Schwäne: In Schaffhausen geschützt – in Büsingen kommen sie auf den Tisch

Dario Muffler | 
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Auch im Winter treiben die Schwäne auf dem Rhein oder befinden sich in dessen Nähe. Bild: Julia Leppin

In Büsingen werden Schwäne legal ­geschossen: für den Verzehr und nicht speziell zur Regulierung des Bestands. In der Schweiz stehen die grossen ­Vögel derweil unter Schutz.

Gemeinhin gilt er als Sinnbild für Anmut, in Realität kann er aber ganz schön aggressiv sein. Insbesondere während der Brutzeit, wenn das Tier sein Revier verteidigt – auch wenn dieses wie vor ein paar Jahren direkt am Kiesweg beim Lindli liegt. Der Höckerschwan ist in Schaffhausen weitverbreitet. Eine genaue Zahl der Tiere mit dem schwarzen Höcker auf ihrem orangen Schnabel ist aber nicht bekannt, wie Andreas Vögeli, Jagd- und Fischereiaufseher des Kantons, verrät. «Der Höckerschwan ist keine bedrohte Art», sagt er. Sehr wohl aber ist der weis­se Wasservogel geschützt. Das bedeutet, man darf ihn nicht abschiessen.

An manchen Stellen in der Schweiz sorgt der grösste Wasservogel Europas aber für solche Probleme, dass der Bund kürzlich eine Sonderbewilligung für den Abschuss erteilt hat. So dürfen Jäger im Kanton Nidwalden während der kommenden fünf Jahre Schwäne schiessen, wenn sämtliche Massnahmen zur Regulierung des Bestands zu wenig Wirkung zeigen. Dazu gehören etwa das Anstechen von Eiern oder einzeln bewilligte Abschüsse.

Betroffen ist vor allem die Allmend in Buochs, die sich unmittelbar bei einem Flughafen befindet. Dort wurden die Schwäne zu einem Sicherheitsrisiko. Piloten mussten sogar bereits auf Weisung des Towers durchstarten oder den Start abbrechen, weil die Tiere über die Piste gelaufen sind.

Andreas Vögeli sagt, dass man in Schaffhausen weit davon entfernt sei, Schwäne abzuschiessen. «Um eine Abschussbewilligung zu bekommen, braucht es einen sehr grossen Leidensdruck», sagt er. «Dieser ist hier in keiner Art und Weise gegeben.» Vögeli will aber nicht ausschliessen, dass es in einigen Jahren vielleicht zu viele Schwäne entlang des Rhein­ufers geben könnte. Der Bestand sei auf alle Fälle bereits heute gross genug.

Die Jungschwäne, die im vergangenen Sommer verstorben waren, haben insofern zu einer Regulierung des Bestands beigetragen. Schön sei das aber nicht, so Vögeli. «Wir schauen diesen Sommer genau hin, ob wieder etwas Vergleichbares passiert», sagt er.

Anderes Land, andere Gesetze

Während das Schiessen von Schwänen in der Schweiz grundsätzlich verboten ist, darf man die Tiere in Deutschland begrenzt jagen. In Büsingen, das dem Jagdgesetz von Baden-Württemberg untersteht, darf zwischen November und Mitte Februar Jagd auf die grossen weissen Vögel gemacht werden. Diesen Winter schiessen zumindest die Büsinger Jäger aber keine Schwäne, sagt Jagdaufseher Helmut Weiss. «Im Winter 2017/2018 wurden drei Tiere geschossen», sagt er. Im Winter 2016/2017 wurde kein einziges Tier geschossen.

Die Antwort auf die Frage, weshalb die Schwäne geschossen werden, erstaunt: «Zum Verzehr», sagt Weiss. Zwar ist die Meinung verbreitet, dass Schwanenfleisch zäh sei und tranig schmecke. Verspeist wurden Schwäne aber an englischen und französischen Königshäusern, wovon verschiedene Überlieferungen berichten. Und heute sagt Weiss dazu: «Es sind die jungen, braun gefiederten Tiere, die gutes Fleisch haben.» Wonach Schwan schmecke, sei aber schwierig zu sagen. Mit Bestandsregulierung habe die Jagd hier aber nichts zu tun. Weiss ist gleichwohl der Ansicht, dass es eher zu viele als zu wenige Schwanenpaare zwischen Stein am Rhein und Schaffhausen habe.

Die Schwanenjagd habe in den vergangenen Jahren an Beliebtheit eingebüsst, sagt Weiss. «Es wird auch nicht gern gesehen, wenn man auf Schwäne schiesst.» Die Jäger würden sich dafür Tage aussuchen, an denen sich möglichst wenige Personen am Rhein aufhielten. «Das Jagen von Schwänen macht keine Freude», so Weiss. Die Wasservögel hätten keine Scheu und schwämmen einfach auf dem Wasser. «Das Abschiessen gleicht eher einer Exekution denn einer Jagd.»

Vor ziemlich genau 13 Jahren kam es bei einer Schwanenjagd deshalb auch zu einem grösseren Aufschrei in der Region. Damals hatte die in Diessenhofen wohnhafte Renate Hiss vom Schweizer Ufer aus beobachtet, wie Jäger auf der Gailinger Rheinseite mehrere Schwäne schossen. Ihre Empörung und ihr Unverständnis über das, wie sie schrieb, unethische Vorgehen, schlug sich in einem Leserbrief nieder. Noch heute erinnert sich die Frau an den Vorfall: «Das hat mich richtig bewegt, deshalb bin ich sehr aktiv geworden.» Zwar sei die Schwanenjagd noch immer erlaubt, und sie bekomme auch noch heute mit, dass die Vögel gejagt würden. «Damals erliess der Gailinger Bürgermeister aber, dass Schwäne nur ausserhalb von bewohntem Gebiet geschossen werden dürfen», beschreibt Hiss ihren Teilerfolg.

 

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