Studierende der PH Schaffhausen schlagen Alarm
In einem Brief wenden sich Studierende der PH Schaffhausen an den Hochschulrat. Die angehenden Lehrpersonen sind unzufrieden mit der Leitung der PH und sprechen von grossen Unsicherheiten.
Sie gehören zu den gefragtesten Studierenden: Absolventinnen und Absolventen der Pädagogischen Hochschule (PH) Schaffhausen. Beim aktuell herrschenden Mangel an Lehrpersonen müssen sie sich keine Sorge um eine Anstellung machen. Die Studierenden der PH machen sich aber Sorgen um ihre Hochschule und um ihr Studium.
Es klingt zwar harmlos, hat es aber in sich. Unter dem Titel «Information zur Befindlichkeit der Studierenden» hat das Studierendenforum der PH Schaffhausen die Situation zusammengefasst. Das aus fünf Studierenden bestehende Forum ist die Nahtstelle zwischen Studierenden und der Hochschulleitung. Mit ihrem gestern versandten Brief, der den «Schaffhauser Nachrichten» vorliegt, richtet sich die Studierendenvertretung aber nicht an die Hochschulleitung, sondern an den Hochschulrat. Er ist das oberste Organ und trägt die strategische Führungs- sowie die unmittelbare Aufsichtsverantwortung für die PH.
Qualität hat gelitten
Das Studierendenforum betont, dass der Brief als «sachliches Informationsschreiben» verstanden werden soll. Doch die Rede ist davon, dass die Qualität der Lehre in gewissen Fachbereichen abgenommen habe in den letzten Semestern. Personelle Wechsel hätten zu kurzfristigen Übergaben geführt, wobei die neuen Dozierenden nicht immer über den aktuellsten Stand des Unterrichts Bescheid gewusst hätten.
Auch bei ganz Grundsätzlichem fühlen sich die Studierenden nicht ausreichend informiert. Die Reformen, die umgesetzt werden, seit im August 2021 eine neue Hochschulleitung amtet, seien nicht zu Ende gedacht. Grundsätzlich befürworte das Studierendenforum die Reform zwar, aber Fragen zu Prüfungen, Leistungsnachweisen oder Sprachaufenthalten könnten nicht befriedigend beantwortet werden, heisst es im Brief.
Stundenpläne ohne Rücksprache geändert
Stark in der Kritik steht die Kommunikation der Hochschulleitung. «Den Kontakt mit der Hochschulleitung empfinden wir als ambivalent», heisst es. Zwar werde stets betont, dass die Türen für die Studierenden offen stünden. Aus den hervorgebrachten Punkten würden aber meist keine Verbesserungen resultieren. Zudem wird ein konkreter Fall geschildert, in dem die Rektorin Gerda Buhl laut geworden sei.
Mehrere Beispiele im Schreiben zeigen, mit welchen Problemen die Studierenden konfrontiert sind. Zu Semesterbeginn sei nicht klar gewesen, welche Module nicht mit Dozierenden besetzt werden konnten. Zudem seien Stundenpläne ohne Rücksprache geändert worden. Die Folge davon: Teilzeitstudierende haben Probleme, weil sie in ihrer hochschulfreien Zeit Unterrichtspensen wahrnehmen müssten. Um an Informationen zu gelangen, müsse zudem mehrfach und zum Teil an verschiedenen Stellen nachgehakt werden.
«Nehmen die Kritik ernst»
Die SN haben mit Studierenden und Personen aus dem Umfeld der PH gesprochen. Eine Studentin berichtet ebenfalls von der Unsicherheit mit Blick auf die Semesterplanung. «Die neue Hochschulleitung hat die Struktur der Schule auf den Kopf gestellt», sagt sie. «Mehrere Dozierende haben die PH Schaffhausen verlassen, weil sie die neue Situation nicht ausgehalten haben.» Eine von ihnen, erinnert sich die Studierende, habe gekündigt, ohne eine Anschlusslösung zu haben.
«Mehrere Dozierende haben die PH Schaffhausen verlassen, weil sie die neue Situation nicht ausgehalten haben.»
PH-Studentin
Es gibt aber auch Stimmen, die sagen, dass es während grosser Umstrukturierungen eben zu Reibungen komme. Die Absichten der Leitung seien gute, nur werde alles etwas zu schnell und ohne Rücksicht auf Bestehendes umgesetzt – wie es das Studierendenforum ebenfalls schildert.
Mit dem Brief gelangt die Studierendenschaft erstmals an die höchste Instanz der PH. Beat Stöckli ist Präsident des Hochschulrats. Er sagt: «Wir nehmen die Vorwürfe ernst.» Um über das weitere Vorgehen und allfällige Massnahmen zu entscheiden, habe er den Hochschulrat bereits kurz vor dem Brief zu einer ausserordentlichen Sitzung eingeladen, die im Januar stattfinden wird. Dort wird auch die Interpellation von GLP-Kantonsrat Jannik Schraff thematisiert, die sich ebenfalls um die Unzufriedenheit an der PH dreht.
Der Hochschulrat sei sich bewusst, dass mit der Umsetzung einer Reform des Studiengangs Herausforderungen und damit verbunden auch gewisse Unsicherheiten verbunden seien, sagt Stöckli. «Gleichzeitig ist es uns aber auch wichtig, dass wir ein umfassendes Bild von der Situation erhalten. Dazu werden wir in den kommenden Tagen diverse Gespräche führen.» Eine starke PH sei gerade in der aktuelle Lehrermangel-Situation wichtig. Das unterstreichen auch die Studierenden.