So gefährlich sind LKW auf Schaffhauser Strassen unterwegs

Das Schwerverkehrskontrollzentrum beim Güterbahnhof kontrolliert Lastwagen aus ganz Europa. Immer wieder müssen die Polizisten dabei kuriose und gefährliche Verstösse ahnden.
Sichtfeld-Einschränkung: Alles klar geregelt
Die Mikrowelle im Führerstand ist ein Extrembeispiel, im Schwerverkehrskontrollzentrum werden aber regelmässig Lastwagenfahrer gebüsst, welche die Regeln nicht einhalten. «Wir verstehen natürlich, wenn sich ein Lastwagenfahrer seinen harten Job etwas angenehmer machen will, es muss jedoch alles im erlaubten Rahmen bleiben», erklärt Patrick Caprez, Kommunikationsbeauftragter der Schaffhauser Polizei. Was erlaubt ist und was nicht, ist nämlich per Gesetz - etwas kompliziert - aber klar geregelt. Der Mann oder die Frau hinter dem Steuer muss bei einer Augenhöhe von 0.75 Meter über der Sitzfläche ausserhalb eines Halbkreises von zwölf Metern Radius die Fahrbahn frei überblicken können. In 77 Fällen haben die Polizisten im Schwerverkehrskontrollzentrum Schaffhausen im Jahr 2018 eine Busse ausgesprochen. Oft waren es nur kleine Sichtbehinderungen - in den vergangenen Jahren gab es aber auch Fälle, bei welchen ein normaler Verkehrsteilnehmer erstmals leer schlucken muss. Beispiele dazu finden sie in der Auflistung rechts.
Der Schwerverkehr bei der Schaffhauser Polizei
Der Schwerverkehr ist einer der drei Fachbereiche, in welche die «Verkehrspolizeiliche Spezialversorgung» der Schaffhauser Polizei unterteilt ist. Die zwei Einsatzgruppen Schwerverkehr führen mobile Kontrollen durch. Zudem wird durch diese Einsatzgruppen das Schwerverkehrskontrollzentrum beim Güterbahnhof in Schaffhausen betrieben. Hier wird vor allem der Schwerverkehr auf der Nord-Süd-Achse kontrolliert.
Ein Lautsprecher, verschiedene Sportschals und eine Mikrowelle auf der Ablagefläche des Armaturenbretts sollten den langen Aufenthalt in der Führerkabine angenehmer gestalten, brachten einem Lastwagenfahrer am Freitag bei einer Kontrolle im Schwerverkehrskontrollzentrum in Schaffhausen aber Schwierigkeiten ein. Die oben genannten Gegenstände versperrten ihm nämlich zumindest teilweise die Sicht auf die Strasse. Erst nach dem Entfernen und dem Zahlen eines Depositums durfte der Chauffeur seine Fahrt fortsetzen.
Im Jahr 2018 wurden im Schaffhauser Schwerverkehrskontrollzentrum 77 Lastwagenfahrer/innen aufgrund von Sichtbehinderung in der Führerkabine gebüsst. Dies sind aber nur sechs Prozent aller Übertretungen des vergangenen Jahres. «Die meisten Verstösse ahndet das Schwerverkehrskontrollzentrum in Bereich von Gewichts- und Massenüberschreitungen», so Patrick Caprez, Kommunikationsverantwortlicher der Schaffhauser Polizei. Doch auch der Zustand der Fahrzeuge und die Sicherung der Ladung benötigen immer wieder ein Einschreiten der Beamten. So wurden bei einer Grosskontrolle im vergangenen Herbst bei 80 kontrollierten Lastwagen 30 Chauffeure angezeigt und 43 Verstösse festgestellt.
Wie wichtig die Arbeit der Schaffhauser Polizei in diesem Bereich wirklich ist, zeigen die extremsten Beispiele der vergangenen Jahre, die wir hier aufgelistet haben:
Ungesicherte Ladung: 24 Tonnen Steine
Eine Gefahr für die Schaffhauser Strassen wäre ein Lastwagenfahrer aus Portugal geworden, wäre er nicht im vergangenen Oktober von der Schaffhauser Polizei beim Grenzübergang in Thayngen kontrolliert worden. Seine Ladung, bestehend aus 24 Tonnen Steinen, war nämlich völlig ungesichert. Die ganze Meldung gibt es hier zum Nachlesen.
Eine riesige Mängelliste
Einen Monat zuvor wurde ein Lastwagen aus der Türkei kontrolliert. Dieser wies so viele Mängel auf, dass sich die Polizisten die Finger wund schrieben. Eine gerissene Bremsscheibe, ein massiver Ölverlust und einen nur mit Schnur befestigen, losen Aussenspiegel sind nur einige Dinge, die die Schaffhauser Polizei beanstandete. Die ungesicherte Ladung hatte sich bereits selbständig gemacht und drückte so stark durch die Plane, dass dadurch eine Überbreite entstand. Zu guter Letzt war die Ladung auch noch illegal. Mehr dazu gibt's hier zum Nachlesen
Kaffeemaschinen im Sichtfeld
Der Beruf des Lastwagenfahrers kann ganz schön streng sein. Da braucht es nach stundenlanger Fahrt ab und zu auch mal einen Kaffee. Wenn man für einen Kaffee aber anhalten muss, verliert man wertvolle Zeit. «Kein Problem», dachten sich dazu wohl zwei LKW-Fahrer, die im März 2012 wenige Tage hintereinander von der Polizei in Schaffhausen kontrolliert wurden. Sie hatten die Kaffeemaschine direkt auf ihr Armaturenbrett gestellt. Blöderweise damit auch in ihr Sichtfeld. Für den einen der beiden Chauffeure war eine Maschine aber noch nicht genug. Eine zweite Kaffeemaschine und ein Stoffhund versperrten seine Sicht nach draussen zusätzlich. In beiden Fällen gab es eine saftige Busse und eine Anzeige.
Das eine oder andere Bier zu viel
Das eine oder andere Bier zu viel getrunken, hat ein LKW-Fahrer aus Tschechien, der im vergangenen Sommer im Schwerverkehrskontrollzentrum kontrolliert wurde. Eine Atemluftmessung ergab einen Wert von 1,82 Promille. Blöd für den Brummifahrer: Das selbe Vergehen wurde ihm bereits zu einem früheren Zeitpunkt im Kanton Glarus vorgeworfen. Fürs Erste ging der Mann zu Fuss weiter. Die ganze Meldung gibt es hier zum Nachlesen. P.S.: Ein paar Wochen zuvor hatte die deutsche Polizei in Gottmadingen einen Lastwagenfahrer angehalten, der sogar mit 2.5 Promille unterwegs war.
Laptop gegen Langeweile
Diesem LKW-Chauffeur aus der Slowakei war im April 2017 am Steuer seines Gefährts wohl zu langweilig. Nur doof, dass der aufgeklappte Laptop die Sicht des Mannes massiv einschränkte. Die Polizei bestrafte ihn mit einer Geldbusse und einer Anzeige. Nachdem er den Laptop zusammengeklappt hatte, durfte er weiterfahren.
Zugezogene Gardinen = besseres TV-Feeling
Sie denken, schlimmer geht es nicht? Doch, geht es sehr wohl. Dank eines mit Klebeband befestigten Bildschirms und zugezogener Gardinen konnte ein rumänischr Fernfahrer 2014 auch bei hellem Sonnenlicht fernsehen. Einziges Problem: Er geriet in eine Kontrolle der Schaffhauser Polizei. Bereits zwei Jahre zuvor ging den Beamten im Schwerverkehrskontrollzentrum ein Lastwagenfahrer ins Netz, welcher einen 15-Zoll-Bildschirm auf seinem Armaturenbrett befestigt hatte.
Stärker geschmückt als ein Fasnachtswagen
Im Jahr 2013 wurde ein litauischer Lastwagenfahrer angehalten, der seine Frontscheibe mit Dutzenden Fähnchen, Wimpel und Stofffiguren so ausgeschmückt hatte, dass seine Sicht massiv eingeschränkt war. Ausserdem hatte er ein in der Schweiz verbotenes Radarwarngerät mit dabei.
Vier von sechs Bremsscheiben gebrochen
Sein eigenes Leben war diesem im November 2017 kontrollierten LKW-Fahrer wohl nicht so wichtig. Gleich vier seiner sechs Bremsscheiben an seinem mit fünf Tonnen beladenen 40-Tönner waren gebrochen. Die ganze Meldung gibt es hier zum Nachlesen.
Gefährliche Eisplatten
Im April 2017 hat die Polizei drei Lastwagen mit grossen Eisplatten auf den Anhängern gestoppt. Diese haben sich auf den Dächern der Auflieger und Anhänger gebildet und waren vor allem für die hinter den Lastwagen herfahrenden Fahrzeuge eine grosse Gefahr. Den Artikel dazu gibt es hier.
Zu eitel? - Ohne Brille unterwegs
Obwohl das Tragen einer Brille durch eine amtliche Auflage in seinem Führerausweis vorgeschrieben ist, hielt ein LKW-Fahrer aus Deutschland eine Sehhilfe nicht für notwendig. Auch die Ruhezeiten hielt der Chauffeur in den Tagen vor der Kontrolle Ende Dezember 2018 wohl nur selten ein. In der Kontrollperiode lenkte er seinen Lastwagen teilweise doppelt so lange wie erlaubt.