Gendersensibilität: Mami und Papi oder Elternteil?

Kay Fehr | 
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Auch in Schaffhausen haben viele Eltern Fragen zur gendersensiblen Erziehung, sagt die Teamleiterin der Beratungsstelle. Bild: Key

Die Debatte, wie Sprache mit den Geschlechtern umgehen soll, läuft weiter. In Zürich erntete ein Newsletter der Mütter- und Väterberatung heftige Reaktionen. Auch die hiesige Beratungsstelle ist mit der sogenannten Gendersensibilität konfrontiert.

Kürzlich sorgte der Newsletter der stadtzürcherischen Mütter- und Väterberatung für Aufsehen. Konkret wurde das Thema gendersensible Erziehung angesprochen, ein Ansatz, wie mit einer «reflektierten und kritischen Sichtweise hinsichtlich dem ‹Zwei-Geschlechter-Modell› Kinder in ihrer individuellen Entwicklung unterstützt werden können». Bezogen auf die Sprache wird den Eltern darin empfohlen: «Wenn Sie von anderen Familien reden, können Sie neutrale Bezeichnungen wie z.B. Kind, Elternteil oder Betreuungsperson verwenden.» Ziel sei es, alle Menschen mit deren geschlechtlicher Verteilung mitzudenken, sie gleichwertig zu betrachten und zu benennen. Die Begriffe «Mami» und «Papi» sollen zwar nicht abgeschafft oder verboten werden, aber man solle auf sie verzichten, wenn über Personen gesprochen werde, die man nicht genau kenne. Daran störten sich in Zürich einige Politikerinnen und Politiker, wie unter anderem die NZZ und 20 Minuten berichteten. Es brauche keine Empfehlungen seitens der Behörden, so der Tenor. Der Newsletter sei «alarmierend und völlig lebensfremd», zahlreiche Rückmeldungen waren negativ. Die Tipps seien nur als Inspiration gedacht, konterte die Stadt, viele Eltern treibe das Thema um.

Auch in Schaffhausen im Gespräch

Die Gendersensibilität ist auch in Schaffhausen angekommen. «Es ist eine Tatsache, dass Menschen rein ihres Geschlechts wegen unterschiedlich behandelt werden. Mit dem Begriff ‹gendersensibel› möchte darauf aufmerksam gemacht werden, diesen Umstand zu hinterfragen», sagt Katja Widmer, Teamleiterin der Mütter- und Väterberatung Schaffhausen. Im Zürcher Newsletter gehe es darum, wie man Kinder zu selbst denkenden, toleranten Menschen erziehen könne. «Vielleicht gelingt es uns so als Gesellschaft, unseren Kindern die Chancengerechtigkeit zu ermöglichen, die sie verdienen.» Eine gendersensible Erziehung werde bei der Beratungsstelle demnach häufig angesprochen – jedoch nicht direkt, sondern mit Fragen wie: «Wie kann es mir gelingen, meinem Kind zu vermitteln, dass es auch als Junge in Ordnung ist, mit einer Puppe zu spielen?» oder: «Ist es okay, wenn mein Junge auch einmal das Kleid seiner grossen Schwester anzieht?» Widmer: «Das sind die wichtigen Fragen, die Eltern beschäftigen, welche die Mütter- und Väterberatung besuchen.» Es sei eine herausfordernde Aufgabe der Beratungsstelle, die Eltern darin zu unterstützen, ihre Kinder in eine Welt zu begleiten, «in der weder das Geschlecht, noch die Hautfarbe, noch die Herkunft dazu benutzt wird, jemanden zu beurteilen, sondern zählt, was dieses Individuum kann», sagt Widmer.

Empfiehlt die Mütter- und Väterberatung den Schaffhauser Familien also ebenfalls, neutrale Bezeichnungen wie «Betreuungsperson» zu wählen, wenn sie über andere Familien sprechen? «Bei Familien, die nicht das traditionelle Familienkonstrukt leben, wird empfohlen, direkt nachzufragen, wie es für die jeweilige Familie stimmig ist. Dies ist meist eine sehr persönliche Einstellung und man kann so individuell auf sein Gegenüber eingehen.» Demzufolge gebe es diesbezüglich auch keinen Leitfaden. Stattdessen werde die Einstellung gelebt, dass jedes Individuum das Recht hat, so zu sein, wie es für ihn oder sie stimmt, sagt die Teamleiterin. «Die Beratungsstelle akzeptiert Menschen, welche nicht den konservativen Weg wählen und unterstützt sie im Finden ihres Platzes in unserer Gesellschaft.»

Kommt die Umbenennung?

Müsste dann die Mütter- und Väterberatung – konsequenterweise – in Elternteilberatung umbenannt werden, um allen Familien gerecht zu werden? Die Frage stehe schweizweit schon lange im Raum, so Widmer. «Viel wichtiger als die Bezeichnung ist indes die gelebte Haltung und Unterstützung der Beratungsstelle auch gegenüber Menschen, die nicht das traditionelle Familienmodell leben.»

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