Katastrophen und Unglücke in Schaffhausen: Würden Sie überleben?

Zugunglücke, die Bombardierung des Bahnhofs, schwere Brände und grausame Epidemien. Würden Sie das alles überleben? Hier können Sie es herausfinden.
Hintergründe: Was war passiert?
Die Pest in Schaffhausen

In Schaffhausen wütete die Pest besonders stark im 17. Jahrhundert. Damals raffte die Krankheit einen grossen Teil der Bevölkerung der Stadt dahin. Das war auch die schwerste Epidemie, die die Stadt während der Neuzeit erlebte. Heute hat die Krankheit ihren Schrecken weitgehend verloren - auch wenn sie noch immer jederzeit wieder ausbrechen könnte - auch bei uns.
Das Zugunglück von Herblingen 1897

Am 6. Dezember 1897 entgleiste ein Schnellzug auf dem Streckenabschnitt bei Herblingen. In den Schaffhauser Nachrichten vom 7. Dezember steht, dass wirklich direkt nach dem Unglück Ärzte aus Thayngen vor Ort waren und sich um die verletzten kümmerten. Der Zug, der damals wegen der Verspätung zu schnell von Singen nach Schaffhausen unterwegs war, «geriet aus den Schienen, die jämmerlich verbogen und in Stücke zerbrochen sind.» Auch wenn die Bilder aus der damaligen Zeit martialisch aussehen, so gab es doch keine Tote. Einzig ein Mann aus Stuttgart soll sich laut der Zeitung damals schwer verletzt haben. Trotzdem: In der Zeitung von damals heisst es: «Die Stelle des Unfalls ist wie gepflügt» und «die Schienen und Schwellen weggerissen».
Gestorben ist niemand – und, sogar damals konnten schon am nächsten Tag wieder Züge fahren.
Der grosse Stadtbrand von 1372
Im Jahr 1372 ereignete sich in Schaffhausen der wohl schwerste Brand, den die Stadt jemals erlebt hat. Damals fielen knapp ¾ aller Häuser, die meisten bestanden aus Holz und hatten nur Strohdächer, den Flammen zum Opfer. Auch wenn die Quellenlage zu diesem Ereignis eher dürftig ist, so gibt es doch die Legende, wonach ein Pärchen beim Liebespiel in einer Scheune das Feuer ausgelöst haben soll.

Es dauerte fast zehn Jahre, eher die Stadt wieder aufgebaut war.
Die Bombardierung von Schaffhausen 1944

Am 1. April 1944 trafen in rund 30 Sekunden 371 Brand- und Sprengbomben Fabriken, Wohnhäuser und Gleise - dabei starben 49 Menschen. Ein Volltreffer schlug dabei direkt in den Südtrakt des Bahnhofsgebäudes ein. Dabei wurden das Stations- und Abfertigungsbüro mit dem Billettschalter zerstört. Der Luftdruck bei dieser Explosion war so stark, dass er Reisende im Drittklasswagen des abfahrbereiten Zuges erdrückte. Gleiczeitg wurden auf der Bahnhofstrasse zwei Passanten von herumfliegenden Splittern getötet. Im und um den Bahnhof starben 18 Personen.

Die Feuerwehr und Rettungskräfte waren schnell vor Ort und was noch beeindruckender ist: Bereits um 16.30 Uhr wurden wieder Bahnbilletts verkauft und um 17 Uhr –gerade mal acht Stunden nach der Bombardierung – wurde sogar die Strecke nach Neuhausen wieder in Betrieb genommen.
Das Pontonierunglück von 1920

Am 21. Juni 1920 machten sich, laut den «Schaffhauser Nachrichten» von damals, neun Pontoniere von Ihrem Depot in Flurlingen aus auf um den Rhein zu durchqueren. Die Stelle beim Moserdamm war damals besonders heimtückisch. Unzählige Untiefen und hohe Wellen machten eine Überfahrt überaus gefährlich. Sie schrieb diese Zeitung damals von dem Versuch, dort überzusetzen, dass dies «allzu wagemutig» gewesen und «entgegen der Warnung der Polizeiorgane » geschehen sei.
So kam es, wie es kommen musste: Die Wellen überspülten das Pont und rissen die Fahrer aus dem Boot. Andere Berichte sagen, dass diese zuvor einen Fels gerammt haben sollen.
Wie auch immer, der Ausgang des Unglücks bleibt der Gleiche: Von den neun Pontonieren überlebten sechs das Unglück. Drei Männer ertranken. Ihre Leichen wurden erst Wochen später im Rhein entdeckt.
In der Region kam es immer wieder zu Katastrophen. Wie gut wissen Sie darüber Bescheid? Wir stellen Sie vor eine Wahl, bei der es buchstäblich für Sie um Leben und Tod gehen könnte – würden Sie die grössten Katastrophen in unserer Region überleben? Oder wären Sie ein weiteres Opfer für die Geschichtsbücher?
Eine heimtückische Krankheit

Schaffhausen ist fest im Würgegriff der Pest. Immer mehr Menschen werden Opfer der heimtückischen Seuche. Irgendwie scheint es, als ob jeder einen Freund, Angehörigen oder zumindest einen Bekannten hat, den der «schwarze Tod» bereits dahingerafft hat. Sie sind bisher verschont geblieben – aber wird das auch so bleiben? Es liegt an Ihnen, ob Sie diese Suche überleben werden.
Eines Nachts, Sie liegen in der Stube, dicht gedrängt mit anderen Menschen. Sie hören Ihren Nebenmann husten und schwer röcheln. Es scheint, als würde auch er bald in einem der unzähligen Massengräbern landen, in denen die Opfer dieser Epidemie verschwinden. Sie sind gesund – noch.
Das könnte sich aber ändern, wenn Sie jetzt die falsche Entscheidung treffen.
Aufstehen und gehen können Sie nicht. Keiner darf nach Einbruch der Nacht das Haus verlassen. Also sind Sie hier gefangen, alleine mit diesem kranken Mann neben sich. Sie haben zwei Möglichkeiten. Die eine ist tödlich – die andere rettet Ihnen das Leben.
Ich nehme eine Tinktur dieser Zeit ein und öffne die Fenster nach Norden
Jetzt kann Ihnen ja nichts mehr passieren. Sie legen sich hin – um am nächsten Tag voller Flohbisse aufzuwachen und wenige Tage später ein weiterer Körper in einer der unzähligen Massengräber zu werden.

Denn diese Tinktur bringt gar nichts. Das damals als Allheilmittel angesehene Mittel Theriak hat keinerlei Auswirkung auf die Pest oder auf das Immunsystem. Egal, wie viel Sie davon zu sich nehmen.
Auch die Idee, dass von Norden her gute Luft kommt, ist absoluter Humbug. So stimmt es, dass die Pest in südlichen Ländern wie Italien stärker wütete, aber das liegt hauptsächlich daran, dass dort der Rattenfloh bessere Lebensbedinungen fand als in kälteren Gefilden. Damit sind Sie am Ende – es erwartet Sie ein qualvoller Tod.
Sie Stellen Feuerschalen um Ihr Bett und reiben sich mit Essig ein

Sie stinken abartig und der beissende Dampf der Feuerschalen kratzt in ihrem Hals – aber Sie werden überleben.
Ihr Nachbar beschwert sich über den Gestank, der von Ihnen ausgeht - aber im Laufe der Nacht wird sein Fluchen ebenso leiser wie sein Atmen.
Durch die Feuerschalen trauen sich keine Ratten an Ihr Bett. Das bedeutet auch, dass kein Rattenfloh - der Überträger der Pest - sich zu nahe an sie heranwagt. Kein Biss, keine Übertragung. Der Essig schreckt die Tiere zusätzlich ab.
Am nächten Morgen ist Ihr Schlafgefährte tot – Sie aber erfreuen sich weiterhin Ihrer Gesundheit. Gratuliere. Sie haben soeben die Pest überstanden.
Eine Zugfahrt mit bösem Ende

Es ist der Abend des 6. Dezember 1897. An Ihnen zieht die Landschaft vorbei. Es liegt schon ein wenig Schnee. Noch gibt es keine R12, die von Herblingen nach Thayngen führt. Sie sehen links und rechts vor allem Bäume. Gerade sitzen Sie in einem Schnellzug – zumindest nach damaligem Verhältnis. Das Gefährt, gezogen von einer Dampflokomotive, schafft als Spitzengeschwindigkeit etwa 130 Kilometer pro Stunde. Passen Sie jetzt gut auf, denn die nächste Entscheidung kann schon ihre letzte sein. Sie sitzen in der zweiten Klasse. Ein Mann, augenscheinlich ein Handelsreisender, fragt Sie, ob Sie vielleicht mit ihm sein Ticket tauschen. Ihn würde ein Geruch in der 1. Klasse, dort, wo er sitzt, stören.
Ja, ich tausche mit ihm den Platz
«Wir sind viel zu spät», echauffiert sich die Frau. Und tatsächlich: Der Zug hat 13 Minuten Verspätung. Sie spüren, wie er sich in eine enge Kurve legt – dann, dass etwas ganz und gar nicht stimmt. Metall kreischt laut auf, im gleichen schrillen Schrei wie die Kammerzofe und ihre Herrin. Nach einigen heftigen Schlägen wird Ihnen schwarz vor Augen. Kurze Zeit später blickt Sie ein Mann an. Er stellt sich als Arzt aus Thayngen vor und erklärt Ihnen, was passiert ist: «Der Zug war viel zu schnell unterwegs –die Kurven waren wohl zu eng für diese Geschwindigkeit und ich vermute, die Lok war zu leicht. Ich meine, wie sollte diese sich bei den Geschwindigkeiten auf den Gleisen halten?»
Sie haben eine kleine Platzwunde und Ihnen ist schwummrig – aber sonst fehlt Ihnen nichts.
Sie haben überlebt. Glückwunsch.
Sie blicken ihm nach, als Sie merken, dass der Zug irgendwie schräg liegt. Kaum ist Ihnen das aufgefallen, kippt der Wagen auch schon um. Sie haben das Pech, sehr nahe am Fenster zu sitzen. Der Wagen kippt, wird von der Kraft noch weitergezogen und landet dann teilweise im Krebsbach. Mit Ihnen im Wagen.
Es knallt ein paar Mal laut, dann wird es auf einmal sehr kalt – und sie stehen in eiskaltem Wasser. Aber auch Sie haben hier Glück: Wenn Sie nur 30 Minuten ausharren, wird man Sie befreien. So lange dauerte es, bis die Menschen, die in diesem Wagen sassen und in den Krebsbach gefallen waren, ebenfalls gerettet wurden. Manche mussten sogar zwei Stunden darin ausharren - aber auch von ihnen überlebte jeder.
Heute stirbt niemand – auch nicht Sie. Seien Sie sich bei unseren anderen Beispielen aber besser nicht so sicher.
Eine trügerische, neue Heimat

Es ist das Jahr 1372 – Sie wollen sich mit Ihrer Familie eine neue Existenz aufbauen. Jetzt gilt für Sie nur die Frage: Wo? Ihr Bruder lebt schon seit einiger Zeit in einem kleinen Ort namens Schaffhausen. Hinter den Mauern fühle er sich sicher, sagt er. Das Leben sei gut dort. Also folgen Sie seinem Ruf.
Dort angekommen, haben Sie zwei Möglichkeiten: Lassen Sie sich in der Stadt nieder - hinter den Mauern - oder versuchen Sie vor den Toren der Stadt ihr Glück? Die Entscheidung wird Ihr Leben verändern. Was machen Sie?
Sie ziehen vor die Stadtmauern
Sofort gehen Sie vor die Tür und blicken in Richtung Schaffhausen: Um zu entdecken, dass fast die gesamte Stadt in Flammen steht. Dicker, schwarzer Rauch wabert über die verwinkelten Gässchen, während die Flammen ein Holzhaus nach dem anderen bis auf die Grundmauern niederbrennen. Die Tore sind geschlossen – denn die Wachen haben Angst, dass Leute bei so einem Ereignis zu Plünderern werden.
Fassungslos müssen Sie mit ansehen, wie letztlich Dreiviertel der gesamten Stadt niederbrennen. Aber immerhin: Sie und Ihre Familie überleben dieses Inferno – auch, weil Sie nicht hinter den Mauern lebten.
Sie ziehen hinter die Stadtmauern
Dann jedoch, eines Abends, riechen Sie etwas. Zuerst ist es nur weit entfernt. Wahrscheinlich ist es eine von den unzähligen Feuerstellen, die in den Häusern stehen. Irgendjemand wird feuchtes Holz in das Feuer geworfen haben. Der Geruch wird jedoch immer beissender, bis er irgendwann Ihren Rachen reizt und Sie zu husten beginnen. Dann hören Sie aber auch schon die Schreie. Von überall her brüllen die Leute: «Feuer! Feuer!» Als sie aus ihrem Haus blicken, sehen Sie es: Rasend schnell springen die Flammen von einem Haus auf das andere. Damals sind die Häuser hier zum Grossteil aus Holz gebaut – und so ein gefundenes Fressen für die Flammen, die sich gierig von Strohdach zu Strohdach fressen. Die Torwächter haben, wie es bei so einem Ereignis normal ist, bereits die Tore geschlossen – Aus Angst vor Plünderern. Also sind Sie hier gefangen.
Während der Rauch immer dichter wird, wird Ihnen schummrig vor den Augen. Die Hitze lässt Ihre Haut spannen – bis es unerträglich wird. Erst dann endlich, umfängt Sie eine Ohnmacht, aus der Sie nie mehr aufwachen werden.
Hinter der Mauer war die falsche Entscheidung.

Falsche Zeit, falscher Ort?

Es ist der 1. April 1944.
Es ist ein schöner Tag. Sie gehen über den Fronwagplatz spazieren und gehen in Richtung Bahnhof. Auf dem Platz ist heute wieder Wochenmarkt und Händler bieten ihre frischen Waren an. Sie wollen heute mit dem Zug nach Zürich fahren. Sie müssen sich sputen, denn Ihr Zug fährt bald ab.
Plötzlich hören Sie ein vertrautes Geräusch. Das immer wieder auf- und abschwellende Geräusch der Luftschutzsirene. Muss Sie das nervös machen? Nein. Sie beschleunigen Ihren Schritt nicht, bleiben sogar eher stehen und suchen nach den Fliegern – von diesen geht nämlich in der Stadt eine seltsame Faszination aus.
Was soll den schon passieren? So denken die meisten, auch Sie.
Gerade, als Sie weitergehen wollen, treffen Sie einen Bekannten. Er fragt Sie, ob Sie wirklich nach Zürich wollen, oder ob Sie nicht mit Ihm heute nach Neuhausen fahren wollen. Ein anderer Bekannter sei abgesprungen und jetzt hätte er ein Billet zu viel. Der Zug nach Zürich wartet auf Sie am südlichen Teil des Bahnhofs. Der nach Neuhausen am nördlichen. Wo werden Sie überleben?

Das letzte, was Sie in Ihrem Leben machen werden. Ein Volltreffer zerstört das Stations- und Abfertigungsbüro des Schaffhauser Bahnhofs komplett. Der Druck ist so stark, dass auch Sie und mehrere andere Mitreisende in dem Abteil direkt zerquetscht werden.

Zürich kann warten – und da Sie eh kein Billet gekauft haben, machen Sie sich auf den Weg nach Neuhausen.
Also überqueren Sie die Passerelle über die Gleise und gehen in Richtung der Nordseite des Bahnhofs. Gerade, als Sie auf der anderen Seite sind, passiert es. Die Explosion ist ohrenbetäubend und reisst Sie sogar hier von den Beinen. Trümmerteile fliegen in die Luft. Eine Fliegerbombe zerstört den Bahnhof.
Sie kommen erst wieder zu sich, als die Polizei und die Feuerwehr bereits dabei sind, zu retten, was und wer zu retten ist. Sie brauchen aber keine Hilfe. Ein paar Platzwunden und ein starkes Sausen auf den Ohren ist alles, was Sie heute erlitten haben.
Die Entscheidung hat Ihnen das Leben gerettet.
Eine unsichere Überfahrt
Sie sind ein Pontonier im Jahr 1920. Sie kennen den Rhein, die Stromschnellen und die Untiefen wie ihre Westentasche. So auch die Stelle, wo heute das Kraftwerk steht. Diese ist besonders heimtückisch, bilden sich dort doch immer wieder Wellen und Verwerfungen, die nur schwer zu durchqueren sind.
Aber schreckt Sie das ab? Nein. Zusammen mit neun Kameraden entscheiden Sie sich, dass Sie diese Stelle durchqueren wollen. Daher starten Sie, an einem warmen Mittwochabend von ihrem Depot in Flurlingen aus. Sie wissen um die Gefahren, in die sie sich stürzen. Am Ufer beäugen einige Schaulustige das Spektakel.
Es dauert nicht lange, da wir Ihr Boot das erste Mal überspült. Das frische Rheinwasser steht Ihnen bis zum Knöchel, aber Sie lassen sich nicht beirren – ausserdem haben Sie keine Wahl. Das Ufer ist in weiter Ferne und die Strömung schnell.
Immer wieder überspülen die Wellen das Boot. Jetzt gilt es, eine Entscheidung zu treffen. Sie können der Fahrrinne, der Ideallinie, die ihr Instinkt Ihnen vorgibt, weiter folgen. Oder, Sie steuern Ihr Boot in Richtung Ufer – auch auf die Gefahr hin, hier eventuell mit Steinen und unbekannten Untiefen konfrontiert zu werden.
Was machen Sie?
Sie bleiben auf der Ideallinie

Sie kennen den Fluss, Sie wissen, auf welcher Linie er sich am leichtesten zähmen lässt – dachten Sie zumindest – und irren sich damit tödlich. Immer wieder überspülen Wellen Ihr Boot, füllen es immer weiter und weiter. In den Schaffhauser Nachrichten von damals wird berichtet, dass irgendwann «der vordere Teil des Pontons» und später auch «das ganze Fahrzeug unter Wasser» stand. Später wurden die Fahrer «von den reißenden Wellen aus dem Ponton herausgerissen». Sie sind einer davon. Wellen, Untiefen – selbst für einen geübten Schwimmer ist es sehr schwierig, sich dort über Wasser zu halten.
So gehen Sie unter – und tauchen nicht mehr auf.
Diese Entscheidung war leider falsch.
Sie steuern unbekannte Gewässer an
Glückwunsch – diese Entscheidung war richtig!