Nach Vergewaltigung beim Ebnat-Kreisel: Diese Frauen wollen, dass niemand mehr allein nach Hause laufen muss
Zwei Schaffhauserinnen haben eine Instagram-Seite lanciert, die Gratis-Taxis und telefonische Begleitung für alle anbieten möchte, die nachts allein durch Schaffhauser Strassen gehen müssen und sich unsicher fühlen. Die Freundinnen haben ihr Vorhaben aufgrund der Vergewaltigung einer 22-jährigen Frau gefasst.
Haben Sie sich schon einmal unsicher gefühlt, als Sie nachts durch die Schaffhauser Strassen gegangen sind? Oder haben Sie schon mit einer Freundin telefoniert, die sich auf dem Nachhauseweg nicht sicher gefühlt hat? Die Wahrscheinlich ist hoch, dass etwas davon auf Sie zutrifft. Denn wie der raketenhafte Aufstieg der Instagram-Seite @gethomesafesh zeigt, ist die Sicherheit auf den nächtlichen Strassen ein Thema, das viele Schaffhauserinnen und Schaffhauser beschäftigt.
Am Donnerstag wurde durch eine Medienmitteilung der Schaffhauser Polizei der Fall einer 22-jährigen Frau bekannt, die am vergangenen Wochenende beim Ebnat-Kreisel in Schaffhausen in einen Busch gezerrt und vergewaltigt wurde. Als Reaktion auf dieses Verbrechen haben zwei Freundinnen, die bislang nur als Indy und Vani öffentlich in Erscheinung getreten sind, die Instagram-Seite @gethomesafesh gegründet. Einen Tag später hat sie bereits über 2500 Follower.
Netzwerk aus Freiwilligen
Das Ziel der Seite ist so einfach wie ehrgeizig: Jede Person, die sich bei ihnen meldet, soll entweder mit einem Gratis-Taxi sicher nach Hause gebracht werden oder zumindest mit jemandem telefonieren können, bis sie sicher zu Hause angekommen ist. Niemand soll allein nach Hause laufen müssen. Die benötigten personellen Ressourcen sollen dabei durch Freiwillige gestellt werden.
Die Idee wurde von den Schaffhauserinnen und Schaffhausern äusserst positiv aufgenommen: In den Kommentaren unter den Posts hagelt es Lob und Ratschläge, wie sich ein solches Netzwerk aus Freiwilligen am besten aufbauen und koordinieren lässt. Die Story, die auf die neue Instagram-Seite aufmerksam macht, wurde zigmal geteilt. Unter anderem von Juso-Kantonsrätin Leonie Altorfer und der Instagram-Seite @feministischerstreik_sh, die mit ihren Storys insgesamt über 2200 Follower erreichen. Wie die Organisatorinnen schreiben, haben sich auch bereits mehrere Personen gemeldet, die gerne aushelfen möchten.
Organisatorische Details müssen geklärt werden
Bei aller Positivität müssen sich die Organisatorinnen nun aber mit dringenden Problemen beschäftigen, die erst noch gelöst werden müssen, bevor @gethomesafesh seinen Service tatsächlich anbieten kann. Datenschutz sei ein wichtiges Thema, wie auch die Überprüfung der Helfenden, schreiben die Organisatorinnen. Kommentierende zeigen sich besorgt ab der Möglichkeit, dass der Service missbraucht werden könnte. Ein potenzieller Täter könnte sich als freiwilliger Fahrer melden und dann auf direktem Wege zu einer Person geführt werden, die einsam unterwegs ist und eigentlich Hilfe benötigt.
Erste Ideen haben die Organisatorinnen bereits: So sollen Hetero-Männer auch nur Hetero-Männer fahren dürfen. Queere Personen und Frauen sollen dafür alle anderen chauffieren dürfen. Um die Freiwilligeneinsätze koordinieren zu können, soll ausserdem ein grosser Chat oder ein sicheres Dokument eingerichtet werden, in dem die Freiwilligen mit Telefonnummer und Angaben zu ihrem Fahrzeug aufgeführt sind.
Bislang sind noch keine abschliessenden Lösungen präsentiert worden. Die Organisatorinnen haben aber einem Interview mit den «Schaffhauser Nachrichten» Mitte nächster Woche zugestimmt, in dem Genaueres zum Angebot bekannt gegeben werden soll.