«Mit den Resultaten bin ich natürlich nicht zufrieden»: Dressurreiterin Andrina Suter über ihre Leistung an den Olympischen Spielen
Andrina Suter war die einzige Schweizer Dressurreiterin an den Olympischen Spielen in Paris. Der bisherige Höhepunkt in der Karriere der 32-jährigen Dörflingerin. Doch der Rückschlag folgte prompt: Sie musste ihre Spitzenpferde abgeben.
Das Leben hat manchmal die sonderbarsten Wendungen parat. Davon kann die 32-jährige Andrina Suter ein Müsterchen erzählen. Die in Thayngen lebende Reitsportlerin aus Dörflingen wurde als einzige Schweizer Dressurreiterin für die Olympischen Sommerspiele nach Paris nominiert. «Ich bin unwahrscheinlich stolz darauf, dass ich das mit meinem Team erreicht habe», sagte die Reiterin, deren Heimat der elterliche Steinackerhof in Dörflingen ist. Dort trainiert sie. Dort ist auch die Basis für ihr Team. «Ohne die Leute rund um den Hof und mir wohlgesonnene Menschen hätte ich das alles nicht geschafft», empfindet Suter auch heute noch tiefe Dankbarkeit.
Unvergessliche Momente
Denn das Erlebte wird Suter nie vergessen. Sowohl im positiven Sinn wie auch später im negativen. Zuerst war das sportliche Abenteuer in Frankreich. Mit ihrem Olympiapferd Fibonacci, mit dem die Reiterin vor den Spielen immer besser harmonierte und dies mit Spitzenplätzen bei bekannten Turnieren unterstrich, reiste das Team aus Dörflingen nach Versailles. Dort, vor der traumhaften Kulisse beim weltberühmten Schloss, fanden die Reitwettbewerbe statt. «Eine unvergessliche Umgebung mit einer einmaligen Stimmung», wird Suter das Erlebte niemals wieder vergessen.
«Leider blieb ich sportlich unter meinen Möglichkeiten», berichtet die Reiterin. Ihr Fibonacci war auf den Punkt parat. Doch die Reiterin machte Fehler und war nach dem Auftritt vor der Weltöffentlichkeit bedient und von der Klassierung schwer enttäuscht. Auch wenn die junge Reiterin von der Fachwelt niemals als Anwärterin auf einen Spitzenplatz, geschweige denn auf eine Medaille, angesehen wurde, insgeheim hätte sich die junge Schweizerin doch einen Platz in der Kür erhofft. Da ist es für die Dressurreiterin auch kein Trost, wenn man sie darauf hinweist, dass in Sportlerkreisen erzählt wird, in solchen Sportarten diene der erste Start an Olympischen Spielen vor allem dazu, Erfahrungen zu sammeln.
Insofern könnte man Andrina Suter zurufen: «Peil die nächsten Olympischen Spiele 2028 in Los Angeles an!» In normalen Zeiten würde Andrina Suter dann versuchen, ihre Spitzenpferde Fibonacci, Briatore und Depeche Mode in ein Trainingsprogramm zu integrieren und ihre Sportpartner, die sie längst als Familienmitglieder ansieht und behandelt, auf diesen Termin in Topform zu bringen.
… und plötzlich waren die Pferde weg
Allerdings musste die Dressurreiterin nur kurze Zeit nach der Rückkehr aus Paris einen schweren Rückschlag hinnehmen. In der Reitsportszene ist es durchaus nichts Aussergewöhnliches, wenn Pferdebesitzer ihre Tiere von einem Reitstall zum nächsten verschieben oder die Tiere verkauft werden. Das erlebte auch die beste Schaffhauser Dressurreiterin, denn der Geschäftsmann Robert Lualdi, dem das vierbeinige Trio auf dem Steinackerhof gehört, holte seine Pferde ab und gab sie an den ehemaligen Trainer von Andrina Suter weiter. «Das war für mich erst einmal ein Schock. Denn Fibonacci, Briatore und Depeche Mode waren mehr als nur Sportpartner. Sie waren längst ein Teil von mir», erklärt Suter. Mittlerweile ist der Trennungsschmerz verkraftet, auch wenn Andrina Suter noch immer traurig ist, wenn sie die Geschichte erzählt. Ist sie auch sauer auf den Besitzer der Pferde? «Nein, denn er hat mir auch viel Vertrauen gegeben und ich konnte dank ihm viel erreichen. Natürlich hätte ich mir gewünscht, dass die Trennung auf eine andere Art und Weise erfolgt wäre. Doch so läuft es im Sport halt manchmal», sagt die 32-jährige Reiterin.
Umorientierung und junge Pferde
Und so orientiert sich die aufstrebende Reiterin eben um. Dass sie sich durchaus einen Ruf in der Szene erarbeitet hat, erlebte Suter, nachdem die Trennung öffentlich wurde. «Andere Pferdebesitzer haben angefragt.» Einen Schnellschuss wird es bei Andrina Suter aber nicht geben. Erstens hat sie mit Del Curto schon ein vielversprechendes Pferd mit Perspektiven im Beritt und zweitens bildet sie weitere junge Pferde aus, die sie an die grossen Prüfungen heranführen möchte.
Doch ein Traum bleibt natürlich weiter im Hinterkopf parat: die Qualifikation für die Spiele von 2028. «Natürlich ist das ein Ziel, das ich gerne erreichen würde.» Vielleicht findet Andrina Suter bis dahin wieder einen Pferdebesitzer, der ihr ein Spitzenpferd zur Verfügung stellt. Wie es geht, sich für ein Weltereignis zu qualifizieren, weiss Andrina Suter bereits.