er sich diese nun mal live ansehen wollte.
«Ich will auch Vögel züchten!»
Jonas Schneider, Besucher
Nicht nur Tobler hat Spass an der rund einstündigen Präsentation von Wüstenbussard Frecki, Falke Makeda und Uhu Nele. Auch Toblers Göttibub Jonas Schneider. Nachdem er kurz Eule Nele auf seinem behandschuhten Arm halten darf, ist er sicher: «Ich will auch Vögel züchten!»
Nebst der Anlagenbesichtigung und der Greifvogelpräsentation stellen die Neuhauser Züchter Jungtiere von über einem Dutzend Tierrassen aus. Auf einer Wiese neben dem Vereinsheim können Miniaturtauben, diverse Kaninchen-, Meerschweinchen- und Hühnerarten begutachtet werden. «Denen geht es nicht schlecht», sagt Küpfer, als er das Stirnrunzeln einer Besucherin beim Betrachten einer Hühnerrasse bemerkt. Die Tiere haben kein Gefieder am Hals. «Die Rasse sieht so aus, das sind Nackthalshühner!», sagt er. Nicht alle ausgestellten Tiere stammen von Neuhauser Züchtern. Werner Hangartner, Präsident des Marthaler Kleintierzüchtervereins, hat etwa extra für den Anlass ein paar seiner Kaninchen hergebracht. Er freue sich, dass die Jungtierschau nach 2019 endlich wieder stattfinde. «Es ist immer uh lässig hier.»
Trotz des grossen Aufwands sind im Festzelt am Samstagmittag nur einzelne Tische besetzt. Am Nachmittag werden es etwas mehr sein. Diejenigen, die gekommen sind, scheinen Spass zu haben. Ein Paar verspricht gar, am nächsten Tag mit Bekannten wiederzukommen.
Jungtierschau
Miniaturtauben, Nackthalshühner und herzige Häschen
Elf Häuschen mit eigenem Grundstücksteil befinden sich auf der 9000 Quadratmeter umfassenden Kleintierzuchtanlage im Neuhauser Rundbuck. Rund 500 Tiere leben hier, unter anderem Papageien, Pfaue, Gänse und Kaninchen. Chef ist Kater Mäxli.
Ruedi Asal (Bild unten) ist schon seit Jahrzehnten Vereinsmitglied. Er züchtet Hühner, Kaninchen und Fasane. Vor dem Käfig seiner grauen Pfauenfasane berichtet er, dass deren Jungen leider vor ein paar Wochen nach einem Kälteeinbruch verstorben seien. Er hoffe, dass es in diesem Jahr nochmals Nachwuchs gebe. Asal posiert mit einem seiner Hühner für die «Schaffhauser Nachrichten».
Dann holt der Züchter ein paar Kaninchen aus den Käfigen, damit Leonidas Munoz sie kurz streicheln kann. Der Bub ist am Samstagmorgen zusammen mit Käti und Raphael Löwenthal mit dem Velo aus Löhningen nach Neuhausen geradelt, um die Jungtiere und die Greifvogelpräsentation anzuschauen.
Später darf Leonidas sogar noch einen Greifvogel auf dem Arm halten.
«Ich habe hier sehr viele schöne Erinnerungen»
Thomas Gwerder (Bild oben) ist einer der jüngeren Mitglieder des Neuhauser Kaninchenzucht- und Vogelschutzvereins. Er habe nicht nur Freude an den Tieren, sagt Gwerder, als er seine Hühner der Sorte Zwerg-New-Hampshire in die Käfige für die Jungtierschau setzt. «Ich habe hier auf der Anlage auch sehr viele schöne Erinnerungen an meine Grosseltern.»
Schon als Kind hätten diese ihn mit in den Rundbuck genommen. Gwerder zeigt auf einen grossen Nussbaum. «Den hat meine Grossmutter gesetzt.» Thomas Gwerder hat das Häuschen der Grosseltern nach deren Tod übernommen. Die Kleintierzuchtanlage in den kommenden Jahren wegen der Kündigung des Pachtvertrags verlassen zu müssen, «nagt schon sehr am Herzen», sagt der Züchter. (sba)