Nach Todesdrama in Polen: Wie sicher sind Schaffhauser Escape Rooms?

In Polen starben fünf Mädchen nach einem Feuerausbruch eingeschlossen in einem Escape Room. Wir sind der Frage nachgegangen, wie sicher die Schaffhauser Rätselräume sind.
Radikale Überprüfung in Polen
Nach der tödlichen Brand-Tragödie in einem «Escape Room» werden in Polen die Spielorte landesweit überprüft. Ein Feuerwehrsprecher forderte die Betreiber auf, die Escape-Räume bis zum Abschluss der am Samstag begonnenen Inspektionen nicht zu nutzen. Wie die Nachrichtenagentur PAP berichtete, werden insbesondere Brandschutzmassnahmen geprüft. Im Falle der Nichtbeachtung der entsprechenden Bestimmungen könnten die Eigentümer bestraft und der Betrieb der Spielstätte verboten werden.
Die Betreiber von «Escape-Räumen» in Polen müssen bisher keine besonderen Genehmigungen der Feuerwehr einholen. Innenminister Brudzinski hatte deshalb sofortige Überprüfungen der Brandschutzmassnahmen in allen derartigen Objekten angeordnet.
Ein weltweiter Trend
Die Behörden schätzen die Zahl der «Escape-Räume» in Polen auf rund 1000 - die meisten davon in Warschau. Bei einem «Escape-Game» oder Fluchtspiel versucht eine Gruppe, aus einem abgeschlossenen Raum zu entkommen. Sie muss dafür unter Zeitdruck bestimmte Rätsel und Aufgaben lösen. «Escape-Games» haben sich in den vergangenen Jahren in vielen Ländern, auch in der Schweiz, zu einem Trend entwickelt.
In Polen wurden am Freitag fünf Mädchen auf eine schreckliche Art und Weise aus dem Leben gerissen. Eingesperrt in einem Escape-Room, starben sie, als zwischen Kontrollraum und ihrem tödlichen Gefängnis ein Feuer ausbrach. Nach dem tragischen Unglück taucht natürlich sofort auch die Frage auf, wie sicher solche Rätselräume denn in der Schweiz sind. Wir haben bei den beiden Anbietern in Schaffhausen nachgefragt.
Im Casino Schaffhausen zeigt man sich schockiert vom tragischen Ereignis in Polen. Für den eigenen Escape Room, der seit etwas weniger als einem Jahr im Keller des Casinos auf rätselfreudige Herausforderer wartet, sind aber keine Massnahmen als Reaktion geplant. «Aufgrund unseres Sicherheitsstandards sehen wir keinen Bedarf, so Simon Häseli, Leiter Sicherheit und Technik im Casino Schaffhausen. Der AdventureRoom sei von der Feuerpolizei abgenommen worden und entspreche den aktuellen Brandschutzvorschriften. Brandmelder, Notentriegelungstasten und Kameraüberwachungen sorgen für Sicherheit.
Handschellen werden nur kurze Zeit angelegt
Wer dies also will, kann sich im Casino auch in Zukunft zum Start des Rätelspasses an Handschellen festgebunden in einen Raum einsperren lassen. «Die Handschellen sind natürlich freiwillig, darauf weisen wir explizit hin», erklärt Häseli. Könne sich ein Spieler nicht innert kürzester Zeit von den Handschellen befreien, helfe der sogenannte «Gamemaster», also der Spielleiter hinter den Überwachungsbildschirmen mit einem Hinweis oder überlasse den Spielern den Schlüssel, erzählt der Sicherheitsverantwortliche weiter.
Kurz nach dem tragischen Vorfall in Polen hatte ein Unternehmen in Zürich bereits reagiert. Bei «Escape Quest» bleiben trotz existierender Notfallknöpfe ab sofort alle Türen unverschlossen. Im dem Glücksspiel gewidmeten Abenteuerraum im Schaffhauser Casino sei dies nicht nötig, wie Sicherheitsschef Simon Häseli sagt. «Die Türen können immer von innen geöffnet werden und auch wenn sich die Türen abschliessen lassen, ist durch die Not-Öffnung jederzeit eine Übersteuerung gewährleistet.»
Keine abgeschlossenen Türen auf der Breite
Auch Daniel Schmidig, welcher auf der Breite zwei Escape-Rooms führt, zeigt sich schockiert vom tragischen Unglück in Polen. «Da taucht natürlich immer gleich die Frage auf, wie so was passieren kann», so Schmidig, der vor etwas mehr als einem Jahr in seinem Einfamilienhaus auf der Breite den ersten Schaffhauser Escape-Raum eröffnet hat. Trotz des Vorfalls in Polen werde auch er keine Anpassungen vornehmen. «Unsere Besucher werden nicht wie an anderen Orten eingesperrt. Es gilt nur ein Rätsel zu lösen», so Schmidig. Die Räume können jederzeit durch zwei Türen verlassen werden.
Auch sonst habe bei der Entwicklung der beiden Rätselräume die Sicherheit eine wichtige Rolle gespielt. Mit einer Risikoanalyse wurden mögliche Gefahren von Anfang an ausgeschlossen. «In einem solchem Raum probieren die Gäste die verschiedensten Dinge aus um das Rätsel zu lösen, zum Beispiel stochern sie mit einer Radioantenne an einer Steckdose herum», erklärt Schmidig die Herausforderung eines sicheren Escape Rooms. Ausserdem werden die Rätselnden zu jeder Zeit von einem Spielleiter über Kameras beobachtet. Dieser kann in einem Notfall - zum Beispiel bei einem Herzinfarkt bei einem der Gäste – dann innert Sekunden eingreifen.